Reichenau

[942] Reichenau, 1) Marktflecken im Mühlkreise (Österreich ob der Enns); Schloß, Glashütte; 550 Ew.; 2) Stadt im böhmischen Kreise Gitschin, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft; Schloß mit Bücher- u. Bildersammlung, Gymnasium, Piaristencollegium, Streichgarnspinnerei, Tuchweberei, Fabrikation von Papiermachée, Rosoglio; 4500 Ew.; dabei das Brünlbad; 3) Stadt im böhmischen Kreise Leippa; Dosenfabrik; 2700 Ew.; 4) (Neu-R.), Stadt im böhmischen Kreise Budweis; Schloß, Eisenhammer; 1200 Ew.; 5) Ober- u. Unter-R., zwei Dörfer im böhmischen Kreise Eger, mit Fasanerie, Steinkohlengruben, Schwefelsäurefabrik; 6) Alt- u. Neu-R., zwei Dörfer im Kreise Bolkenhain des Regierungsbezirks Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien; 1 evangelische, 2 katholische Kirchen, Domänenamt, Leinweberei, Färberei; dabei die Tolonien Neudörfel am Harteberge u. Neudörfel am Krähenbusch, mit diesen gegen 3000[942] Ew.; 7) Gerichtsamt des königlich sächsischen Kreisdirectionsbezirkes Bautzen (Oberlausitz), mit 11,950 Ew. in 14 Dörfern; 8) Amtsitz darin u. Pfarrdorf, Lein- u. Bandweberei, Färbereien, Bleichen, Tischlerei; 3880 Ew.; 9) Insel im Zellersee, einem Theile des Bodensees im Amte Constanz des badenschen Seekreises, 5/4 Stunde lang, 1/2 Stunde breit, ist östlich mit dem Festlande durch eine Brücke verbunden; 1520 Ew.; bringt Obst, Getreide, Wein. Sonst hatte sie eine reiche, 724 von Pirminus gestiftete, 1790 aufgehobene Benedictinerabtei u. eine berühmte Schule, kam 1538 zum Hochstifte Constanz, 1802 an Baden u. der größte Theil der Güter an den Schweizercanton Thurgau, in dessen Umfang sie lagen. Jetzt ist daselbst eine Kostanstalt für Wohlhabende, welche gern ruhig u. angenehm leben wollen, gestiftet. Vgl. Schönhuth, Chronik des ehemaligen Klosters R., Freiburg 1836; Staiger, Die Insel R., Lindau 1860; 10) Schloß im Bezirk Im Boden des Schweizercantons Graubündten, westlich bei Chur u. an der Vereinigung des Hinter- u. Vorderrheins; darin sonst Erziehungsanstalt, in welcher der flüchtige Herzog von Chartres, später König Ludwig Philipp von Frankreich unter dem Namen Chabot 1793–1794 sich aufhielt u. Unterricht gab. Das Schloß ist von den Bischöfen von Chur erbaut u. gehört jetzt der Familie von Planta.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 942-943.
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