Regensburg [1]

[925] Regensburg, ehemaliges fürstbischöfliches Hochstift in. Deutschland, zu welchem gegen 11,000 Dominialunterthanen in mehren Reichsherrschaften (Donaustauff, Wörth, Hohenburg) u. Ortschaften in Baiern u. der Oberpfalz gehörten. Der Bischof war Reichsstand. Wappen: ein schräger silberner Rechtsbalken im rothen Felde. Das Bisthum wurde 740 gestiftet u. der erste Bischof war Garibald (Gaubald), welcher seinen Sitz im Kloster St. Emmerans nahm u. 752 starb; seine Nachfolger waren: Sigarich bis 767, Sympertus (Sinbert) bis 791, Constantin bis 792, Adalbinus (Adelwin), welcher seinen bischöflichen Sitz in die St. Stephanskirche in der Stadt verlegte; 816 Bathuricus, welcher seinen Sitz in das Emmeranskloster zurücklegte u. unter welchem das Hochstift durch, vom König Ludwig dem Frommen geschenkte Güter in Ungarn u. Österreich sehr bereichert wurde; 844 Erchanfried; 853 Emerich (Embricho); 891 Aspert, 894 Tuto; 930 Isangrin; 948 Gunthar u. nach 6 Monaten Michael, welcher persönlich in der Schlacht bei Augsburg gegen die Hunnen kämpfte; 972 Wolfgang, Graf von Pfulingen; 994 Gebhard I., Graf von Andechs u. Hohenwarth; 1023 Gebhard II.; 1036 Gebhard III., welcher mit Herzog Konrad von Baiern wegen dessen Bedrückung des Landes in Streit gerieth (st. 1060); 1061 Otto, welcher in den Streitigkeiten des Kaisers Heinrich IV. mit dem Papste die Partei des Erstern nahm u. deshalb in den Bann gethan wurde; er st. 1088; 1089 Gebhard IV., Graf von Hohenlohe; 1105 Ulrich u. Hartwig, Söhne des Herzogs Engelbert von Kärnten, welche in dem Zwiespalt Heinrichs IV. mit seinem Sohne verschiedene Gönner hatten, bis der Letztere, von dem jüngeren Heinrich geschützt, Bischof blieb; 1128 Kuno; 1131 Heinrich, Graf von Wolfrathshausen, welcher mit dem Herzog Heinrich, gegen dessen Willen er gewählt war, viele Fehden hatte; 1155 Hartwig II., ein eifriger Waidmann; 1164 Eberhard; 1167 Kuno II. von Reitenbuch; 1185 Gottfried von Bamberg, ein gelehrter u. sprachenkundiger Mann, resignirte 1186; Konrad II. von Leichling; 1204 Konrad III., Graf von Frontenhausen (st. 1226); 1227 Sigfried; 1246 Albert I., Graf von Pöttigau, erhob sich gegen den Kaiser Friedrich II., dämpfte eine Empörung der Städter gegen ihn blutig, machte eine Verschwörung gegen das Leben des Kaisers Konrad u. wurde auf die Klage der Regensburger Bürger 1260 abgesetzt; Albert II., Buntschuh genannt (da er als Dominicaner seine Bundschuhe fort trug), bezahlte viele Schulden des Hochstifts u. resignirte 1262; Leo Dundorfer, welcher mit dem Bischof Konrad II. von Freising blutige Fehden hatte u. 1275 den Grund zu der neuen Domkirche legte; 1277 Heinrich II., Graf von Rothenegg, welcher vom Herzog Ludwig die Gefälle vom Friedgericht, Kammeramt u. Schultheißenamt in R. verpfändet erhielt, die Schulden des Bisthums sehr minderte u. den Dom vollendete; 1296 Konrad IV., Graf von Luppurg; 1313 Nicolaus; 1340 Friedrich, Burggraf von Nürnberg, war verschwenderisch u. stürzte das Stift in große Schulden, st. 1364; erst 1368 folgte Konrad V. von Haimberg (Henneberg); 1381 Theoderich (Dieterich) von Abensberg, st. 1383; 1384 Johann, Sohn des Herzogs Stephan von Ingolstadt, welcher durch seine Prachtliebe die Finanzen des Bisthums wieder in große Verwirrung brachte u. sich arge Erpressungen erlaubte; 1409 Albert III. von Stauf, welcher gute Wirthschaft führte; 1421 Johann II., seinem Vorgänger ähnlich; 1428 Erhard von Sattelbogen, welcher aber seinem Competenten Konrad VI. von Susat wich; 1437 Friedrich II. von Parsberg, ein großmüthiger u. tapferer Prälat, welcher seinem Bisthum selbst vom Kaiser nicht zu nahe treten ließ; 1450 Friedrich III. von Plankenfels; 1457 Ruprecht I. von Neumarkt, Pfalzgraf bei Rhein; 1465 Heinrich III. von Absberg, welcher sich um das Bisthum u. die Stadt sehr verdient machte; 1493 Ruprecht II., Herzog von Baiern, Sohn des Pfalzgrafen Friedrich von Sponheim; 1507 Johann III., Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Baiern, unter welchem die Stadt einen gefährlichen Aufstand gegen den Rath machte; 1538 Pancratius von Sinzerhosen, verlegte wegen der in R. überhand nehmenden Reformation seine Residenz nach Wördt; 1548 Georg von Pappenheim, ein eifriger Vertheidiger der Gerechtsame seiner Kirche, der auch Kirchen u. Klöster von den Lutherischen zurückbrachte; 1563 Veit von Frauenberg; 1567 David Kölderer; 1579 der dreijährige Philipp, Sohn des Herzogs Wilhelm von Baiern, bis zu dessen Selbstregierung die Finanzen des Stifts von dem päpstlichen Nuntius Felician u. von Wilhelm von Schliedern verwaltet u. unter welchem 1587 die Jesuiten in R. eingeführt wurden; er st. 1598; Siegmund Friedrich von Fugger, ein sehr sparsamer Mann; 1600 Wolfgang II. von Haufen; 1613 Albert IV. von Törring, welcher die Schuldenlast des Hochstifts sehr verminderte; er wurde 1633 vom Herzog Bernhard von Weimar gefangen u. nach Nürnberg u. Würzburg abgeführt, wo er bis 1635 gefangen[925] saß; er st. 1648; 1649 Franz Wilhelm, Graf von Wartenberg, Bischof von Osnabrück, Münden u. Verden u. seit 1642 Coadjutor des Vor., st. 1661; 1662 Johann Georg, Graf von Herberstein; 1663 Adam Lorenz, Graf von Törring, st. 1666, worauf das Bisthum dem Erzbischof Guidobald von Salzburg mit übertragen wurde, nach dessen Tode 1668 wählte das Domcapitel den Bischof von Freising, Albert V. Sigismund, Herzog von Baiern, welchem 1685 der in Freising folgende Herzog Joseph Clemens auch in R. folgte; da er 1719 Bischof zu Münster u. Paderborn wurde, resignirte er auf R., u. sein Successor hier wurde sein Bruder Theodor, welcher durch Bezahlung vieler Schulden sich um das Hochstift sehr verdient machte; er st. 1763; Clemens Wenzeslaw, Prinz von Polen u. Herzog zu Sachsen, Bischof von Freising, welcher 1768, zum Erzbisthum zu Trier berufen, auf R. resignirte; 1769 Anton Ignaz Joseph, Graf Fugger, st. 1787; ihm folgte nach langem Wahlstreit Maximilian Procop, Graf von Törring, u. nach dessen Tode 1789 Joseph Konrad, Freiherr von Schroffenberg. Nach Abtretung des Erzbisthums von Mainz wurde die erzbischöfliche Würde auf R. übertragen (1803) u. Aschaffenburg wurde Metropolitancapitel. 1806 wurde das Erzbisthum in ein Fürstenthum verwandelt, zu welchem nicht allein die freie Reichsstadt R., sondern auch noch andere Ländereien gegeben wurden, u. welches Karl Theodor von Dalberg, der die Würden eines Kurfürsten, Erzbischofs u. Fürst Primas verband, übernahm; unter ihm hatte R. (mit Aschaffenburg) 28 QM. u. 108,000 Ew. 1810 kam R. an Baiern u. der Fürst-Primas wurde am Rhein entschädigt, s. Primas. Jetziger Bischof ist Ignaz von Senestrey, 1858 inthronisirt. Vgl. Geschichte der Fürstbischöfe von R., Regensb. 1705.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 925-926.
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