Wartenberg [1]

[865] Wartenberg, 1) Stadt im Bezirk Niemes des böhmischen Kreises Bunzlau; Schloß, Spital, Brauerei, Schloßruine Ralsko auf dem Rollberge; 1400 Ew.; 2) freie Standesherrschaft im Kreise W., s. 3); 8 QM., 20,000 Ew.; gehörte sonst den Burggrafen von Dohna, seit 1734 dem russischen Oberkammerherrn Joh. Ernst von Biron (Herzog von Kurland), seit 1738 dem polnischen u. kursächsischen Kammerherrn von Trotta, Baron von Treyden. 1740 schenkte sie die Großfürstin Anna dem Feldmarschall Grafen von Münnich. 1741 nahm sie der König von Preußen in Sequestration, bis 1763 der Herzog Biron von Kurland u. der Graf von Münnich sich verglichen, daß Letzter dem Ersteren gegen eine Geldsumme W. überließ. Von dem Herzog Johann Ernst erbte sie sein jüngerer Sohn Karl Ernst, welcher die Linie Biron-Wartenberg gründete u. dessen Enkel Prinz Calixt jetzt als Chef dieser Linie W. besitzt, s.u. Biron B). 3) Kreis des Regierungsbezirks Breslau in der preußischen Provinz Schlesien, 14,82 QM. mit 49,850 Ew.; darin obige Herrschaft; 4) (Polnisch-W,), Kreisstadt darin u. Hauptstadt der Standesherrschaft, am Honigwasser, Sitz der Kreisbehörden, Post, 2 katholische u. 1 evangelische Kirche, Synagoge, 2 Schlösser, bedeutende Leinweberei u. Zeugdruckerei, Färberei, Ziegelbrennerei, Flachsmärkte; 2416 Ew.; 5) (Deutsch-W.), Herrschaft im Kreise Grünberg des preußischen Regierungsbezirks Liegnitz, sonst der Herzogin von Kurland-Sagan gehörig; 6) (Deutsch-W.), Stadt darin, an der Ochel; Post, 2 Kirchen, Färberei, Brauerei, Eisensteingruben, Ziegelbrennereien; 960 Ew.; 7) Dorf im Landgericht Winnweiler des Verwaltungsdistricts Kaiserslautern im baierischen Kreise Pfalz, mit Schloß; die seit 1707 reichsmittelbaren Grafen von W. wurden für W. durch Roth entschädigt; 400 Ew.; 8) Marktflecken im Verwaltungsdistrict Erding des baierischen Kreises Oberbaiern; 750 Ew.; 9) Dorf im Bezirksamt Donaueschingen des badenschen Seekreises, mit gleichnamigem [865] Bergschloß an der Donau, früher Sitz eines mächtigen Dynastenadels, kam im 14. Jahrh. durch Erbschaft an Fürstenberg, wurde Sitz einer Linie dieses Geschlechts u. ist jetzt fürstlich Fürstenbergisches Lustschloß mit Park.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 865-866.
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