Waldstein-Wartenberg

[336] Waldstein-Wartenberg, altes böhm. Geschlecht mit dem im 13. Jahrh. erbauten Stammschloß Waldenstein bei Turnau, teilte sich 1509 in die Waldsteinsche und die Arnauische Linie, welch letztere 1886 erlosch. Aus letzterer stammte Wallenstein, Herzog von Friedland (s. d. 8). Die erstere, die 1628 in den Grafenstand erhoben wurde, erhielt 1654 Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium, 1656 das Oberst-Erbland-Vorschneideamt in Böhmen, nahm 1758 den Beinamen Wartenberg an und spaltete sich in die Zweige Münchengrätz, Dux und Leitomischl, von denen die beiden letztern im Mannesstamm bereits erloschen sind, so daß deren Besitz auf den Münchengrätzer Ast übergegangen ist. Dieser wird dermalen repräsentiert durch den Grafen Ernst Karl, geb. 4. Febr. 1849 in Prag, erbliches Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats. Hervorragend ist aus der Linie Dux-Leitomischl Franz Adam von W., geb. 14. Febr. 1759 in Wien, gest. 24. Mai 1823 in Oberleutendorf, der als Malteserritter an einigen Seezügen gegen die Barbaresken teilnahm und dann als Offizier im österreichischen Heer von 1787–89 gegen die Türken focht, worauf er mit Kitaibel sieben Jahre lang botanische Reisen in Ungarn machte; die Ergebnisse derselben legten sie in den »Descriptiones et icones plantarum rariorum Hungariae« (Wien 1802–12, 3 Bde.) nieder. Als das französische Heer 1797 in Steiermark eingedrungen war, trat W. zu dem in Wien errichteten adligen Kavalleriekorps, 1808 unter die neuerrichtete Landwehr; 1809 führte er als Major das 3. Bataillon der Wiener Freiwilligen. Nach dem Tode seines Bruders 1814 übernahm er die Güter in Böhmen und wirkte dort durch ökonomische wie Fabrikanlagen, insbes. in Oberleutendorf, wo schon im 18. Jahrh. die Waldsteinsche Tuchfabrik in Ansehen gestanden hatte, sowie durch Gründung von Kunst- und Naturaliensammlungen sehr segensreich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 336.
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