Uhrmacher

[132] Uhrmacher, Künstler, welche Uhren verfertigen, u. zwar die Klein-U, bes. Taschen- u. auch andere Uhren mit messingenen Rädern, die Groß-U. eiserne (Thurm-) u. hölzerne Uhren. Jetzt beschäftigen sich Erstemeist nur mit Repariren der Uhren, ferner mit dem Justiren (Abgleichen, Abziehen) u. Zusammenstellen der aus den Uhrfabriken bezogenen Bestandtheile (Fournituren) zu neuen Uhren. Wo die U. zünftig sind, bilden sie die Uhrmacherinnung, meist gelten sie aber für freie Künstler. An elfteren Orten muß auch Jeder, welcher sich etabliren will, ein Meisterstück, meist eine Pendel- u. eine Taschenuhr, verfertigen. Als [132] Werkzeug braucht der U. außer den für allgemeine Zwecke bestimmten Werkzeugen, wie Amboß, Sperrhorn, Schraubstock, Feil- u. Stielkloben, Zirkel, Hämmer, Meisel, Grabstichel, Blechscheren, Sägen, Bohrer, Reibahlen, Senker, Feilen, Zangen, Drehbank u. Drehstuhl, Schneid Nuppen, Schleifsteine u. Schleifmaschinen (vgl. Lapidär) etc. noch eine Menge besonderer Instrumente u. Maschinen zur Ausarbeitung einzelner Bestandtheile u. beim Zusammensetzen der Werke, so Räderschneidzeug, Eingriffzirkel, Triebmaß, Wälzfeilen, Triebfeilen zur Herstellung der Räder u. Getriebe, Federwinder zum Einsetzen der Feder ins Haus; Schneckenschneidzeug, Abgleichstange, Schneckenauslaufer u. Schneckenabgleicher zur Herstellung, Prüfung u. Berichtigung der Schnecke; Steigradschneidzeug u. Steigradabgleichmaschine zur Herstellung des Steigrades; Spindellehre, Spindelnieter, Cylinderradschneidzeug, Zapfendrehstuhl; Geradhängmaschine (Plantirmaschine), wodurch beim Einsetzen der Räder in das Gestell, nachdem die Zapfenlöcher in der einen Platte gebohrt sind, auf der anderen Platte die genau gegenüberliegenden Punkte angegeben u. meist auch sogleich gebohrt werden (dann Geradbohrmaschine) etc. Räder u. ähnliche Gegenstände werden beim Drehen auf dem Drehstift, einem eisernen Cylinder, befestigt, Wellen hingegen in die Drehrolle, einen messingenen, in zwei Hälften zerschnittenen u. in der Mitte mit einem Loche, worin die Welle gelegt wird, versehenen, durch Schrauben zusammengehaltenen Cylinder, gefaßt. Der Anfertigung einer neuen Uhr geht die Berechnung voraus, durch welche die Zähnezahl u. Umdrehungszahl der Räder, die Schwingungszahl des Pendels od. der Unruhe, die Zahl der Gänge der Schnecke etc. bestimmt wird. Beim Ausarbeiten (Abgleichen, Abziehen) der aus der Fabrik bereits fertig bezogenen Theile der Uhr gibt man bes. den Zähnen der Räder mit der Feile (Ausstreichsinstrument) die gehörige Gestalt (Abrunden, Ausstreichen, Abwälzen), macht die Zapfen u. Zapfenlöcher durch Feilen u. Bohren genau rund u. glatt etc. Das Messing zu Uhrtheilen erhält einen Zusatz von Blei (Uhrmachermessing), damit es härter wird, od. man schlägt es vor der Anwendung hart. Zuletzt werden die Theile in Öl od. reines Klauenfett gesetzt, welches man, um es von Stearin zu befreien, bei Frostkälte hat gerinnen lassen (Uhrmacheröl).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 132-133.
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