Hammer [1]

[912] Hammer, 1) Werkzeug zum Schlagen von verschiedener Größe (zu 10 Centner bis zu 1 Loth) u. Gestalt, welches je nach der Kraft, durch die es bewegt wird, verschieden benannt ist als, Handhammer, Wasserhammer, Dampfhammer, vgl. Hammerwerk. Es besteht aus dem eigentlichen H. u. dem Stiel (Hammerstiel, Helm). Der eigentliche H. ist ein Stück Eisen, in der Mitte (Haube) mit einem viereckigen Loche (Auge, Hammerauge), um den Stiel darin zu befestigen. Der eine starke Theil des H-s, der Kopf, hat eine breite Bahn, eben (beim Schlicht- od. Abrichthammer) od. abgerundet, die beiden Seitenflächen des H-s heißen Backen; dem Kopfe gegenüber ist gewöhnlich eine Pinne (Finne) od. statt derselben eine od. zwei Spitzen, um damit Löcher zu schlagen, wie bei dem Latt- od. Spitzhammer; andere H. haben statt der Pinne einen gut verstählten Meißel, dessen Schneide mit dem Stiele in gleicher Richtung steht, so die Schrothammer, mit welchen das Eisen zertheilt wird. Bei dem Maurerhammer steht dieser schneidende Theil quer, um Steine damit zu behauen. Bisweilen hat dieser Theil die Gestalt eines Beiles od. einer Axt, daher Hammerbeil, Hammeraxt; bisweilen die Gestalt einer Hacke od. Schaufel, wie bei dem H. der Steinsetzer. Andere H. haben zwei Köpfe od. sind auf der einen Seite hinter dem Auge abgestutzt; diese Seite heißt alsdann der Hammernacken, Der große H. der Schmiede (Poseckel) wiegt 40 Pfund u. wird mit zwei Händen geführt; ihm ähnlich ist der fast zweischneidige H. des Steinmetzen. Der Setzhammer hat nur einen kurzen Kopf, aber eine lange u. spitze Pinne, welche im Gegentheile bei dem Spann- u. Polirhammer des Klempners u. Kupferschmieds fehlt. Andere Arten H. sind der Dachhammer, welcher beim Decken der Schindeldächer gebraucht wird, dessen eine Seite eine breite Bahn, die andere eine doppelte Spitze hat, wovon die eine länger ist als die andere, um schief geschlagene Nägel damit herauszuziehen; der Glänzhammer, mit glatter Bahn, womit metallene Sachen gleich u. blank geschlagen werden; dazu gehören der Planir-, Polir- u. Gleichziehhammer, welche durch Größe u. Gestalt nur wenig verschieden sind.[912] Der Bleihammer der Klempner, stark, mit ebener Bahn, womit das durch den Gebrauch höckerig gewordene Werkblei wieder eben geschlagen wird; der Durchschlaghammer, schwer, zum Treiben des Meißels, wenn in ein Blech Löcher u. durchbrochene Verzierungen gemeißelt werden, wobei das Blech auf das Werkblei gelegt wird. Der Beck- (Pick-)hammer der Steinmetzen u. Kupferschmiede ist scharf; der Fausthammer, von mittlerer Schwere, wird mit einer Hand geführt; der Fußhammer ist ein H., dessen beide Enden aus Knorren bestehen, welche die Beulen eines Geschirrs gleich schlagen; der Tiefhammer hat lange Enden, an dem einen mit einer runden, an dem anderen mit einer flachen Bahn, um damit den Boden verschiedener hohler Gefäße auf der inneren Seite zu bearbeiten; der Treibhammer hat bei den Goldschmieden an der einen Seite einen Kopf, an der anderen eine runde Bahn u. dient zum Treiben der Bunzen, bei den Klempnern dient er, um bauchige Sachen auszutiefen, u. ist deshalb mit langen Schenkeln u. kugelrunder Bahn versehen; der Kreuzhammer, oben mit runder, unten mit ebener Bahn; der Keilhammer (Walzhammer), Art Gesenkhammer mit rund erhabener Bahn; der Krughammer (Krukhammer), mit welchem die fertigen Arbeiten glatt geschlagen u. polirt werden; die Bahn ist eben, rund, ausgehöhlt od. gefalzt etc., aber immer verstählt u. blank polirt. Größere H., besonders für die Zwecke des Maschinenbaues, sind entweder Hebelhammer od. Verticalhammer, vgl. Hammerwerk. Auf den Schiffen gibt es folgende Gattungen: Mocker, von Eisen 8–15 Pfund schwer; Kalfater, von Eisen od. Holz, langer Kopf, kurzer Stiel; Klopfkeule, mit hölzernem, cylinderförmigem Kopfe u. kurzem Stiele; Pumpenhammer mit Kopf u. Stiel von Eisen; Pfropfhammer, dessen Pinne mit schräger Schneide zugespitzt; Splißhammer, zum Splissen (s.d.); Splitthammer, mit Klauen am Kopfe, um damit auch Nägel ausziehen zu können. Hölzerne H., z.B. die der Kupferschmiede, womit die Kessel ausgenietet werden, heißen Bolderhämmer. Die Griechen kannten den H. (Sphyra) schon in ältester Zeit, Kinyras sollte ihn erfunden haben. Als Symbol mächtiger Wirkung trugen die Kabiren einen H., wie in der Nordischen Mythologie Thor den H. Mjölnir; bei den Germanen waren die H. aus Stein u. dienten als Waffe (Streithammer). Der Malleus der Römer war meist von Holz. In Freimaurerlogen das Amtszeichen des vorsitzenden Meisters; Vgl. G. Schulz, Der H., Naumb. 1825; 2) so v.w. Hammerwerk; 3) in Fortepianos u. Flügeln die oben mit Leder überzogenen Stückchen Holz, welche an die Saiten schlagen, wenn man die dazu gehörige Taste greift; 4) (Med.), Instrument zum Perentiren, an dessen Statt gewöhnlich der Finger als Klopfer gebraucht wird, s. Percussion; 5) ein in kochendem Wasser erhitzter H., um einen Hautreiz ähnlich der Moxa hervorzubringen, s. Mayorscher Hammer; 6) (Anat.), das erste der Gehörknöchelchen des inneren Ohrs; 7) die Hinterkeule eines geschlachteten Thieres, bes. eines Schweines, daher auch 8) (Hamme), ein Schinken.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 912-913.
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