Dampfhammer

[672] Dampfhammer (Verticalhammer), Maschine, welche die gewöhnlichen Eisenhämmer dadurch ersetzt, daß sie einen gußeisernen Klotz (Hammer) durch den Kolben einer unmittelbar darüber aufgestellten u. direct damit in Verbindung gesetzten Dampfmaschine, zwischen verticalen Leitungen, aufhebt u. entsprechend wieder herabfallen läßt. Schon 1806 wurde von W. Deverell in England ein Patent auf einen D. genommen, von dem jedoch zweifelhaft ist, ob man ihn je ausführte; entschieden dagegen ist, daß dies 1842 dem Mechaniker Nasmyth zu Patricroft bei Manchester mit dem vollständigsten Erfolge gelang, u. seit dieser Zeit sind die D. zur allgemeinen Anwendung gekommen. Die wichtigsten Theile eines D-s sind: a) Der Ambos, ein gewöhnlicher Schmiedeambos, ist in einem gußeisernen Klotze festgekeilt u. dient zugleich als Basis des Maschinengestelles; b) der Hammer, ein wie der Ambos viereckiges, an der Schlagfläche gestähltes Stück Eisen, welches mit einem anderen gußeisernen Klotze durch Schließen zu einem Ganzen verbunden ist. Der Klotz ist so construirt, daß er sich zwischen 2 verticalen Ständern, die auf dem Ambosunterlager befestigt sind, sicher u. verhältnißmäßig leicht auf- u. abbewegen läßt, wozu in diesem Klotze das eine Ende einer schmiedeeisernen Stange befestigt ist, die oben fortgesetzt zugleich die Kolbenstange des Dampfkolbens bildet. c) Die Dampfmaschine, eine gewöhnliche Hochdruckmaschine, arbeitet ohne Condensation des Dampfes u. ihr Cylinder ist in der senkrechten Mittellinie des Hammerklotzes auf dem gußeisernen Sockel der Hammerständer aufgestellt. d) Die sogenannten Steuerungen, um alle erforderlichen Bewegungen gesetzmäßig u. den jedesmaligen Umständen entsprechend geschehen zu lassen, bestehen: aus einem gewöhnlichen kurzen Dampfschieber, für den Ein- u. Austritt des Dampfes in den unteren Theil des Cylinders, dessen hierzu nothwendiges Steigen u. Fallen durch besondere Mechanismen bewirkt wird; aus Hebel u. Stangen, um sowohl auf eine Klappe (Admissionsklappe) in der Dampfzuführröhre, als auch auf einen Hahn in der Röhre zu wirken, welche den gewirkten Dampf in die freie Luft führt. Hierdurch hat es der mit der Leitung der Maschine beauftragte Arbeiter gänzlich in seiner Gewalt, den Hammer mit größerer od. geringerer Schnelligkeit, sowie mit kleinerem od. größerem Hube wirken zu lassen; eben so kann er die Bewegung desselben in jedem Momente unterbrechen od. erzeugen. Die Gewichte der Hämmer betragen nach den verschiedenen Arbeitszwecken an 100 bis 6000 Kilogramme. Von den kleinsten bis zu den größten Hämmern gerechnet, gibt man 200–50 Schläge pr. Minute. Die D. sind für das Schmieden großer Eisenballen, bes. starker Achsen, z.B. der Wellen für transatlantische Dampfschiffe von 2 Fuß u. mehr Durchmesser, von Vortheil.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 672.
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