Steuerung

[808] Steuerung, an einer Kraftmaschine, worin der Motor einen Kolben in einem Cylinder hin u. her treibt, also z.B. einer Dampf-, Gaskraft-, Calorischen Maschine od. einer Wassersäulenmaschine, diejenigen Theile, welche dafür sorgen, daß der Motor abwechselnd u. rechtzeitig dem Kolben zu u. wieder abgeführt wird. Die S. besteht wesentlich aus zwei Haupttheilen: der inneren u. der äußeren S.; während erstere das abwechselnde Zulassen u. Absperren des Motors unmittelbar bewirkt, dient die andere dazu, die innere S. derart mit der eigentlichen [808] Kraftmaschine (z.B. mit der Treibkolbenstange) zu verbinden, daß die Maschine selbstthätig wird, also zum Steuern keiner fremden Hülfe bedarf. A) Die innere S. ist je nach der Gestalt der steuernden Theile: a) Hahnsteuerung, sie wurde früher vielfach bei Wassersäulen- u. auch bei Dampfmaschinen angewendet, jetzt aber nur wenig. Der Steuerhahn ist ein Dreiwegs- od. Vierwegshahn, ersteres nur bei einfachwirkenden, letzteres bei doppeltwirkenden u. bei zweicylindrigen Maschinen. b) Die Kolbensteuerung besteht stets aus zwei kleinen massiven Kolben (Steuerkolben) an einer gemeinschaftlichen Kolbenstange, denn auch bei einfachwirkenden eincylindrischen Maschinen bringt man außer dem eigentlichen Steuerkolben noch einen sogenannten Gegenkolben an, damit der Gegendruck auf den Gegenkolben den Druck des Motors auf den Steuerkolben ausgleiche u. so die S. leichter beweglich werde. Die beiden Kolben bewegen sich nun beim Umsteuern in einem Steuercylinder hin u. her, verschließen dem Motor seinen bisherigen Weg u. öffnen ihm dafür einen neuen. Die Kolbensteuerung ist vorzugsweise bei Wassersäulenmaschinen in Gebrauch. c) Die Ventilsteuerung ist bei größeren einfachwirkenden Dampfmaschinen u. bei neueren Wassersäulenmaschinen in Anwendung gekommen. Die bei dieser S. verwendeten Ventile sind theils Kegel-, theils Röhrenventile. d) Die Schiebersteuerung ist das gewöhnliche Steuerungsmittel namentlich für Dampfmaschinen; der hier angewendete Schieber (s.d. 9) bewegt sich in einem Schieberkasten (Dampfkammer), in welchen der Dampf aus dem Kessel durch das Dampfrohr zugeführt wird, hin u. her u. öffnet dem Dampfe erst den Weg über od. unter den Kolben u. nachdem der Dampf da gewirkt hat, den Weg ins Freie od. nach dem Condensator. Da der Dampf den Schieber fest auf diejenige Wand aufdrückt, in welcher die Dampfkanäle nach dem Cylinder sind, so bedarf der Schieber zu seiner Bewegung nach Befinden eine ziemliche Kraft; kleiner ist dieser Reibungswiderstand bei den Röhrenschiebern od. bei den Entlastungsschiebern (äquilibrirten Schiebern), welche so construirt sind, daß sie vom Dampf nicht einseitig gedrückt werden, sondern gleichsam in ihrer Führung schweben. B) Die äußere S. ist bei denjenigen Kraftmaschinen, in denen ein elastisch flüssiger Motor wirkt, ziemlich einfach, weil hier der Motor nach dem Absperren expandirt u. den Kolben noch ein ziemliches Stück fortschieben kann. Bei Dampfmaschinen bringt man zur Bewegung der Schieber auf der Schwungradwelle eine excentrische Scheibe an, welche durch eine Stange (Excentrikstange) unmittelbar auf den Schieber wirkt; bei Ventilsteuerungen dagegen wendet man lieber eine Hebelverbindung an, weil diese die Ventile schneller öffnet u. schließt. Bei Wassersäulenmaschinen, welche nur eine hin u. her gehende (nicht eine rotirende) Bewegung haben, kann man die Steuerkolbenstange nicht unmittelbar von der Treibkolbenstange bewegen lassen, denn da das Wasser unelastisch ist, würden beide Kolben in dem Augenblicke zum Stillstande kommen, wo das Betriebswasser von dem Treibkolben abgesperrt wird. Daß der Steuerkolben den noch übrigen Theil seines Wegs zurücklegt, bewirkt ein Zwischenapparat, u. zwar entweder ein Gewicht (daher Gewichtssteuerung, auch Fallblock-, Hammer-, Pendelsteuerung etc.), welches von der Kolbenstange mit gehoben u. am Ende ihres Weges fallen gelassen wird, unter Mitwirkung mehrer Hebel u. einer Sperrklinke (daher Hebel- od. Sperrklinkensteuerung); od. eine Feder (Federsteuerung), welche während der Bewegung des Treibkolbens gespannt u. endlich losgelassen wird; od. eine kleine Hülfswassersäulenmaschine (daher Wasserdrucksteuerung), welche von der Hauptmaschine unmittelbar gesteuert wird u. deren Treibkolben die Steuerkolbenstange in Bewegung setzt, während der Treibkolben der Hauptmaschine den letzten Theil seines Wegs zurücklegt u. darauf eine kurze Zeit still steht. Vgl. G. Zeuner, Die Schiebersteuerungen, Freiberg 1862.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 808-809.
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