Symbol

[131] Symbol (v. gr. Symbŏlon, lat. Symbŏlum, d.i. eigentlich Zusammengestelltes) 1) Merkmal, Wahrzeichen, Kennzeichen, woran man etwas erkennt, woraus man etwas vermuthet od. schließt, so ein Gegenstand, welcher einem ausgesetzten Kinde mitgegeben wurde u. woran die Eltern dasselbe später wieder erkannten (s. Gnorisma); bes. 2) zwei Hälften eines Gegenstandes, welche zwei Leuten, welche ein Bündniß, einen Vertrag etc. machten, zur Legitimation ihrer Betheiligung bekamen, so zwei Hälften eines Ringes, eines Würfels u. dgl., von denen zwei Gastfreundschaft Schließende jeder eine bekam; der die Gastfreundschaft in Anspruch Nehmende zeigte seine Hälfte vor, u. wenn sie zu der des Andern paßte, so war es das Zeichen der geschlossenen Gastfreundschaft; solche Symbole waren vererblich u. konnten an andere Freunde verliehen werden; 3) jede andere Legitimation, z.B. Empfehlung von Fürsten bei Andern, Paß, Reisekarte; 4) Vertrag zwischen zwei Staaten, daß bei etwa zwischen ihren Angehörigen ausbrechenden Streitigkeiten in Handelsangelegenheiten jeder in seiner Heimath u. nach seinen Gesetzen gerichtet werden sollte; daher 5) jeder Vertrag, Contract; 6) Marke, welche in Athen die Richter beim Eintritt in den Gerichtshof empfingen u. gegen deren Vorzeigung ihnen dann der Richtersold gezahlt wurde; 7) Marken, welche die Teilnehmer eines Pickenik dem Besorger desselben gaben, gegen welche dann dieser von jenen den von jedem zu zahlenden Beitrag erhielt; 8) Marken, welche die römischen Kaiser im Theater unter das Volk auswerfen ließen, gegen welche der Vorzeiger eine Spende erhielt; 9) Marke od. Münze als Kaufschilling, Hand- od. Draufgeld, wodurch ein werthloser Kauf od. Vertrag gesichert wurde; 10) Abzeichen einer Würde od. eines Standes, auch 11) Feldzeichen, Standarte, Fahne; 12) Parole, Loosung; 13) Denkspruch als Norm des eignen Verhaltens; 14) jedes verabredete Zeichen, woran man Jemand od. Etwas erkennt; 15) das auf dem Siegelring eingegrabene Bild od. Kennzeichen des Besitzers; 16) Sinnbild als äußeres Zeichen für Begriffe od. Ideen od. für eine Handlung od. Gesinnung; bes. solche Zeichen für religiöse Ideen; 17) Wahrzeichen u. Vorzeichen, woraus man auf die Zukunft schließt, bes. in die Augen fallende, zufällige, unverhoffte Zeichen; 18) Zeichen od. Wort, welches die Wahrheit einer Aussage od. Lehre bestätigt u. mit einem Mal volle Überzeugung gibt; 19) für den Geheimdienst gewähltes höheres Sinnbild im heidnischen Cultus; 20) Formeln u. Merkworte, woran sich die in die Mysterien (s.d. 2) Eingeweihten erkannten; daher 21) in der christlichen Kirche so v.w. Sacrament, bes. die sinnlichen Zeichen, welche bei den Sacramenten gebraucht werden (Wasser, Brod, Wein); 22) Glaubensbekenntniß, welches bei der Aufnahme in eine religiöse Gemeinschaft ausgesprochen wird u. ferner als Erkennungszeichen der zu einer Kirche od. Religionspartei Gehörigen dient, s. Symbolische Bücher.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 131.
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