Symbōl

[235] Symbōl (griech., lat. symbolum), Erkennungs- oder Merkzeichen, daher auch soviel wie Parole, meist aber gebraucht gleich Sinnbild: eine sinnliche Vorstellung (ein Bild), durch die eine selbst nicht sinnliche, sondern abstrakte Vorstellung (ein Sinn) veranschaulicht wird. Im heidnischen Kultus war S. ein für den Geheimdienst gewähltes Sinnbild, besonders eine Formel oder ein Merkwort, woran sich die in die Mysterien Eingeweihten erkannten; daher in der christlichen Kirche soviel wie Sakrament und insbes. die sinnlichen Zeichen, die bei den Sakramenten gebraucht werden (Wasser, Brot und Wein); endlich auch soviel wie Glaubensbekenntnis, als Erkennungszeichen der zu einer Religionspartei Gehörigen. Weiteres s. Symbolik und Symbolische Bücher. Von großer Bedeutung ist der Symbolbegriff in der Ästhetik Die Eigenschaft des Symbols, durch ein einfaches Merkzeichen eine Reihe von Vorstellungen auszulösen, ohne dabei, wie die Allegorie, in das Gebiet des Abstrakten abzuschweifen, wirkt höchst anregend auf unser Gefühl und damit ästhetisch. Deshalb sind die reichen Symbole des Lebens von der Kunst, besonders von der Poesie, nicht nur aufgenommen, sondern noch erweitert worden. Namentlich das Volkslied ist sehr reich an Symbolen. Das S. erscheint als eine bedeutsame Steigerung des Bildes oder der Metapher: während diese statt der eigentlich gemeinten Vorstellung eine ähnliche ebenbürtige Vorstellung einsetzt, bietet das S. eine Vorstellung von reicherm Inhalt als die eigentliche. Im weitern Sinne heißen symbolisch auch solche poetische Darstellungen konkreter Lebensvorgänge, deren allgemeine menschliche Bedeutung weit über den unmittelbar dargestellten Einzelfall hinausweist, z. B. »Faust«, »Hamlet«, »Lear«, »Macbeth«. Vgl. Volkelt, Der Symbolbegriff in der neuesten Ästhetik (Jena 1876); F. Vischer, Das S. (in den »Philosophischen Aufsätzen, Ed. Zeller gewidmet«, Leipz. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 235.
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