Hammer, Joseph von

[143] Hammer, Joseph von, d essen gründlicher Kenntniß der orientalischen Sprachen wir die reichen herrlichen Genüsse verdanken, welche uns die von ihm aufgefundenen Schätze morgenländlscher [143] Poesie gewähren, wurde 1774 in Grätz geboren und zeigte schon als Kind die großen Anlagen für die Dichtkunst und Sprachstudien. In der orientalischen Akademie in Wien zu seiner künftigen Laufbahn vorbereitet, bereiste er später den Orient, war lange Zeit zu Konstantinopel bei der Gesandtschaft angestellt und bekleidet seit 1817 die Stelle eines kaiserlichen Hofdolmetschers und Hofrathes in Wien. In einem Zeitraum von 30 Jahren hat sein unermüdlicher Eifer uns mit den glänzendsten Perlen der vor ihm nur dunkel gekannten orientalischen Literatur beschenkt; selbst von hohem, dichterischem Talent hat er aus dem Schachte, worin noch tausend unschätzbare Edelsteine schlummern, Bewundernswürdiges an's Licht gefördert, und durch ihn erst ahnen wir, mit welcher Ueppigkeit, in welchem Schmuck, in welcher Gluth die Blüthen morgenländischer Poesie einst geprangt haben. Hammer's Werke sind theils literarhistorische, die eine treffliche Gesammtanschauung der orientalischen Wissenschaften liefern, theils reinhistorische, von denen die »Geschichte des osmanischen Reichs« den Namen des verdienten Verfassers zur höchsten Berühmtheit erhoben hat, theils endlich Uebersetzungen der vorzüglichsten Lyriker, Hafis, Baki, Motanebbi u. A. Die jüngsten werthvollen Gaben empfingen wir in der prachtvollen Ausgabe von Fasli's »Gul u Bulbul« (»Rose und Nachtigall«), türkisch mit deutscher Uebersetzung und in »Samachschari's goldnen Halsbändern« arabisch und deutsch. Für die Uebertragung von »Mark Aurel's Selbstbetrachtungen« in's Persische, hat der Schah von Persien dem berühmten Orientalisten den Orden der Sonne und des Löwen gesendet.

T.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 143-144.
Lizenz:
Faksimiles:
143 | 144
Kategorien: