Hammer-Purgstall

[914] Hammer-Purgstall, eine katholische, 1791 in den Adelstand u. 1836 mit Vereinigung von Titel u. Wappen der erloschnen Grafen v. Purgstall in Steyermark, in den Freiherrenstand erhobene, die Herrschaft Hainfeld in Steyermark besitzende u. 1837 mit dem Obersterblandvorschneideramt des Herzogthums Steyermark beliehene Familie; 1) Freiherr Joseph, Sohn des 1818 verstorbenen Gubernialrathes Jos. Johann v. Hammer, geb. 9. Juli 1774 in Grätz; wurde in Wien erzogen, 1799 bei der österreichischen Gesandtschaft in Constantinopel angestellt u. 1806 Cousularagent in Jassy; seit 1807 in Wien angestellt, wurde er 1811 wirklicher Rath u. Hofdolmetsch in Wien u. 1817 Hofrath; 1835 fiel ihm nach dem Tode der letzten Gräfin v. Purgstall die Erbschaft dieser Familie in Steyermark zu, der Kaiser ernannte ihn deshalb zum Freiherrn u. gab ihm den Namen v. Hammer-Purgstall; 1847 wurde er Präsident der neugegründeten Akademie der Wissenschaften, legte 1849 diese Stelle nieder, blieb aber noch als Hofrath im außerordentlichen Dienst des Ministeriums thätig, lebte theils in Wien, theils auf seinem Schlosse Hainfeld in Steyermark, st. 24. Nov. 1856 u. wurde in Weidling bei Wien begraben. Er schr.: Encyklopädische Übersicht der Wissenschaften des Orients, Lpz. 1806, 2 Bde.; Fundgruben des Orients, Wien 1810–19, 6 Bde.; Des Osmanischen Reichs Staatsverfassung u. Staatsverwaltung, Tüb. 1816, 2 Bde.; Geschichte der schönen Redekünste Persiens, ebd. 1817; Umblick auf einer Reise von Constantinopel nach Brussa, Tüb. 1818; Die Geschichte der Assassinen, Stuttg. 1818; Morgenländisches Kleeblatt, Wien 1818; Constantinopolis u. der Bosporus, Pesth 1821, 2 Bde.; Codices arabici, persici, turcici bibliothecae caesar., Wien 1822; Geschichte des Osmanischen Reichs, Pesth 1827–34,2. Ausg. 1835 f., 10 Bde.; Geschichte der osmanischen Dichtkunst, ebd. 1836–38, 4 Bde.; Kern der osmanischen Reichsgeschichte, ebd. 1837; Gemäldesaal der Lebensbeschreibungen großer moslemitischer Herrscher, Darmst. 1837–30, 6 Bde.; Geschichte der Goldenen Horde im Kiptschak, Pesth 1840; Geschichte der Ilkhane, Darmst. 1843; Leben des Cardinals Khlesel (s.d.), Wien 1846–50, 4 Bde.; Über die Siegel der Araber, 1850; Literaturgeschichte der Araber, 1850–57, 7 Bde.; Geschichte der Khane der Krim, 1856; gab heraus: Fasli's Gül u. Bülbül (türkisch u. deutsch), Lpz. 1834; Samachscharis goldene Halsbänder (arabisch u. deutsch), Wien 1835; Mahmud Schebisieris Rosenflor des Geheimnisses (persisch u. deutsch), ebd. 1838 Der Falknerklee, Wien 1840; Portraitgallerie des steyermärkischen Adels, ebd. 1855; Wassaws Geschichte (persisch u. deutsch), ebd. 1856; übersetzte Schirin, ein morgenkanonisches [914] Gedicht, Lpz. 1809, 2 Bde.; Rumeli u. Bosna, von Hadschi Chalfa, Wien 1812; Hafiz Divan, 1813; Perser u. Türken; Sagen u. Kunden des Morgenlandes, Tüb. 1815; den Motenebbi, Wien 1825; des Baki Divan, ebd. 1825; Zeitwarte des Gebets (arabisch u. deutsch), Wien 1844; ins Persische übersetzte er die Selbstbetrachtungen des Marc Aurel, Wien 1631 u.m.a. Seine ungedruckten handschriftlichen Arbeiten, darunter Denkwürdigkeiten aus seinem Leben, erhielt Auer vor seinem Tode von ihm eingehändigt. Er war vermählt mit Karoline v. Henikstein (st. 1844). Vgl. Schlottmann, Joh. Freiherr v. H.-P.; Ein kritischer Beitrag etc., Zür. 1857. 2) Freiherr Karl, einziger Sohn u. Nachfolger desselben, geb. 1817, ist österreichischer Hauptmann u. mit Karoline geb. Laßowich verheirathet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 914-915.
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