Brussa

[377] Brussa (Brusa, Bursa), Hauptstadt im Ejalet Khudawendiguiar (Bithynien in Kleinasien), am Berge Olymp (Keschisch); Sitz eines Pascha, eines Mollah, eines armenischen Erzbischofs u. griechischen Metropoliten; 132 Moscheen, 14 Bazars, Grab Osmans, viele Schulen u. Spitäler, Fontainen, Seiden- u. Weinbau, Seidenmanufacturen u. berühmte, 68–70° R. heiße Quellen, die etwas entfernt von der Stadt am Fuße des Olymp liegen. Die Stadt besteht aus dem Castell (Palast der ehemaligen Sultane), der eigentlichen Stadt u. einer Vorstadt, u. hat 3 Stunden im Umfang, ist zum Theil auf schroffen Felsen erbaut u. mit alten Wällen umgeben; etwa 100,000 Ew., wovon 1/5 Muhammedaner, die übrigen griechische, armenische u. armenisch unirte Christen u. Juden sind. – B. wurde als Prusa von Hannibal, da er als Gastfreund bei dem König Prusias von Bithynien war, auf einer steilen Höhe des Olympos erbaut; im 10. Jahrh. wurde es von dem arabischen Stamme Hamdan nach 1 jähriger Belagerung erobert u. geschleift; die byzantinischen Kaiser, dieses wieder gewannen, befestigten es. 1317 belagerte es Osman; er ließ 2 Schlösser dabei aufführen, deren eines, Balabandschick, von seinem Feldherren Balaban erbaut, noch steht; erst 1326 wurde B. erobert u. mit dieser Einnahme fiel ganz Bithynie an die Türken, u. Orkhan verlegte nun seine Residenz hierher, die 1361 von Murad I. nach Adrianopel verlegt wurde. Später wurde es Hauptstade eines Sandschakats, u. Bajazet umgab es wieder mit Mauern. 1402 wurde es von den Mongolen genommen u. verwüstet, u. nun errichtete Isa, einer von Bajazets Söhnen, ein Reich hier; aber nach Kurzem fiel B. an dessen Bruder Mahomed, der es bald wieder an seinen Bruder Suleiman verlor. 1413 wurde es von den Caremanen belagert u. verbrannt. 1512 von Ala Eddin, Bajazets II. Enkel. auf kurze Zeit genommen, wurde es wieder befestigt; 1607 wurde es wieder von dem Aufrührer Kalenderoghli verbrannt. Den 27. Sept. 1617 hier Vertrag zwischen den Polen u. Türken (s.d.). 1669 war ein Aufstand hier, wobei der Oberste der Janitscharen u. der Richter gesteinigt wurden, weil sie sich weigerten, bei Eintreibung der Steuern die von französischen Schiffen eingeführten falschen Münzen anzunehmen. Hier hielt sich Abd-el-Kader nach seiner Freilassung seit 1852 auf. 1855 wurde die Stadt von Erdbeben, welche vom Februar bis August anhielten, fast ganz verwüstet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 377.
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