Sibirien [1]

[948] Sibirien (Ssibirien), der Gesammtname für das russische Gebiet in Asien (mit Ausnahme Transkaukasiens), wird im Norden vom Arktischen Polarmeere, im Osten vom Stillen Ocean bespült, grenzt südlich an das Chinesische Reich (Mandschurei, Mongolei u. Songarei), die Turanischen Khanate u. die[948] Aralo-Kaspische Niederung, u. ist im Westen durch den Fluß u. das Gebirge Ural vom Europäischen Rußland getrennt. Es erstreckt sich zwischen dem 67.° u. 208.° östl. Länge von Ferro, reicht vom 40.° bis 771/2° nördl. Breite u. umfaßt das ungeheuere Areal von 275,000 QM., fast 1/3 des ganzen Erdtheils Asien. Der Bodengestaltung nach ist S. in seinem südwestlichen Theile vollkommenes Tiefland u. hängt hier mit der Großen Senke von Turan u. Osteuropa zusammen, sonst ist es in seinem südlichen u. östlichen Theile zumeist Gebirgsland, mit vorzugsweise nordwärts gerichteter Abdachung. Der Ural im Westen gehört S. nur als Grenzgebirge an; der Thian-Schan (Himmelsgebirge) bildet die Grenze gegen die Chinesische Songarei; nördlich u. nordöstlich von diesem zieht sich der Alatau hin u. tritt mit dem System des Altai in Verbindung, von welchem im Westen zwischen Ob u. Irtisch das Kolywanische Erzgebirge, weiter östlich die Ketten von Kusnetzk u. Salairsk sich abzweigen u. der sich ostwärts im Sajanischen Gebirge bis zum Baikal-See fortsetzt. Hier beginnt das Daurische Alpenland, welches im Bergknoten von Kentei gewissermaßen seinen Centralpunkt hat. Auf der Westseite des Sees zieht sich das Baikal-Gebirge hin, weiter östlich zweigt sich das Jablonoi- (Apfel-) Gebirge in nordöstlicher Richtung ab, welches sich wiederum ostwärts in der Stanowoi-Kette bis zur Küste des Großen Oceans fortsetzt u. wahrscheinlich mit dem Gebirge von Kamtschatka in Verbindung steht. Vom Stanowoi-Gebirge südwärts erfüllt das Bureja-Gebirge die Amurprovinz u. das Mandschurische Gebirge zieht sich längs der Meeresküste der Küstenprovinz, südlich vom Amurstrome, hin. Außerdem treten als scheinbar gesonderte Gebirgsglieder auf die Wiljuische Kette zwischen Lena u. Wiljui, die Amginsker Kette zwischen dem Aldan- u. Amgansluß, die Kette Utskoi, der vorigen parallel u. gegenüber dem Meere von Ochotzk; ferner die Aldankette am oberen Aldanflusse, die Kette Omekonsk zwischen dem Quellgebiete der Indigirka u. Ochota, die Kette von Orulgansk zwischen den Quellen der Jana u. der Lena, die Werchojanskische Kette zwischen Jana u. Kolyma, das Taimyr-Gebirge, in welchem die Piäsina u. Chatanga entspringen. Die geognostische Beschaffenheit des Landes ist nur in einzelnen Theilen erforscht. Die Kirgisensteppe u. an diese anschließend die Nordabdachung des Altai wird als ein Felsganzes bezeichnet, in welchem Grünstein u. Granit als Hauptglieder mit einander abwechseln; von Südost nach Nordwest streichen, dem Grünstein untergeordnet, Schiefer, Thonschiefer, Grauwacke, Quarz, Jaspis u. Kalkstein; dem Granit untergeordnet ist der Porphyr. Wo Granit u. Grünstein an einander grenzen, sieht man Quarz, Hornstein, Porphyr, auch wohl Kalkstein, welche in Klüften u. Gängen Kupfer, Silber u. Blei führen; wo Porphyr u. Thonschiefer einander berühren, liefert der Altai goldhaltiges Silber. Basalt fehlt im Altai, doch wurde eine Trachytbildung in demselben gefunden u. heiße Quellen gibt es bei Rakhmanowka im Südostallai. In der Sajanischen Kette brechen vulkanische Felsen durch, im Thale des Irkut u. der Djida; Melaphyre, Basalte u. schwefelhaltige heiße Quellen im Baikalbassin. Nördlich des Sajanischen Gebirges zwischen dem Jenisei u. Baikal zeigt sich Kalk, Glimmer- u. Chloritschiefer, Granit, Syenit; zwischen dem Irtisch u. Ob Sandstein u. Steinkohlenformation mit zahlreichen Koch- u. Bittersalzseen, auch Gyps. Die Baikal- u. Jablonoikette bestehen aus krystallinischem u. metamorphischem Gestein, welches, wie in allen goldführenden Gebirgen Nordasiens, nur die. Grauwacke durchbrochen hat; das Stanowoi-Gebirge besteht hauptsächlich aus Granit, welchen auf dem Ostabhange Doleritgänge durchsetzen. Im obern Lenathale sind devonische u. silurische Schichten vorherrschend, untergeordnet ist Kalk, welcher Kupferkies enthält. Von Irkutzk bis an den Ujan herrscht Kalk- u. Sandstein der Kohlenformation des Lenabeckens. Das Aldan-Gebirge zeigt meist Kalk, Grauwacke, Thonschiefer u. im äußersten Osten Feldspathporphyr. Die Kamtschatkischen Gebirge haben eine eigene Zusammensetzung: im Westen flaches Tertiärland mit vorlagernder Kreide, dann Gebirgstheile mit Lavenvulkanen, welche die ganze Halbinsel durchziehen. Fast die ganze Nordküste bildet ein mäßig gewelltes Terrain ohne anstehenden Fels, eine der ausgedehntesten Diluvialflächen der Erde. An Flüssen ist S. sehr reich u. theilweise gehören dieselben zu den größten Strömen der alten Welt. Der Ob, Jenisei, Pläsina, Chatanga, Anabar, Olenek, Lena, Jana, Indigirka u. Kolyma gehen dem Eismeere zu, Anadyr u. Amur münden in den Großen Ocean, die Selenga in den Baikal-See, der Ili in den Balkasch, der Tschui, Sari Su u. Turgal in Steppenseen, der Sir Darja in den Aral, Emba u. Ural in das Kaspische Meer. Von den vielen Seen sind die hauptsächlichsten: der Kaspi- u. Aral-See, Ulu-Tengis, Balkasch, Issik-Kul, Ala-Kul, Dsaisan, Dengis, Sumi, Tschany, Teletzk, Baikal, Yesei, Taimyr, Kenka u.a. Die Küste ist längs des Eismeeres meist niedrig, am Stillen Ocean dagegen zu großem Theile hoch u. steil, an beiden Meeren vielfältig gegliedert. Am Eismeere sind die bedeutendsten Busen von West nach Ost: der Obische, Jeniseische, der Taimyr-, Thaddäusbusen, der Busen der Chatanga, der Borchaia- u. Tschaunbusen; am Großen Ocean: der Busen von Anadyr, das Ochotzkische Meer mit den Busen von Penschinsk, Tauisk, Uth u. Ulbanj. Für die Schifffahrt haben freilich diese Meeresbusen wegen ihrer Lage im hohen Norden nur wenig od. keine Bedeutung; wichtiger sind in dieser Beziehung die kleineren Baien: die Awatschabai an der Südostküste Kamtschatkas, die Amurmündung, Kastries-, Hadschi-, Wladimir-, Olgabai u. der Victoriabusen an der Küste des Amurlandes, welche sämmtlich mehr od. minder gute Häfen bieten. Die bemerkenswerthesten Vorgebirge sind am Eismeere: Cap Golowin, das Nordwestcap, Cap Taimyr (Sewerowostotschui), Tscheliuskin, Thaddäus, St. Peter, Krestowoi, Tschurkin, Schetachskol, Jakan u. Sieweruni; am Stillen Ocean: das Ostcap, Cap St. Thaddäus, Oljutorsk, Osernoi, Kamtschatka, Schipansk, Lopatka, Romberg u. Putiatin. Von den Inseln, welche der Küste vorgelagert, sind die bemerkenswerthesten: im Eismeere die Lena-Inseln, Neu-S., Bäreninseln; im Stillen Ocean die Inseln St. Laurent, Karaginsk, Behrings- u. Kupferinseln, ein Theil der Kurilen, die Insel Sachalin u. die Schantarinseln. Das Klima S-s ist bei seiner ungeheueren Ausdehnung natürlich sehr verschieden, darf jedoch im Allgemeinen als ein continentales u. im Verhältniß zu gleichen Breitengraden in Europa sehr rauhes bezeichnet werden; selbst das Tiefland der ungeheueren Steppen in Westsibirien, nordwärts ohne Schutz gegen die rauhen Stürme, welche vom Eismeer herauf wehen, südwärts[949] durch die Hochgebirge Centralasiens von mildernden Südwinden abgeschlossen, hat eine auffallend niedrige Temperatur. Langen, strengen Wintern mit furchtbaren Kältegraden folgen kurze, sehr heiße Sommer. An die weiten Niederungen längs der Küste des Eismeeres, zum größten Theile mit Moos od. Flechten überzogene Moräste (Tundra genannt), schließt sich südwärts ein breiter Gürtel mit Strauchwerk u. zwergartigen Bäumen bedeckten Landes an; darauf folgt weiter südlich die Region der Wälder u. dann ein breiter Streifen theils Steppen-, theils guter Humusboden, durchgängig in der gemäßigten Zone gelegen u. größtentheils fruchtbar. Jenseits des 60.° nördl. Breite im Westen u. des 56.° nördl. Breite im östlichen Theile befindet sich die Jagd- u. Fischereiregion, spärlich von nomadisirenden Eingeborenen bewohnt, oft nur ein Kopf auf die Quadratmeile. Südlich davon schließt sich die Ackerbauregion in Westsibirien bis herab zum 55.° bis 54.° nördl. Breite, wo die Districte Kurgan, Jalutorowsk u. Tjumen die bevölkertsten Gegenden von ganz S. sind. Südlich des Flusses Om, zwischen Irtisch u. Ob bis fast hinab nach Semipalatinsk ist die Region der Salzseen. An der Westseite der Region der Salzseen, von der Ackerbauregion südwärts bis nach Turan erstreckt sich die Steppenviehzuchtregion; den südlichsten Theil, zwischen dem Balkaschsee u. der chinesischen Songarei bildet das wegen seiner Fruchtbarkeit sogenannte Sibirische Italien. An der Ostseite der Region der Salzseen befindet steh die Bergbauregion des Altai. In Ostsibirien ist Transbaikalien gleichzeitig als Acker- u. Bergbauregion hervorzuheben. Die hauptsächlichsten Producte S-s sind: Gold (am Ural, Altai u. Transbaikalien, vorzüglich unter 541/2 bis 56° nördl. Breite, von 1751–1851 insgesammt 21,269 Pud), Silber (im Altai u. Nertschinsker Bezirk), Blei, Kupfer, Eisen, Steinkohlen (im Altai u. auf der Insel Sachalin), ferner Diamante (im Ural), Smaragde, Topase, Berylle, Jaspis, Porphyr, Achat, Amethist, Bernstein u.a. Edelsteine. Das Thierreich liefert außer zahlreichen Heerden aller Art Zuchtvieh (Pferde, Rindvieh, Schafe, Ziegen, Kameele), namentlich außerordentlich kostbares Pelzwild (Hermelin, Zobel, blaue, schwarze u. weiße Füchse, Meerottern, Biber, Eichhörnchen etc.), Wölfe, Bären, Luchse, Gemsen, Argali (wilde Schafe) u.a.m., in ungeheueren Mengen wildes Geflügel (Schneehühner, Schneegänse, wilde Enten etc); die Flüsse u. Seen sind fischreich (Lachse u.a.) u. das Meer liefert Seehunde u. Wallfische. Das Pflanzenreich liefert alle Arten von Getreide: Weizen, Spelz, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Erbsen u. Hirse, Rüben, Gurken, Kürbisse, Melonen, Arbusen. Hanf u. Flachs, viele Arten von Waldbäumen, bes. Nadelholz, doch auch Eichen, Buchen, Birken, Ahorn etc.; im äußersten Norden nur Flechten u. an der Küste des Eismeeres große Massen von Treibholz u. Mammuthsknochen.

Die Bewohner S-s, etwa 6 Mill., gehören den verschiedenartigsten Stämmen an. Zum Tatarischen Stamme gehören die Kirgisen, Barabinzen, Teleuten (Gouvernement Tomsk), Jakuten (am Eismeer u. zu beiden Seiten der Lena), dann Tungusen (von Transbaikalien bis zum Stillen Ocean u. im westlichen Theile des Gebietes Jakutzk), Orontschonen, Lamuten, Tschapogiren; zum Mongolischen Stamme gehören Buräten (westlich des Baikalsees), Chorinzen (bei Nertschinsk) u.a. Völker, deren Ursprung unsicher ist: die Samojeden (in den nördlichsten Theilen der Gouvernements Tobolsk u. Jenisseisk), Ostiaken (südlich der Samojeden), Assanen u. Kangmaschen (zwischen Jenissei u. Angara), Jukagiren (an der Indigirka), Tschuwanzen (an der Kolyma), Koriäken (südöstlich der Jukagiren), Tschuktschen (an der Behringsstraße), Kamtschadalen, Giljäken u. Ainos (auf den Inseln Sachalin u. den Kurilen). Zum geringsten Theile nur sind diese Völker Muhammedaner, die Mehrzahl Schamanen, nur einzelne Glieder sind dem Christenthum gewonnen. Außerdem finden sich zerstreut: Chinesen, Turkmanen, Bucharen u.a. orientalische Völker, sowie europäische Einwanderer, bes. Russen, die herrschende Nation, u. sehr viele Kosacken; meist sind die Russen Soldaten, Beamtete od. Verwiesene, od. Abkömmlinge von ihnen, od. auch Schweden (noch von den Gefangenen des Nordischen Krieges übrig), Polen (durch die Ereignisse der letzten 70 Jahre hierher verwiesen), Deutsche etc. Ein eigenthümliches Verhältniß besteht mit den russischen Ansiedlern. Diese sind entweder Colonisten (Schtschoni Poseltschiki), welche freiwillig, doch auf Kosten der Krone nach S. gegangen sind od. gehen, unentgeltlich bestimmte Ländereien erhalten u. auf eine Reihe von Jahren abgaben- u. militärfrei sind, od. Verwiesene. Die erste Verweisung nach S. durch den Czar war die des ukrainischen Knäs Samaïlow im Jahr 1688. Die gerichtlichen Verweisungen nahmen 1753 ihren Anfang, als die Kaiserin Elisabeth die Todesstrafe beinahe ganz abschaffte. Die Deportationskosten trägt die Regierung, außer in den Ostseeprovinzen, wo sie seit 1842 die Stände tragen müssen. Der Transport erfolgt von mehren hundert Verbrechern aus den verschiedenen Gouvernements des Europäischen Rußlands zusammen unter militärischer Bedeckung. Zunächst gehen sie nach Tobolsk, wo die Verwiesenen unter die verschiedenen Gouvernements vertheilt werden. Nach den neuesten Verordnungen für die Verwiesenen vom 15. Aug. 1845 werden die zur Verbannung Verurtheilten sehr mild behandelt. Die schwersten Verbrecher (Katorschniki) gelten als moralisch todt, werden mit Nummern belegt u. in den Bergwerken von Nertschinsk auf unbestimmte Zeit als Arbeiter verwendet. Die wegen geringerer Vergehen Verwiesenen werden nur auf eine Zeit lang zu öffentlichen Arbeiten (Wegebauten, Salzsieden, Kalkbrennen u. dergl.) verwendet u. werden dann angesiedelt. Alle übrigen Verwiesenen (Vagabunden u. lüderliche Menschen) werden sofort angesiedelt u. genießen von Anfang an die meisten Vortheile der Colonisten, stehen jedoch, ebenso wie die Ansiedler aus der zweiten Abtheilung, unter beständiger polizeilicher Aufsicht u. sind glebae adscripti (an die Scholle gebundene). Erst die nächste Generation erhält die eigene Gemeindeverwaltung. Im Durchschnitt nimmt man an, daß jährlich 10,000 Verwiesene nach S. transportirt werden, etwa der vierte bis fünfte Theil Frauen. Die vorzüglichsten Zweige der Beschäftigung in S. sind Jagd. Fischerei, Ackerbau (bes. in den Bezirken Barnaul u. Kolywan im Gouvernement Tomsk, im Gebiet Semipalatinsk, im Bezirk Alatau u. im Gebiet Transbaikalien) u. Bergbau (am Altai u. bei Nertschinsk). Die Industrie in S. liegt noch in der Kindheit u. beschränkt sich außer der Erzeugung von Metallen u. einigen Metallwaaren, zumeist auf Seifensiedereien, Kalkbrennereien, Gerbereien u. Steinschleifereien. Wichtiger ist der Handel S-s, theils mit den Landesproducten als Ausfuhr- u. Seiden-, [950] Woll- u. Baumwollwaaren, Waffen u. Munition, sowie Hausgeräthen u. Luxuswaaren als Einfuhr, theils durch den Transit von u. nach China u. überhaupt Innerasien; die erste Stelle nimmt hier der Thee ein. Obwohl S. außerordentlich reich an schiffbaren Strömen ist, so sind doch diese Ströme einen großen Theil des Jahres mit Eis belegt u. schon auch in ihrer meist südnördlichen Richtung von geringerer Bedeutung, u. obgleich auch durch Einrichtung von Dampfschifffahrt auf dem Ob u. seinen Nebenflüssen, dem Irtisch, Ischim, Tobol, auf dem Balkaschsee u. dem Ilifluß, auf dem Baikalsee u. auf dem für den Verkehr durch seine westöstliche Richtung so wichtigen Amurstrome der Verkehr nicht wenig erleichtert u. gefördert ist, so ist doch der Landtransport, namentlich zu Schlitten, bei Weitem überwiegend. Die Hauptstraße für den Landverkehr, der Sibirische Tract genannt, führt von Jekaterinenburg über Tobolsk nach Tomsk, Krasnojarsk, Irkutzk, Werchne Udinsk nach Tschita u. Nertschinsk u. schließt sich hier der Amurschifffahrt unmittelbar an. Der Religion nach herrscht die Russisch-griechische Kirche, doch sind die anderen christlichen Kirchen geduldet. Auch Raskolniken gibt es, bes. unter den Verbannten. Bis zum Jahr 1822 bildete ganz S. ein Generalgouvernement mit den drei Gouvernements Tobolsk, Tomsk u. Irkutzk. Seit 1822 wurde es in die beiden Generalgouvernements West- u. Ostsibirien getheilt, deren jedes wieder in mehre Gouvernements u. Gebiete getheilt ist. Westsibirien zerfällt in die Gouvernements Tobolsk u. Tomsk, die Gebiete Semipalatinsk u. der Sibirischen Kirgisen, das Land der Kleinen Kirgisenhorde, den Bezirk Alatau u. einigen Gebietstheilen, welche administrativ mit den europäischen Gouvernements Perm u. Orenburg vereint sind. Ostsibirien zerfällt in die Gouvernements Jenisseisk u. Irkutzk, die Gebiete von Jakutzk u. Transbaikalien, in die Amur- u. die Küstenprovinz. Die Staatseinrichtungen sind den russischen nachgebildet (s. Russisches Reich). Die eingeborenen Völker haben zumeist ihre eigenen Einrichtungen behalten u. stehen zum Theil in einem sehr losen Abhängigkeitsverhältniß. Wappen: zwei aufgerichtete u. gegen einander gekehrte Wölfe in blauem Felde, welche mit der einen Klaue einen goldenen Bogen halten, mit darüber schwebender goldener Krone, u. in der anderen Klaue zwei silberne, niederwärts gekehrte Pfeile haben. Münzen, Maße u. Gewichte sind ganz die russischen, s.u. Russisches Reich (Geogr.). Die Hauptstadt von Westsibirien ist Tobolsk, die von Ostsibirien Irkutzk. Vgl. G. A. Schleusing, Neuentdecktes S., Jena 1690; G. F. Müller, Opisanie Sibirskaja, Petersb. 1749; J. G. Gmelin, Reisen durch S. von 1733–43, Gött. 1751–52, 4 Thle.; Gawr. Sarytschew, Reise durch die nördlichen Theile S-s, des Eismeers u. den nördlichen Ocean 1785–93, aus dem Russischen von I. H. Busse, Lpz. 1805–15, 3 Thle.; F. von Wrangels Reise längs der Nordküste von S. etc., 1820–24, herausgeg. von G. Engelhardt, Berl. 1839, 2 Thle.; Middendorff, Reise in den äußersten Norden u. Osten S-s, Petersb. 1856–59, 4 Bde.; Hansteen, Souvenirs d'un voyage en S., Paris 1857; Bulitschew, Reise in Ostsibiren (deutsch von Baumgarten), Lpz. 1858; Atkinson, Oriental and Western S., Lond. 1857; Derselbe, Travels in the regions of the Upper and Lower Amoor, ebd. 1860; Perry Mac Donough Collins, Explorations of Amoor River, Washington 1858; Derselbe, A voyage down the Amoor etc., New York 1860; Schrenck, Reisen u. Forschungen im Amurlande, Lpz. 1860; Kartenatlas von Middendorff, Petersb. 1856 ff.; Karte vom Lieutenant Samochwalow, ebd. 1859.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 948-951.
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