Tomsk

[675] Tomsk, 1) Gouvernement im russischen Generalgouvernement Westsibirien, an das nördliche Eismeer, Irkutsk, die Mongolei, das Kirgisenland u. Tobolsk grenzend; hatte, ehe das Gouvernement Jeniseisk (1822) u. das Gebiet Semipolatinsk mit dem Lande der Sibirischen Kirgisen (31. Mai 1854) davon getrennt wurde, 80,725, jetzt (1863) 15,733 QM. Südlich gebirgig (Kolywansches Erzgebirg); Flüsse: Jenisey (Nebenflüsse: Abakan, Turukhan u. and.), Ob, Irtitsch (Grenzfluß gegen das Kirgisenland), Tasa, Taimurska etc.; Seen: Tschani, Telezkoi, Taimurskol, Korjakowskoe, Burlinskoe, Piasinskoi, Iamysch (salzig) u. and.; Busen: Tasowskaja u.a.; ferner hoch nördlich gehende Vorgebirge. Boden: viel Steppen u. Morast, gegen Süden für Ackerbau tauglich, gegen Norden aber von Schnee u. Eis fast das ganze Jahr hindurch starrend u. durchaus für Menschen unbrauchbar. Klima; südlich etwas milder als nördlich, wo es ganz rauh ist. Der Sommer ist nördlich nicht selten naß u. kalt. Die mittlere Jahrestemperatur in Tomsk ist – 0,8° Reaumur; der Frühling daselbst hat – 1,4, der Sommer + 13,2, der Herbst – 8,2 u. der Winter – 13,9° Reaumur. Producte sind die, wie im übrigen Sibirien. Ackerbau: in den wärmer gelegenen Theilen noch etwas Getreide (Roggen, Gerste, Hafer, auch etwas Weizen), die Gärten bringen einiges Gemüse, Obst gedeiht nicht, dafür wachsen viele Beeren verschiedener Art. Die Viehzucht (bes. bei den nomadisirenden) ist sehr ausgebreitet, Pferdezucht bes. bei den Katschinzen (von denen mancher wohl auf 1000 Pferde hält), nördlicher Rennthier- u. Hundezucht, südlicher Kameele, Schafe, Hühner. T. ist reich an Wald, nördlich nur Zwergholz; die Wälder geben aber reichliche Beschäftigung für die Einw. durch Kohlenbrennen, Theerschwelen, Pechsieden etc; das Land u. die Wälder beherbergen Bären, Wölfe, Luchse, wilde Katzen, Zobel, Wiesel, Marder, Fischottern, Elennthiere, Rehe, Hirsche u.a. Speisewild, an den Küsten finden sich Robbenarten, Wallrosse u. dgl.; ferner gibt es vielerlei Geflügel, reichlich Fische. Bergbau auf dem Kolywan; man findet alle edlen Metalle, der Schlangenberg ist vorzüglich reich an Silber) beschäftigt gegen 100,000 Menschen; außerdem viel Salz, Steinkohlen, viel Edelsteine. Ansehnlicher Handel, jedoch viel auf Tausch. Die Einw. sind Russen, Tataren, Tschulymer, Katschinzen, Ba. rabinzen, Tuliberien, Kistimer etc., ihre Anzahl betrug i. J. 1858 bereits 694,651 (vor der Trennung der. Statthalterschaft Jeniseisk mit 303,300, des Gebiets Semipolatinsk mit 210,300 u. des Landes der Sibirischen Kirgisen mit 261,800 Ew., sogar von 1,476,400 Ew. bevölkert). T. war erst mit Tobolsk (s.d.) verbunden, ist seit 1801 (mit Kolywan) eigne Statthalterschaft u. wird gegenwärtig in sechs Kreise getheilt, nämlich T., Barnaul, Bijsk, Kainsk, Kolywan u. Kusnezk, woneben noch das Heer der Sibirischen Linienkosacken unter eigener Verwaltung durch das Land vertheilt ist; 2) Kreis hier, am Jenisei, Tom, Obi, Tschulym u. anderen Flüssen, etwas bergig, sumpfig, doch (bes. an den Flüssen) ziemlich fruchtbar; 85,800 Ew.; hier Bogorodizkoje, Dorf, wunderthätiges Marienbild, große Wallfahrt am 21. Mai; 3) Hauptstadt des Kreises u. der Statthalterschaft; liegt am Uschaika u. Tom; Sitz der Provinzialbehörden, hat einige Befestigung, 9 Kirchen, einige Moscheen u. Klöster, Kaufhof, mehre Hospitäler, lebhaften Handel, öffentlichen Garten; 20,300 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 675.
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