Pechsieden

[771] Pechsieden (Pechbrennen), Bereitung des Pechs. Der Ort, wo das P. geschieht, u. die Gebäude dabei nennt man Pechhütte u. die dabei beschäftigten Arbeiter Pechbrenner (Pecher). Man gewinnt das Pech a) aus dem beim Harzreißen gewonnenen Fichtenharze; wenn man das Fichtenharz in einen großen Kessel (Pechkessel) bringt, welcher in einen Ofen eingemauert ist u. am Boden ein Loch hat, welches auf einer Rinne des Ofens steht; wenn man dann ein gelindes Feuer unter dem Kessel anmacht, so läuft das flüssige Pech aus dem Kessel in die Rinne des Ofens u. aus dieser in ein untergesetztes Gefäß u. wird hernach in einem Sack von grober Hanfleinwand, Harzsack, gegossen u. ausgepreßt. Die dazu nöthige Presse, Harzpresse, besteht aus einem Troge, auf welchem ein hölzerner Rahm liegt, der mit Zapfen versehen ist, zwischen welchen der Sack gepreßt wird. Das Pech vereinigt sich zu einem Klumpen u. wird dann in Tonnen geschlagen Statt des Pechkessels bedient man sich auch großer Pechtöpfe, welche auf dem Boden durchlöchert sind Wenn man dagegen das Fichtenharz[771] mit Wasser nicht ganz bis zu Ende abdestillirt, so geht das darin enthaltene Terpentinöl fast gänzlich über, u. es bleibt als Rückstand das sogenannte weiße Pech übrig, welches geschmolzen u. durch Stroh geseiht wird; es ist gelb u. undurchsichtig. b) Indem man aus harzigen Stücken Holz von Kiefern u. Fichten Theer schwelt (Pechschwelen), welcher im Pechofen (Theerofen) eingekocht wird. Der Pechofen ist ein von Ziegelsteinen aufgeführter, unten cylinderförmiger, oben spitziger u. gewölbter Ofen, dessen Boden kesselförmig ist u. in der Mitte eine Röhre hat, welche in einen Trog (Pechtrog) führt. Der Ofen ist mit einem gemauerten Mantel umgeben, welcher sich oben an die Spitze des Ofens anschließt. Unten hat der Mantel Schürlöcher, oben Rauchlöcher. Der Ofen hat zum Einsetzen des Holzes ein Loch (Kohlenloch) in der cylindrischen Wand u. ein zweites (Einsetzloch) in der kegelförmigen Decke; nach dem Einsetzen werden beide Löcher ausgemauert u. Feuer im Mantel angemacht. Nach einiger Zeit fließt aus dem Ofen zuerst Theerwasser mit einem seinen Harze (Schweiß, Theergalle), später der eigentliche Theer, welcher Anfangs dünn u. hell ist, später immer dunkler u. dicker wird. Aus dem helleren Theer destillirt man in einem eingemauerten Kessel Kienöl u. behält im Kessel als Rückstand weißes, aus dem dunkleren schwarzes Pech. Anstatt des Pechofens kann man sich auch einer ausgemauerten Pechgrube, in Form eines umgekehrten Kegels, bedienen. Auch durch Abdampfen des Steinkohlentheeres gewinnt man ein Pech (künstliches Asphalt).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 771-772.
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