Harzreißen

[74] Harzreißen (Harzscharren), die Gewinnung des Harzes aus Fichten, Kiefern od. Tannen. Man macht im Sommer an dem unteren Baumstamme mehrere 4–5 Fuß lange u. 2 Zoll breite Einschnitte (Harzrisse, Harzlaachen, Laachen), in welchen sich das Harz sammelt. Von Zeit zu Zeit wird das Harz mit dem Harzmesser (Harzscharre) herausgeschabt; dieses hat eine sichelförmig gebogene, auf beiden Seiten scharfe, 9 Zoll lange Klinge u. einen 2–3 Ellen langen Griff. Hierbei wird der Baum an den Seiten der ersten Risse frisch verwundet (angezogen). Das Harz wird in trichterförmigen Gefäßen von Fichtenrinde (Harzgefäße, Harzmesten) gesammelt. Das H. darf nur bei solchen Stämmen vorgenommen werden, welche in 4 od. 5 Jahren zu Brennholz geschlagen werden sollen, u. dann verringert es den Werth des Brennholzes nicht. Die Personen, welche es verrichten (Harzer, Harzreißer, Harzscharrer) tragen bei ihrer Arbeit einen kurzen Kittel von grober Leinwand (Harzkappe) u. geben dem Grundherrn des Waldes für die Erlaubniß dazu einen jährlichen Zins.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 74.
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