Perm [1]

[837] Perm (Permien), 1) russisches Gouvernement, zum Theil mit seinem Gebiete zu Europa, zum Theil zu Asien gehörend, nach den Ureinwohnern dieser Gegend, den Biarmiern, so benannt; zwischen Wologda, Tobolsk, Orenburg u. Wiätka; das Gouvernement umfaßt 6050,12 QM., wovon 3768,99 QM. auf den europäischen u. 2281,13 QM. auf den asiatischen Antheil kommen. Getrennt sind beide Theile durch das Uralgebirge, welches hier den Namen des Mittleren od. Werchoturischen u. im Süden den des I. katherinenburgischen Urals führt, sehr reich an mannigfaltigen Erzen ist u. als höchste Gipfel den Pawdinskoi-, den Kontschakowskoi- u. Kaßwinskoi-Kamen hat. Von den zahlreichen Flüssen ist der bedeutendste die Kama, welche fast alle Gewässer auf der westlichen Seite P-s (rechts den Kossa, Inwa u. Obwa, links den Wischera, Jaswa, Jaiwa, Koswa, Tschussowa, Silwa u.a.) aufnimmt; im Norden sind die Quellen der Petschora, östlich fließen die Newda, Soswa, Tura, Isset u.a. dem Tobol zu, im Süden sind die Quellen der Ufa. Seen sind bes. im südöstlichen Theile, auch finden sich mehre Mineralquellen. Das Klima ist rauh u. zumal an u. auf dem Gebirg sehr unfreundlich. Die Einw. (2,050,000 Seelen) sind: Rnssen, Tataren, Baschkiren, Teptjären, Permier (Permjäken), Tscheremissen, der Religion nach meist Griechen sie sprechen zwar noch einen eigenen Dialekt, sind aber sonst ziemlich mit den Russen verschmolzen; Hauptbeschäftigung desteht in Bergbau mit Gold, Platina, bes. Kupfer, Eisen, Salz, edlen Steinen etc., meist auf Rechnung von Privatpersonen, u. wird durch die großen Waldungen, welche jedoch nicht genug geschont worden sind, befördert. Sonst treibt man Viehzucht (Pferde, Rindvieh, Schafe, Ziegen, Federvieh), etwas Ackerbau, allerhand Industriezweige, vorzüglich solche, welche mit dem Bergwesen zusammenhängen, auch Lederbereitung, Leinweberei, Pottaschensiederei, Branntweinbrennerei. P. hat seine Verfassung 1781 erhalten; Wappen ist ein stehender silberner Bär, ein Evangelienbuch im goldenen Futterale auf dem Rücken tragend, oben ein silbernes Kreuz in rothem Felde. Es wurde sonst getheilt in die Landschaft P. (westlicher Theil) u. Iekatherinenburg (östlicher Theil), jetzt in 12 Kreise. In früher Zeit war hier Biarmien, ein Reich, welches ein finnischer Volksstamm (Biarmier) an den Ufern der Kama gestiftet hatte. Es vereinigte unter seiner Herrschaft viele Finnenstämme, welche das heutige Rußland, bes. die Gouvernements Wologda u. Archangel, bewohnen, u. unterhielt wichtige Handelsverbindungen mit Skandinavien u. Asien. Von seinem Untergang meldet die Geschichte nichts, als die Russen 1472 P. eroberten, fanden sie schon kein selbständiges Volk mehr. 1708 wurde P. zum Gouvernement Kasan geschlagen, aber 1781 von Katharina II. zu einem eigenen Gouvernement gemacht. 2) Kreis, westlich gelegen; 150000 Ew., am Urat, bewässert von der Kama, Tschussowa u.a., hat weniger Ackerbau, viel Kupfer- u. Eisenhütten, einige Salinen. 3) Hanptstadt der Statthalterschaft u. des Kreises, an der Kama, Danilicha u. Jaguschiha; hat die Gouvernementsbehörden, Bischof, Gouvernementsgebäude, 9 Kirchen, Gymnasium, Theologisches Seminar, Hospital, viele Fabriken, Handel, Druckerei; 10,000 Ew.; P. ist Stapelort für die auf den Flüssen herabkommenden Waaren; in der Nähe mehre große Kupferhütten. Bis 1780 war P. ein unbedeutender Flecken 26. September 1842 große Feuersbrunst.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 837.
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