Hermelin [1]

[276] Hermelin, 1) (Großes Wiesel, Mustela erminea Lin., Putorius e. Cuv.), Art der Wiesel, 1 Fuß (ohne den 6 Zoll langen Schwanz) lang, 21/2 Zoll hoch, im Sommer in südlichen Gegenden röthlich, in nördlichen dunkelbraun, im Winter fuchsroth, im Norden (selten in Deutschland) weiß mit schwarzer Schwanzspitze, Varietäten gefleckt, ganz weiß, aschgrauschwarz mit weißen Schwanzspitzen; lebt in Nordrußland u. in Sibirien (am [276] Kolyma), auch in Deutschland, in Steinhaufen u. Maulwurfslöchern; frißt Vögel, Hühner, Mäuse, Eier u. verschleppt letztere, indem er sie unter dem Kinn wegträgt, soll selbst Bären, Rennthieren, Adlern u.a. Thieren auf den Hals springen u. sich einbeißen, ist sehr munter u. gewandt, ranzt im Mai u. bringt 4–8 Junge; das siberische gibt das bekannte gute u. dauerhafte Pelzwerk. Je. schneeweißer, länger u. dichter das Haar ist, desto höher ist der Werth, zumal wenn die Haut fest ist. In dieser Beziehung sind die sibirischen die besten, dann kommen die russischen, bes. die kasanischen. Die schwarzen Schwanzspitzen sind es, welche die schwarzen Flämmchen auf dem Hermelinpelze bilden. Das Zimmer (40 Felle) kostet 24–30 Thaler, Fleisch unbrauchbar. Man hielt sonst den H. für sehr reinlich u. erzählte, daß er lieber durch Feuer als durch den Koth liefe, deshalb nahm man ihn als Symbol der Reinheit u. Unschuld an, vgl. Hermelinorden 2). Mäntel mit H. ausgeschlagen zu tragen, war im Mittelalter ein Vorrecht fürstlicher Personen, sowie der Erzbischöfe u. Bischöfe. Daher kommt der H. häufig in Wappen vor, auch trugen die genannten Personen mit H. ausgeschlagene Mützen. Als Zeichen, daß sie Vertreter des Fürsten sind, tragen die Prorectoren auf Universitäten gewöhnlich bei feierlichen Aufzügen Hermelinmäntel. H. ist daher in Wappen eine Art der natürlichen Farbe, welche Pelzwerk bezeichnen soll; es ist dann weiß mit schwarzen Schwänzchen (Hermelinschwänzchen), welche, oben einem Kleeblatte ähnlich, sich unten in drei Theile spalten; hat es diese auf schwarzem Grunde weiß, so heißt es Gegen-H. Jetzt wird der H. nur selten noch von reichen. Damen zu Mänteln benutzt 2) Kleines H. (Wiesel, M. vulgaris), wie das Vorige, aber mit kürzerem Schwanze, ohne schwarze Schwanzspitze, Länge 6–7 Zoll, Schwanz 11/2 Zoll; in kalten u. gemäßigten Ländern Europas u. Asiens. Im Norden im Winter ganz weiß u. dann unter dem Namen Schneewiesel (M. nivalis L.) od. Kleines H. im Handel vorkommend; 3) (Conus capitaneus), eine Art Kegelschnecke; 4) (Pferdew.), so v.w. Dunkel-Isabelle.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 276-277.
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