Kreide

[786] Kreide, 1) (Creta), ein weißes, erdiges Mineral von feinerdigem Bruch, färbt stark ab, ist leicht zerreiblich, undurchsichtig u. klebt an der feuchten Lippe; sie besteht aus kohlensaurem Kalk u. findet sich sehr verbreitet in der nach ihr benannten Kreideformation (s.d.) auf her Insel Rügen, in Frankreich, England, Holland u. Dänemark. Nach Ehrenbergs Untersuchungen besteht die K. aus den Schalen mikroskopisch kleiner schneckenartiger Korallenthierchen. Man benutzt sie zum Schreiben, in manchen Gegenden dient sie als Baustein; sehr verbreitet ist ihre Anwendung als weiße Farbe zum Anstreichen u. in der Malerei, entweder für sich od. mit andern weißen Farben vermischt; die hierzu gereinigte K. kommt als Wienerweiß, Blanc de Meudon, Blanc de Bougival, Blanc d'Espagne in den Handel; sie dient ferner als Grund zu allerhand Holzverzierungen, welche vergoldet oder versilbert werden sollen, zur Bereitung des Pergaments, zum Putzen von metallenen Gegenständen, zu Kitt u. feuerfesten Schmelztiegeln, gebrannt gibt sie einen guten Mörtel; in der Landwirthschaft benutzt man sie zur Verbesserung von nassem, thonigem Boden; zuweilen dient sie auch dazu, sauer gewordenes Bier wieder trinkbar zu machen. Soll sie eine gleichförmige Beschaffenheit u. ein seines Korn erhalten, so wird sie gemahlen u. geschlämmt u. in Cylinder- od. Kuchenform gebracht (Geschlämmle K., Schlämmkreide). In Deutschland liefert bes. Berlin solche K. Ehemals wurde sie auch gepulvert u. geschlämmt (Creta praeparata) in der Medicin gegen Magensäure etc. gebraucht; Thierärzte brauchen sie bes. bei Durchfällen u. Koliken der Kälber. Die meiste K. kommt von Rügen, auch aus England u. Dänemark als Ballast über die Seeplätze nach Deutschland; 2) mehre andere farbige Erdarten, so: Braune K., so v.w. Kölnische Erde u. Umbererde; Briançoner K., so v.w. Speckstein; Gelbe K., so v.w. Gelberde; Grüne K., so v.w. Grünerde; Holländische K., seine weiße Kreide, wird beim Verfertigen des Siegellacks gebraucht; Lithographische K., eine aus Wachs, Seife, Talg, Wallrath, Schellack u. Ruß bereitete schwarze, fettige Masse, mit welcher man beim Lithographiren auf die Steinplatte zeichnet; Rothe K., so v.w. Röthel; Schwarze K., so v.w. Zeichnenschiefer; Spanische u. venetianische K., so v.w. Speckstein.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 786.
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