Kitt

[545] Kitt, 1) Mischung, die weich u. dann klebend, feste u. harte Körper, wenn solche damit überzogen werden, nachdem sie durch Verdunstung auch selbst erhärtet ist, fest, lust- u. wasserdicht verbindet, sonach auch zu Verschließung von Rissen u. Vereinigung von Bruchstücken zu einem Ganzen dient; daher kitten, mit K. verbinden. Man hat A) Feuchte Kitte, wie: a) Gypsmörtel, s.u. Gyps. Mit Gyps vergießt man auch Eisen in Stein; b) gemeiner Maurermörtel; c) fette Thonschliche, d) Klebwerke od. Lute, bes. die zu chemischpharmaceutischen Operationen nöthigen Gemische, wodurch man gläserne u. irdene Gefäße äußerlich überzieht, um dieselben gegen heftige Einwirkung des Feuers zu sichern, eben so die Massen, die man als Klebwerk braucht, um die einzelnen Theile eines Destillationsapparates luftdicht mit einander zu verbinden, u. wozu man im Großen am häufigsten Thon verwendet; so bei Destillation von Wasser, Weingeist, schwachen Säuren; e) Mehlkitt, ein Teig aus Mehl u. Wasser, auch wohl mit Eiern, od. eine Leimauflösung mit Mehl, der, auf Leinwandstreifen gestrichen, um die Fugen gelegt u. mit Bindfaden umwickelt wird. Bei Destillation starker, flüchtiger Säure aber dient f) Fetter K., aus sein gepülvertem Thon u. Leinöl, od. Mandelkleie, dieser wird mit Leinölfirniß durch anhaltendes Stoßen zu einem steifen Teig zusammengearbeitet, der dann, in die Fugen gedrückt u. auf Leinwand gestrichen, umgebunden wird. Auch versetzt man gewöhnlichen Tischlerleim od. Kleister mit Leinölfirniß od. Terpentin u. macht ihn so zu einem wasserbeständigen K. g) Brunnenkitt, zum Verkitten der Wasserbehälter, wird aus Wachs mit Pech zusammen geschmolzen, mit Ziegelmehl gemengt u. heiß in die fast ganz trockenen Fugen gestrichen. B) Als Trockene Kitte (Schmelzkitte) dienen: a) außer dem geschmolzenen Alaun u. Schwefel, harzige Substanzen, denen man, außer Wachs u. Terpentin, der Festigkeit wemn. Ziegelmehl u. wegen der Geschmeidigkeit etwas Öl od. Talg zusetzt. Eisenkitt: 4 Theile Eisenfeile, 2 Theile Thon, 1 Theil hessische Schmelztiegelscherben mit Kochsalzlösung zu einem Teig angemacht; hält das Glühen aus; od. als Ofenkitt: Holzasche mit Lehm u. etwas Salz mit Wasser zu einem Teige angemacht; od. als Rostkitt: 60 Th. gesiebte Eisenfeile mit 1 Th. Schwefelblumen u. 2 Th. gepulvertem Salmiak gemengt u. mit durch Essig od. Schwefelsäure etwas angesäuertem Wasser angemacht; dieser K. wird in die blank gefeilten Fugen fest eingestrichen u. ist nach einigen Tagen ganz hart u. fest, da er in sich (unter Oxydation u. Bildung von Schwefeleisen) u. mit dem Eisen zusammenrostet. b) Holzkitte, deren sich die Tischler[545] bedienen; man nimmt Quark od. frischen Käse (daher auch Käsekitt) u. gebrannten, in Mehl zerfallenen, od. auf einem Reibesteine zerriebenen Kalk, reibt beides mit einem hölzernen Spatel so lange, bis es zu einem zähen Brei wird. Die Anwendung geschieht am besten warm; das Trocknen dauert aber 2–3 Tage. Auch nimmt man 3 Th. Kalkmehl, 1 Th. Roggenmehl u. 1 Th. Leinöl, das gehörig unter einander geknetet u. in das noch etwas Baumwolle hineingestreut wird. e) Werrigkitt, um Gefäße zu kitten, welche Wasser halten sollen, läßt man Pech, Rindsblut, Leinöl, Terpentin u. zart geriebenes Ziegelmehl unter einander schmelzen, macht die Fugen, die verkittet werden sollen, über Kohlenfeuer warm, gießt die flüssige Masse dazwischen u. stopft in die Zwischenräume seines Werrig. d) Wasserdichter Dolzkitt; man nimmt Molken, ungelöschten Kalk u. etwas Sand; wird schnell fest. Zum Dichtmachen der Fugen an Fässern ist vorzüglich: 8 Th. Leim mit 32 Th. Wasser zu einem starken Leim gekocht u. 11/2 Th. Leinölfirniß zugesetzt u. damit unter beständigem Umrühren gekocht. e) Wasserdichter K. für Metalle: im Kleinen wird Bleiweiß od. Mennige mit Leinölfirniß zu einer steifen Salbe angerieben, od. auch feingepulvertes Zink mit Leinölfirniß; im Großen, z.B. für Wasserleitungsröhren: 24 Th. Cement, 8 Th. Bleiweiß, 2 Th. Silberglätte, 1 Th. Kolophon innig vermengt u. auf 5–6 Pfund des Gemenges 16 Loth Leinöl zugesetzt, das man mit 8 Th. Kolophon bis zu dessen Auflösung im Sieden erhalten hat. C) Steinkitte, um Glas, Porzellan, Serpentinstein, Marmor u. dgl. zu verbinden: a) man reibt Leinölfirniß mit ungelöschtem Kalk, seinem Ziegelmehl od. Mennige auf einem Mahlsteine zu einem zähen Brei. b) Ein K. zu Cisternen u. steinernen Brunnenröhren u. Mörtel bei wasserdichten Mauern (Brunnenkitt) wird aus Pech, Schwefel u. seinem Ziegelmehl bereitet, die über dem Feuer geschmolzen, vermischt u. heiß aufgetragen werden. Zum Vereinigen von zerbrochenen od. gesprungenen Porzellan-, Steingut- u. Glasgefäßen dient e) gebrannter, an der Luft zerfallener Kalk mit Eiweiß, od. Quark zusammen gerieben u. schnell auf die Bruchflächen, die man einige Zeit zusammendrückt u. über ein Kohlenfeuer hält, getragen; od. d) gebrannter, sein geriebener Gpps u. Auflösung von Tischlerleim; e) 4 Th. gepülverter Quarz, 5 Th. Quark, 7 Th. gebrannter Kalk mit möglichst wenigem Wasser benetzt. f) Englischer K. zu gleichem Behuf, doch der Hitze nicht widerstehend: in einer heißen Auflösung von 2 Quentchen Hausenblase in 4 Loth Kornbranntwein wird 1/2Quentchen Ammoniakgummi zerrieben u. 1 Quentchen Mastix, in 11/2 Loth Alkohol aufgelöst, zugemischt, damit werden die erwärmten Bruchflächen bestrichen, genau zusammengefügt u. 12 Stunden lang fest zusammengedrückt erhalten. g) Harzkitt besteht oft aus bloßem Mastix od. Sandarach, od. aus 4 Th. gepülverten Thonscherben, 3 Th. Harz, 1 Th. Wachs, od. aus 4 Th. schwarzem Pech, 1 Th. Wachs, 1 Th. Ziegelmehl; od. 4 Th. schwarzes Pech u. 1 Th. Schwefel zusammengeschmolzen u. Eisenseilspänne od. Ziegelmehl eingerührt; od. man nimmt auch gepülverten Schelllack, womit man die zerbrochenen Theile, nachdem sie hinlänglich erhitzt sind, bestreut. Für irdene Wasserröhren: 6 Pfd. Steinkohlentheer zur Hälfte abgedampft, 1 Pfd. Schwefel, 1/2 Pfd Talg in der fließenden Masse aufgelöst u. 2 Pfd. Sand od. Ziegelmehl eingerührt. h) Der beste K. für Glas u. Porzellan ist der Diamantkitt: 2 Th. Hausenblase, sein zerschnitten, mit 16 Th. Wasser 24 Stunden eingeweicht, auf die Hälfte eingekocht u. mit 8 Th. Weingeist vermischt, geseiht u. mit einer Auflösung von 1 Th Mastix in 6 Th. Weingeist vermischt u. 1/2 Th. Ammoniakgummi zugesetzt; beim Gebrauch muß der K. u. die Bruchstücke warm gemacht werden; ferner 15 Gran Kautschuk in 4 Loth Chloroform gelöst u. mit 21/2 Loth Mastix versetzt, 8 Tage lang stehen lassen. Glaskitt für gröbere Gegenstände: 3 Th. Bleiglätte, 2 Th. frischgebrannter gepulverter Kalk, 1 Th. weißer Bolus u. die nöthige Menge von Leinölfirniß; wird in der Kälte angewendet. Metall auf Glas, Porzellan od. Stein zu kitten, nimmt man 1 Th. Terpentin u. 2 Th. klaren Mastix, welches man über dem Feuer zerläßt: od. man weicht Hausenblase eine Nacht in Wasser u. läßt sie dann einsieden, wo sich auf dem Boden ein zäher Leim setzt, welcher zum K. taugt. Für Müller, um Löcher in den Mühlsteinen auszufüllen, dient eine Mischung von Quark u. Roggenmehl. D) Metallkitt kann aus durch Wasserstoff reducirtem Kupfer u. Quecksilber bereitet werden. Eisenkitt, z.B. Klingen in Holz, Horn etc. zu befestigen, dient eine Mischung von 2 Th. gestoßenem Pech u. 1 Th. Ziegelmehl. Messingent od. eiserne Beschläge an Glasgeräthe kittet man mit Schellack, Siegellack, Käsekitt auf; od. man schmilzt 4 Th. gelbes Harz mit 1 Th. Wachs zusammen u. mengt 1 Th. geschlämmtes Ziegelmehl od. Kreide dazu. Vgl. Kittbuch, 3. Aufl. Erfurt 1846. E) Zur Feuerwerkerei: a) Zünderkitt, als Bindemittel u. als Schutz gegen Feuchtigkeit gebraucht, besteht aus 1 Th. Wachs u. 2 Th. Terpentin; b) Feuerkitt, zum Bestreichen einiger Gegenstände, besteht aus Leimauflösung, in welche gestoßene u. gefärbte Kohle u. Ziegelmehl od. rother Bolus gemengt werden; c) Wasserkitt wird aus 1 Th. Pech u. 1 Th. Terpentin zusammengeschmolzen u. dann mit 3 Pfd. Ziegelmehl gemengt; d) Eisenkitt ist aus 19 Th. Bleiweiß, 19 Th. Silberglätte, 11 Th. venetianischem Terpentin, 24 Th. Hornleim u. Branntwein zusammengesetzt. 2) So v.w. Schnellloth; 3) (Bienenz.), so v.w. Glasur 3); 4) bei Auerhähnen, Rebhühnern etc die Alten nebst den flügge gewordenen Jungen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 545-546.
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