Mörtel

[468] Mörtel, eine aus Kalk, Gyps, Lehm, durch Vermischung mit Sand, Kies, Ziegelmehl, Eisenfeilspähnen etc. erzeugtes Bindungsmittel der Mauersteine, welches auch als Überzug od. Bewurf der Mauern dient. Man nennt den M. fett, wenn der Kalk in größerem Verhältniß als 1: 2 beigemischt ist; mager, wenn er mehr Sand enthält. Die Güte aller Mörtelarten im Wasser, im Feuchten u. Trocknen beruht auf der Innigkeit der durch ihn erlangten Verbindung der Steine, also auf dem Zusammenhange der umhüllten u. umhüllenden Theile; diese ist aber wesentlich von dem richtigen Verhältniß des Kalkes zu dem beigemengten Sande abhängig, u. zwar soll jedes Sandkorn wohl vollständig, aber nur ganz dünn mit einer Kalkschicht überzogen sein, es soll deshalb auch der Sand, möglichst scharfkantig u. von verschiedener Größe der Körner sein, damit die kleineren Körner die Zwischenräume zwischen den größeren ausfüllen, ohne daß dicke Kalkkrusten entstehen. Die bindende Kraft des Kalkes rührt daher, daß der gebrannte Kalk aus der Luft wieder Kohlensäure anzieht, sich dadurch wieder in kohlensauren u. mit der Kieselerde des Sandes auch zu kieselsaurem Kalk verbindet u. diese neugebildeten Körperchen die Mauersteine u. den M. zu einer innig zusammenhängenden Masse vereinigen. Nach der Örtlichkeit aber, in welcher der M. verwendet wird, ändern sich die Bedingungen, unter welchen er erhärten soll. Denn während bei seiner Verwendung bei Hoch- od. Landbauten der Zutritt der Luft zu dem M. durch die Steine möglich ist, u. es nichts schadet, wenn die Erhärtung erst nach einiger Zeit erfolgt, ist bei Bauten unter Wasser der Luftzutritt fast unmöglich, u. es muß darauf gesehen werden, daß der M. möglichst schnell erhärtet, damit er nicht von dem Wasser aus den Fugen herausgespült werde. Im ersteren Falle verwendet man den Luftmörtel, welcher aus reinem fetten Kalke durch Zusatz von Sand hergestellt wird; im letzteren Falle aber verwendet man den Wasser- od. hydraulischen M., welchem Thonerde beigesetzt ist. Der Loriot'sche M. wird aus Loriotschem Cement (s. Cement) unter Zusatz von gepulvertem, ungelöschtem, gebranntem Kalk gefertigt. Die Bereitung des M. aus Kalk u. Sand (Kalkmörtel, Maurerspeise), s.u. Kalk 4), ebenda s. Gypsmörtel. Der Steinmörtel wird aus Kalk, Sand, Steintrümmern u. Kieselsteinen bereitet. Der Beton (Grobmörtel), wird aus scharfkantigem Sand, größeren Stein- u. Ziegelstücken u. hydraulischem Kalk in verschiedenen Verhältnissen bereitet u. häufig als M., namentlich bei der Gründung unter Wasser, gebraucht; man bereitet daraus auch künstliche Werkstücke. Kitte u. der Haarkalk gehören auch mit hierher; vgl. Haarmörtel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 468.
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