Kolik

[657] Kolik (Bauchgrimmen, Colica), diejenige Art Bauch- od. bestimmter Darmschmerz (Enteralgia), die periodisch u. plötzlich in bedeutender u. erschöpfender Heftigkeit nach Art der Nervenschmerzen (Neuralgien) auftritt. Der Schmerz ist meist kneipend, zusammenschnürend, reißend, schneidend, wehenähnlich. Kalter Schweiß tritt ein, krampfhafte Entleerung eines ganz wässerigen Harns, auch Schluchzen, Erbrechen u. andere Krampf- u. Schmerzerscheinungen. Meist unter Abgang von Winden löst sich der Anfall, oft auch mit Durchfall. Von Bauchkneipen (Leibschneiden, Tormina) ist die K. nur gradweis verschieden. Als Sitz der K. kann man das Nervengeflecht des Netzes (Plexus mesentericus), mit Einschluß der von da bis zum Rückenmark u. Gehirn fortlaufenden Nerven bezeichnen (daher Neuralgia mesenterica s. enterica), u. zwar scheint die Affection bei der K. eine allgemeinere, während bei dem Bauchkneipen wohl nur ein einzelner Nervenfaden leidend ist. Die K. kann sein: Entzündungskolik (C. in flammatoria), Wurmkolik (C. verminosa), Windod. Blähkolik (C. flatulenta), Gallenkolik (C. biliosa), Steinkolik (C. calculosa), Menstrualkolik (C. menstrualis), Hämorrhoidalkolik (C. haemorrhoidalis), Bleikolik (C. saturnica), durch Bleivergiftung, Ciderkolik (C. pictonum s. Pictavorum, K. von Poitou, K. von Devonshire, K. von Madrid), endemisch in Gegenden, wo viel Äpfelwein (Cider), Most od. junge säuerliche Weine getrunken werden; soll von mit Blei verfälschten Obstweinen entstehen, daher man auch noch eine Pflanzenkolik (C. vegetabilis) unterscheidet, Saburralkolik (C. saburralis), durch Unverdaulichkeit, Krampfkolik, rein nervös bei Hysterie, Hypochondrie u. Rückenmarksreizung (C. spasmodica s. nervosa); ferner kann K. bedingt werden durch Anhäufung von Koth (C. stercoralis) od. Schleim (C. pituitosa) od. durch einen Darmkatarrh (C. catarrhalis), zumeist nur als Bauchkneipen sich äußernd, durch Gicht (C. arthritica, Darmgicht), durch Rheumatismus (C. rheumatica), durch einen Bruch (C. herniosa), durch Nierenleiden (C. renalis, Nierenkolik), durch Leberleiden (C. hepatica); od. die K. zeigt sich mehr in der Unterbauchgegend mit Schmerz u. Pressen der Beckenorgane (C. hypogastrica) od. in den Geschlechtstheilen (C. spermatica) od. in der Gebärmutter (C. uterina), wobei nicht selten Entzündungen, Geschwüre u. beginnender Krebs im Spiele ist, auch in Folge ausschweifenden Lebenswandels (C. scortorum, Hurenkolik). Zur Behandlung der K. wendet man Wärme auf den Unterleib an in Form von Umschlägen od. Einreibungen u. Klystiere, krampfstillende od. narkotische Mittel. Jedoch ist die Behandlung je nach der Art der K. verschieden. Bei der K. kleiner Kinder u. Säuglinge gewöhnlich durch Säure bedingte Darmreizung, sind Klystiere u. innerlich Rhabarber mit Magnesia nebst Wärme nothwendig. Vgl. Barthez, Mém. sur les coliques, Montp. 1816; Marmet, Colicae adumbratio path. et therap., Berl. 1820; Hwasser, Om Colik, Stockh. 1842.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 657.
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