Klystier

[595] Klystier (v. gr. Klysma, Enema), 1) Einspritzung von Flüssigkeiten in den Mastdarm, u. von hieraus auch in den übrigen Dickdarm, od. auch in die Mutterscheide od. Gebärmutter, um Arzneien od. selbst Nahrungsmittel dahin zu bringen, wenn entweder die Aufnahme derselben durch den gewöhnlichen Speiseweg verhindert od. erschwert, od. der Magen sie aufzunehmen nicht geeignet ist, od. am gewöhnlichsten, wenn der Durchgang in den Magen eingebrachter Stoffe durch den Darmkanal erschwert od. verhindert ist, um diesen zu befördern, od. um in Krankheiten des Dickdarms direct auf diesen, od. um dadurch auf, dem Dickdarm benachbarte kranke Theile des Unterleibs einzuwirken. Man unterscheidet: auflösende, ausleerende, ernährende, erschlaffende, krampfstillende, kühlende, reizende, schmerzstillende, stärkende, wurmabtreibende, zertheilende, zusammenziehende K-e; aber noch mannigfaltiger sind sie dem Stoff nach, wie Essig-, Öl-, Seifen-, Tabaksklystier u.a. m. Man bedient sich dazu aus Zinn verfertigter Klystierspritzen (für Scheide u. Gebärmutter Mutterspritze genannt), u. in Ermangelung letzter, mit einem Röhrchen versehener, sonst allgemein üblicher Thierblasen (Klystierblasen). Es gibt auch Vorkehrungen zum Selbstklystieren (s. Clyssoire) mittelst eines gebogenen Rohres, od. einer kleinen Pumpe (Clyssopompe), od. einer Klistierbank, auf welche man sich setzt, bes. zum Gebrauch von Visceralklystieren (s.d. u. Kämpf). Im Allgemeinen werden die K, lauwarm genommen; doch werden in seltenen Fällen auch absichtlich kalte K. verordnet. Kleine Portionen werden länger behalten als größere. Es ist rathsam, so lange das K, wirken soll, auf einem Lager, auf der rechten Seite, mit leichter Krümmung des Unterleids, liegend zuzubringen. Da aber ein oft wiederholter Gebrauch der K-e den Darm gegen Reize abstumpft, so ist es gut, den Patiencen nach u. nach an kühlere bis zu den minder erschlaffenden Kaltwasserklystieren zu gewöhnen. 2) Der zubereitete Stoff zu einem K. selbst, in Apotheken für gewöhnliche Fälle als Species ad enema, aus Altheakraut, Kamillen u. Leinsamen u. in anderer Art vorräthig.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 595.
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