Klystier

[620] Klystier heißt eine flüssige Arzneiform, welche vermittels verschiedener Spritzen in den Mastdarm eingespritzt wird und die verschiedenartigsten Substanzen enthalten kann. Die Menge der Flüssigkeit, die man zu einem Klystiere verwendet, ist nach dem Alter des Kranken und nach dem Zwecke des Klystiers verschieden. Für Erwachsene beträgt die Menge der zu einem Klystier zu verwendenden Flüssigkeit 8–9, höchstens 12 Unzen, für Kinder von 3–8 Jahren 2–4, für noch jüngere 2 Unzen. Soll das Klystier ganz oder doch längere Zeit in dem Mastdarme verweilen, so wählt man eine kleinere Portion, soll es dagegen nur vorübergehend einwirken und den Dickdarm hauptsächlich nur zur Zusammenziehung und Ausleerung anregen, eine größere. Die Art der Flüssigkeit hängt von dem Heilzwecke ab, den man erreichen will. Bald bedient man sich bloßen Wassers, bald ernährender, am häufigsten aber arzneilicher Substanzen, daher die so gewöhnliche Unterscheidung der Klystiere in einfache, ernährende und arzneiliche. Am gewöhnlichsten gibt man dem Klystier eine Temperatur, die der unsers Körpers gleich kommt; daß es diese habe, erkennt man daran, daß, wenn man die mit der Flüssigkeit angefüllte Spritze auf das geschlossene Auge drückt, in diesem kein schmerzhaftes Brennen entsteht. Unter besondern Umständen wendet man jedoch auch kalte Klystiere an. Regel ist es einen Kranken, dem man ein Klystier geben will, auf die rechte Seite legen und sich etwas krümmen zu lassen, um die Bauchmuskeln in den Zustand von Erschlaffung zu versetzen. Wird mit Klystieren Misbrauch getrieben, wie dies bei Neigung zu Verstopfung nur zu leicht geschieht, so vermehren sie in der Regel das Übel, dem sie abhelfen sollen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 620.
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