Lappland

[126] Lappland (bei den Russen Sameland), eine umfangreiche Landschaft im äußersten Norden Europas, im Norden u. Westen vom Eismeere, im Süden von Norwegen, der schwedischen Provinz Norrland u. Finnland, im Osten vom Weißen Meere begrenzt, zerfällt in das norwegische, schwedische u. russische L. L. ist von der Kette der Nordischen Alpen durchzogen, welche ibre Äste nach allen[126] Seiten hin aussenden; auf der Nordwestseite sind dieselben am höchsten u. verflachen sich allmälig nach Osten hin. Ein großer Theil des Landes ist daher bergig, ein anderer wiederum eben u. sumpfig; viele Flüsse u. Bäche strömen von den Gebirgen dem Eismeere u. dein Bottnischen Meerbusen zu; auch gibt es zahlreiche Seen, zum Theil von beträchtlichem Umfange, z.B. der Enaresee, dessen Flächeninhalt auf 60 QM. betrachtet wird. Der Winter ist lang u. streng, der Sommer kurz: der längste Tag dauert in den südlicheren Gegenden 24 Stunden, in den nördlichsten drei Monate: ebensolang währt die längste Nacht im Winter, Der Sommer, welcher jedoch kaum 9 Wochen währt, ist heiß, wie in Italien, aber unerträglich wegen allerlei Mückenarten. Der Boden ist nur in den südlichsten Gegenden des schwedischen L-s des Anbaues fähig; das Korn wird Ende Mai gesäet u. Mitte August geerntet, aber oft von Nachtfrösten verdorben; die Waldungen bestehen aus Tannen, Fichten, Erlen, Birken u. Weiden, deren Wuchs nach Norden zu immer dürftiger wird; die Flora ist wenig mannichfaltig, doch bringt das Land Beeren, Moose u. Flechten (darunter die Reuuthiersiechte, als unentbehrliches Futter für die Rennthiere), in reichlicher Menge hervor: nur die Colonisten, d.i. die eingewanderten Schweden im schwedischen L., haben Pferde, Rindvieh u. Schafe; bei den Lappen vertritt das Rennthier die Stelle aller übrigen Hausthiere; von Jagd- u. Pelzwild gibt es Wölfe, Bären, Luchse, Marder, Hermeline, Fischottern u. Hafen; an Zugvögeln u. anderem wilden Geflügel, so wie an Fischen gibt es Überfluß; Mineralien scheint das Innere der Gebirge L-s in Menge zu bergen, doch wird nur Eisen, Kupfer u. silberhaltiges Bleierz gewonnen. Das Land ist sehr spärlich bevölkert; die ursprünglichen Bewohner, nach denen es auch den Namen führt, ist das finnische Volk der Lappen (s. d), welche jedoch selbst nur etwa 10,000 Köpfe zählen; die übrigen Bewohner bestehen aus Norwegern, Schweden, Russen u. Finnen, welche sich innerhalb der Grenzen L-s niedergelassen haben. a) Das Schwedische L., 2412 QM., mit etwa 53,000 Gw., stellte bisher keine Soldaten u. gab ungefähr 600 Rthlr. Steuern; es hatte früher größeren Umfang u. wurde in die Lappmarken u. Irmtlands-Åsele-, Umeå- od. Lycksele-, Piteå-, Luleå-, Torneå- u. Kemilappenmarken eingetheilt; jedoch die Hälfte von Torneålappmark u. ganz Kemilappmark (537 QM., mit 6000 Ew., worunter etwa 1000 Lappen) wurden nebst Finnland im Frieden von Frederikshamn 1809 von Schweden an Rußland abgetreten u. 1811 dem Großfürstenthum Finnland einverleibt; b) das Norwegische L. od. die Provinz Finnmarken (s.d.), 1285 QM., mit etwa 54,000 Ew., umfaßt den nördlichsten Theil L-s; c) das Russische L. gehört theils zu Finnland, theils zum eigentlich russischen Gouvernement Archangel (Kreis Kola) u. umfaßt den östlichen Theil L-s mit der Halbinsel Kola, die wohl auch die Lappländische Halbinsel genannt wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 126-127.
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