Woche

[313] Woche, 1) ein Zeitabschnitt von sieben Tagen. Die Eintheilung in W-n ist sehr alt; die Hebräer kannten sie schon, wie man aus der Mosaischen Schöpfungsurkunde sieht, nach welcher Gott in sechs Tagen die Welt schuf u. am siebenten ruhete. Vielleicht lernten die Hebräer die Wocheneintheilung in Ägypten kennen, wenigstens nennt Herodot u. nach ihm Dio Cassius die Ägyptier als die Erfinder dieser Zeiteintheilung. Die Wochentage wurden nach den Planeten, welche die einzelnen Tage regierten, genannt, aber die Namen nicht den Tagen in der Reihe gegeben, in welcher die Planeten nach den damaligen Ansichten von der Erde entfernt folgten (Mond, Mercur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn), sondern man befolgte hierbei die Reihe der Regenten der Tag- u. Nachtstunden (s. Planetenstunden), wodurch die erste Stunde jedes Wochentags den Planeten zum Regenten erhielt, welcher auf den der letzten Stunde der vorhergehenden Nacht folgte. Hierzu kam die alte Vorstellung von der Harmonie der Sphären (s.d.), u. weil den Alten die Quart (Diatessaron) das vollkommenste Intervall war, so fand dies auf die Anordnung der planetarischen Tagbenennung Anwendung. Nämlich der einzelne Tag bekam den Namen von dem denselben anfangenden Planeten, darauf kam nun der vierte Planet u. dann der vierte nach diesem etc. Wer daher mit der Sonne anfing, bekam sowohl hiernach, als aus dem vorhin angeführten Grunde die Reihe: dies Solis, dies Lunae, dies Martis, dies Mercurii, dies Jovis, dies Veneris, dies Saturni. Man fing aber die Zählung mit Saturn an, welcher als der Zeitgott u. Vater der übrigen Planeten angesehen wurde, daher der hier zuletzt stehende dies Saturni nun der erste wurde u. die übrige Folge blieb. Mit dem Tag des Saturn fiel auch der jüdische Ruhe- u. Feiertag (s.u. Sabbath) zusammen; er wurde aber als solcher bei den Christen auf den Auferstehungstag Jesu verlegt, welcher der Sonntag war, u. daher kommt es, daß bei uns die Reihe der Wochentage mit dem Sonntag beginnt u. mit dem Saturntag endigt. Aber dieses System war nicht allein Eigenthum der Ägyptier u. der Hebräer, sondern auch bei den Chaldäern u. Indiern im Gebrauch; bei Letzteren sind die Wochentagsgötter nach unserer Reihe vom Sonntag bis Sonnabend Rawi, Soma, Mangala, Buddha, Vrihaspati, Sucra, Sani; dagegen haben die Chinesen u. Tibetaner eine W. von fünf Tagen, die Tage werden nach den fünf chinesischen Elementen. Erz, Holz, Wasser, Federn u. Erde genennt. Bei den alten Persern findet sich auch keine siebentägige W. u. die 30 Monatstage haben Namen von Engeln. Die Griechen u. Römer, von welchen jene die W. ῾Εβδομάς, diese Septimana nannten, kannten das Wochentagssystem u. die Benennung der Tage nach den Planeten, neben der Rechnung der letztern nach Nundinae (s.u. Kalender) von Ägypten her durch die Alexandriner; aber das vollständig eingeführte System findet sich erst seit dem 3. u. 4. Jahrh., namentlich wurde es von Constantin dem Großen officiell eingeführt. Von Rom aus wurde nach allen Ländern römischer Unterwürfigkeit auch die Wocheneintheilung u. die Benennung der Wochentage gebracht, u. in den Romanischen Sprachen finden sich diese Namen der Tage, ausgenommen für den ersten u. letzten der W., noch bis jetzt; statt des dies Solis wurde mit christlicher Beziehung der Sonntag zur dies dominica (Herrentag) u. für den Sonnabend blieb der jüdische Name Sabbath; daher die Namen der Wochentage bei den Franzosen: Dimanche, Lundi, Mardi, Mercredi, Jeudi, Vendredi, Samedi; bei den Italienern: Domenica, Lunedi, Martedi, Mercodi (Mercoledi), Giovedi, Venerdi, Sabbato; bei den Spaniern: Domingo, Lunes, Martes, Miercoles, Jueves, Viernes, Savado (Sabado). Im katholischen[313] Kirchenkalender hießen die Wochentage Feriae, also Sonntag Dies dominica, Montag Feria secunda, Dienstag F. tertia, Mittwoch F. quarta, Donnerstag F. quinta, Freitag F. sexta, Sonnabend Sabbathum. Diese Bezeichnungsweise soll vom Papst Sylvester I., nach And. noch früher, eingeführt sein, um dadurch die heidnischen Benennungen zu beseitigen u. den Christen zu erinnern, daß für ihn jeder Tag ein Festtag sein soll. Auch zu den Germanen war die Wocheneintheilung von Rom aus, wahrscheinlich im 4. od. 5. Jahrh., gekommen, aber die Namen der Tage sind nach einheimischen Gottheiten benannt: Sonntag (altnord. Sunnadagr, engl. Sunday, schwed. u. dän. Söndag, holl. Zondag), Montag (altnord. Manadagr, engl. Monday, schwed. Måndag, dän. Mandag, holl. Maandag), Dienstag (altnord. Tysdag, engl. Tursday, schwed. Tisdag, dän. Tirsdag, holl. Dingsdag, nach Tyr [s.d.] benannt); in Baiern hieß u. heißt er noch Eritac (Erctac, Ertag, von Erich od. Ir so v.w. Mars), in Schwaben Ziestag, u. daraus scheint auch der neuhochdeutsche Name Dienstag gebildet zu sein; Mittwoch (altnord. Ođinsdagr, engl. Wednesday, schwed. u. dän. Onsdag, holländ. Woensdag, nach Odin od. Wodan); Donnerstag (altnord. þorsdagr, engl. Thursday, schwed. u. dän. Torsdag, holländ. Donderdag, nach Thor); in einigen oberdeutschen Gegenden ist durch griechisch-slawischen Einfluß dieser Tag auch Phingstag (Phinztac) genannt worden, ein Zahlname von πέντε, fünf, nämlich der fünfte Tag der W. vom Sonntag an gerechnet, wogegen bei den griechischen Slawen dieser Tag der Freitag ist, nämlich vom Montag an gerechnet; Freitag (altnord. Friadagr, engl. Friday, schwed. u. dän. Fredag, holländ. Vrijdag, nach Freia); Sonnabend, eine spätere Benennung, während in Oberdeutschland gebräuchlicher ist Samstag (eine Verstümmelung aus Sabbathstag); die Engländer nennen ihn mit den romanischen Sprachen nach der römischen Benennung Saturday (Saturnstag), so in Holland (Saturdag) u. Belgien; altnord. heißt er Laugardagr, schwed. Lördag, dän. Löverdag d.i. Badetag, an welchem man sich zu baden pflegte. Die östlichen Völker, als Slawen, Lithauer u. Finnen, zählen ihre Tage nach griechischer Weise, ohne sie mit Planetennamen zu benennen, u. zwar so, daß sie vom Montag anfangen u. den Sonntag als Ruhetag zuletzt nehmen. Vgl. von der Hagen, Die deutschen Wochentagsgötter im Neuen Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache, 1. Bd.; Grimm, Deutsche Mythol., S. 87 ff. Die verschiedenen Benennungen wichtiger W-n in der Christlichen Kirche, wie Große od. Heilige W. etc., s.u. Hebdomas. 2) Bei Geistlichen, so v.w. Amtswoche; 3) Wochen, s.u. Kindbett; 4) Wochen Daniels, s.u. Daniel 1).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 313-314.
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