Stöhr, Adolf

[719] Stöhr, Adolf, geb. 1855 in St. Polten (Österreich), Prof. in Wien.

Die Logik gründet S. auf die Psychologie. Die »Denkgrundgesetze« drücken die Tatsache der Unterdrückung der Reproduktion einer Vorstellung durch die Apposition von A zu Nicht-A, die einen Unsinn ergibt, aus. Der Begriff ist eine »charakterisierte Form der Reproduktionsbahn von einem. B. [Begriffszentrum] nach vielen A«. Er entsteht nicht durch Abstraktion, sondern durch »Kontraktion« von Vorstellungen. Das sprachliche Zeichen für einen Begriff ist der Name (vom Wort zu unterscheiden); ein Wort kann zugleich ein Name sein und ein Name kann aus einem einzigen Worte bestehen, dann haften die Namen nicht direkt am Begriffszentrum, sondern an je einem Exemplare des Umfangs. Die Hypothese ist nach S. »eine Vorstellung, verbunden mit einem Glauben, einem gewissen Wahrheitsgrade, daß das Vorgestellte auch wirklich sei«. Neben der exakten Forschung ist eine »Hypothetik« zulässig und nützlich. Es gibt induzierte und konstruierte Hypothesen.

Zu den letzteren gehört die Atomistik der mechanistischen Naturauffassung. Atome gibt es in der gemeinsamen Außenwelt (als Erscheinung der absoluten Wirklichkeit). Die »Uratome« sind weder elastisch, noch hart, noch plastisch, noch schwer, noch undurchdringlich. Sie kommen durch die Lage ihrer Bahnen zur gegenseitigen Durchdringung. Nach dem »Urstoßgesetz« findet ein Tausch der Bewegungsgrößen und Richtungen statt, so daß es nicht zur Probe der Durchdringbarkeit kommt. Eine kritisch-hypothetische Metaphysik ist möglich. Nach S. gibt es besondere »Biomoleküle« mit der Grundeigenschaft der Assimilation, welche bei der Weltbildung sich molekularisierten.

Schriften: Umriß einer Theorie der Namen, 1889. – Zur natürlichen Behandlung des Tiefensehens, 1892. – Gedanken über Weltdauer und Sterblichkeit, 1894. – Die Vieldeutigkeit des Urteils, 1895. – Letzte Lebenseinheiten, 1897. – Algebra der Grammatik, 1898. – Sehstoffe u. Grundfarben, 1898. – Binokulare Figurenmischung, 1900. – Zur Philosophie des Uratomes u. des energetischen Weltbildes, 1904. – Grundfragen der psychophysiol. Optik, 1904. – Leitfaden der Logik in psychologisierender Darstellung, 1905. – Philosophie der unbelebten Materie, 1907. – Der Begriff des Lebens, 1909. – Lehrbuch der Logik, 1910.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 719-720.
Lizenz: