Der Krieg zwischen Heinrich IV. und dem Gegenkönig Rudolf


Der Krieg zwischen Heinrich IV. und dem Gegenkönig Rudolf.

[134] Als Heinrich IV. in Italien weilte, seine Aussöhnung mit Gregor-VII. suchte und in Canossa Kirchenbuße tat, versammelten sich die gegnerischen deutschen Fürsten zu Forchheim in Franken und wählten den Gemahl einer Schwester des Königs, den Herzog Rudolf von Schwaben, zum Gegenkönig (15. März 1077). Sobald aber Heinrich, vom Banne gelöst, nach Deutschland zurückkam, traten so viele Grafen und Bischöfe auf seine Seite, daß Rudolf[134] sofort aus Süd-Deutschland weichen mußte und sich zu den Sachsen zurückzog, wo die alte Gegnerschaft gegen den König ihm die Gemüter zuführte. Wenn aber auch die entschiedene Überzahl von Bayern, Schwaben und Franken sich auf des Königs Seite stellte, so waren die Herren doch nicht geneigt, ihm sofort in einen Entscheidungskampf gegen den Usurpator zu folgen, sondern wünschten den Thronstreit durch einen friedlichen Ausgleich beizulegen. Da ein solcher Ausgleich, unter welchen Bedingungen auch immer, doch nur mit einem Verzicht Rudolfs hätte endigen können, so nahm dieser alle Kraft zusammen und rückte mit einem sächsischen Heer bis an den Neckar vor, nachdem er sich mit den beiden Herzogen Welf von Bayern und Berthold von Kärnten aus dem Hause Zähringen vereinigt hatte. Aber trotz dieser Vereinigung war er doch nicht stark genug, Heinrich zur Entscheidung zu zwingen. Er mußte wieder zurück, und der Winter und der nächste Frühsommer vergingen mit Verhandlungen, einigen Verwüstungszügen und Belagerung einzelner Burgen. Erst im Hochsommer machte Rudolf einen zweiten Versuch, zu einer kriegerischen Entscheidung zu gelangen, und rückte abermals mit den Sachsen aus, um sich mit den süddeutschen Herzogen zu vereinigen.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 134-135.
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