Schlacht bei Flarchheim.

27. Januar 1080.

[137] Melrichstadt war für beide Teile direkt ergebnislos geblieben. Den schließlichen Gewinn hatte aber doch der König, insofern sich gezeigt hat, sowohl daß Rudolf zu schwach war für eine strategische Offensive, als auch daß Verhandlungen diesen Streit nicht zu Ende bringen konnten. Das zwingt die Anhänger des Königs, ihm nunmehr so weit zu helfen, daß er seinerseits die Offensive ergreifen kann. Er macht sogar einen Winterfeldzug.

Eine Anzahl der ersten sächsischen Fürsten hatte den Glauben an den Gegenkönig verloren und war von ihm abgefallen; Heinrich wird daher angenommen haben, daß, wenn er nun plötzlich erscheine, Rudolf nicht imstande sein würde, ihm im offenen Felde Widerstand zu leisten.125 Rudolf aber mit Otto von Nordheim trat ihm südlich von Mühlhausen in Thüringen entgegen.[137] Die Sachsen stellten sich hinter einem Bach auf einer Anhöhe auf, um den Feind in dem Augenblick zu attackieren, wo er, den Bach überschreitend, den Abhang hinaufkomme. Heinrich aber erkannte die Ungunst des Geländes und umging die Position.

Über den Ausgang des Gefechts, das sich nun entspann, widersprechen sich die Parteien nach Bruno und Berthold haben die Sachsen gesiegt und ist Heinrich geflohen. Nach Ekkehard (Frutolf) und den Augsburger Annalen aber flohen die Sachsen, und der Herzog Bratislav von Böhmen, auf Heinrichs Seite, erbeutete sogar die goldene Königslanze Rudolfs, die, wie Heinrich darauf bestimmte, künftig den Böhmenherzogen bei feierlichen Gelegenheiten stets vorangetragen werden solle. Während des Gefechtes aber, fährt Ekkehard fort, habe ein Trupp Sachsen das königliche Lager überfallen, die Knappen getötet und viele Beute mitgenommen. Darauf habe der König sich nach Ostfranken zurückgewandt und sein Heer entlassen.

Auf den ersten Blick scheint diese Erklärung für den Rückzug des Königs sehr nach Ausrede auszusehen, um eine Niederlage zu bemänteln, und einen wirklichen Sieg hat Heinrich gewiß nicht davongetragen. Ganz unmöglich ist es aber doch auch nicht, daß der Verlauf der Schlacht ähnlich gewesen ist wie der von Melrichstadt, und daß Heinrich umgekehrt ist, weniger weil er bei Flarchheim wirklich geschlagen wurde, als weil er sah, daß seine Hoffnung, die Sachsen würden Rudolf überhaupt nicht mehr unterstützen, nicht erfüllt wurde. Daß Heinrich nicht wirklich geschlagen wurde, scheint auch daraus hervorzugehen, daß Bruno nichts von einer Eroberung des Lagers erzählt und daß nach Berthold nur der Einbruch der Nacht die Kämpfenden trennte. Trotzdem beansprucht er freilich den Sieg für die Sachsen, denn bis Mitternacht habe Rudolf auf dem Schlachtfelde gehalten, sei dann nur wegen der unerträglichen Kälte ins nächste Dorf ins Quartier gegangen und bei Tagesanbruch abermals auf dem Schlachtfelde erschienen. Von einer Verfolgung ist also jedenfalls nicht die Rede gewesen.

Nach Berthold sollen auf Rudolfs Seite nur 38 Mann gefallen sein »et hi omnes praeter duos de minoribus non de militaribus ensiferis cecidisse referuntur«.
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Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 137-139.
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