Schlacht bei Maupertuis


Schlacht bei Maupertuis.

19. September 1356.

[483] Zehn Jahre nach Crecy erfocht der Sohn Eduards III., Eduard, der Schwarz Prinz, einen ganz ähnlichen Sieg über die Franzosen. Auszuscheiden sind zunächst wieder die in den Quellen überlieferten großen Zahlen. Nach der maßgebenden Spezial-Untersuchung von KARL LAMPE458 waren die Engländer 1600 bis 1800 Ritter und 2000 Bogner, dazu eine Anzahl Fußknechte, stark, die Franzosen 3000 Ritter. Bei dieser Überlegenheit an Rittern gehen die Franzosen auf den Prinzen, der das Land an der Loire weit und breit verwüstet, los. Der Prinz zieht sich zurück, bis er eine günstige Stellung findet. Der König zögert mit dem Angriff, da er noch Zuzug erhält und es für möglich hält, daß der Prinz aus Mangel an Lebensmitteln abziehen muß. Man tritt in Verhandlungen über einen Friedensschluß ein. Da macht der Prinz eine scheinbare Rückzugsbewegung; die französische Vorhut läßt sich verleiten, sofort zu einem Angriff anzusetzen, kommt in den Pfeilhagel der englischen Bogner, wird durch den Angriff der englischen Ritter in die Flucht getrieben und erregt durch ihre Flucht in dem dahinter noch lagernden Gros eine Panik. König Johann befiehlt, um die ehre zu retten, den französischen Rittern, abzusitzen und zu Fuß zu kämpfen. Nach langem Widerstand wird er selbst mit seiner Umgebung gefangen genommen.

Maupertuis ist also eine mit großer Kunst von dem schwarzen Prinzen herbeigeführte und durchgeführte Defensiv-Offensiv-Schlacht.[483] Die englischen Sold-Krieger (wennschon die Hälfte der Ritter aus gascognischem Aufgebot bestand) sind besser in der Hand des Führers als die französischen Feudal-Ritter. Das macht alle Tapferkeit der Franzosen zuschanden.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 483-484.
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