Die Winkelried-Sage.

[602] Eine wahrhaft köstliche Frucht des unbefangenen Forschersinns BÜRKLIS ist die Aufdeckung des Ursprungs der Winkelried-Sage. Arnodl von Winkelried aus Unterwalden war ein berühmter Schweizer Söldnerführer im Anfang des 16. Jahrhunderts. Er ist gefallen in der Schlacht von Bicocca, 1522, als er in den spießstarrenden Haufen der Landsknechte, die mittlerweile diese schweizerische Fechtart angenommen hatten, einzudringen suchte. Die Schlacht bei Bicocca war die erste schwere und vollständige Niederlage der Schweizer, in der sie mehr verloren, als in allen früheren Siegen zusammengenommen; Landsknechts-Lie der verhöhnten sie ob dieser Schmach; die Schweizer setzten ihnen Lieder auf ihre früheren Ruhmestaten entgegen. Die verschiedenen Schlachten flossen dabei in einander über und zusammen.

Man kann das allmähliche Wachsen der Sage deutlich verfolgen. Die älteren Erzählungen, 90 Jahre lang, haben nichts, was auch nur an eine Winkelrieds-Tat erinnerte, weder den Namen, noch irgend ein ähnliches Ereignis, und können auch nichts dergleichen haben, da ja die Verhältnisse dafür gar keinen Raum boten. In der Abschrift einer älteren Züricher Chronik, die 1476 angefertigt wurde, ist zuerst eine Erzählung eingeschoben, daß bei Sempach, als die Sache übel ging, und die Herren mit ihren Spießen die Schweizer mit ihren kürzeren Hellebarden niederstießen, ein getreuer Mann viele Spieße ergriffen und niedergedrückt habe, so daß die Eidgenossen sie mit ihren Hellebarden abschlagen konnten, und zugleich habe der getreue Mann gerufen, sie fliehen alle dahinten. In dieser Erzählung ist der Held noch nicht mit Namen genannt, und es ist auch nicht gesagt, daß er selbst bei seinem Tun umgekommen sei. Das Sempacher Schlachtlied, das um diese Zeit verbreitet war (erhalten in der Chronik von Ruß, 1480), hat noch nichts von dem ganzen Zwischenfall. Erst wieder fünfzig Jahre später (1531) erscheint das Schlachtlied, das sicher mancherlei Wandlungen durchgemacht und öfter umgedichtet ist, mit den Winkelried-Strophen. Das ist neun Jahre nach der Schlacht von Bicocca. Auch hier ist es aber erst »ein Winkelried«, der dann zu »einem von Unterwalden von Geschlecht ein Winkelried«, und schließlich in der zweiten Redaktion von Tschudi (etwa 1570)[603] »Arnold von Winkelried« wird. Jetzt war seit der Schlacht von Bicocca so lange Zeit verflossen, daß die Versetzung des hier gefallenen Helden in die Sempacher Schlacht, aus der bösen Niederlage mit ihrer trüben Erinnerung in den ruhmvollsten Sieg, keinen Anstoß mehr erregte, und mit dem Helden von Bicocca wurde auch bald nach Tschudi die ganze Schlachtordnung der Landsknechte, vor deren Spießen er gefallen war, und sogar ihre Befestigung in die Sempacher Schlacht übertragen. Auch die dazwischen liegende Schlacht von Murten (1476) mußte mit einer eindrucksvollen Erinnerung beitragen, die Anschaulichkeit zu erhöhen: bei Murten haben die Geschützkugeln der Burgunder Zweige von den Bäumen heruntergerissen, die vor den Schweizer Haufen niederfielen. Das erzählt uns das Schlachtlied nun von Sempach, wo gar keine Geschütze vorhanden waren. Selbst an dem Schlachtgebet kann man erkennen, wie spät dieses Lied entstanden ist: es fehlt darin die Anrufung der heiligen Jungfrau, was ein sicherer Beweis ist, daß es aus der Reformationszeit stammt; früher wäre eine solche Übergehung ganz unmöglich gewesen.

Die Aufdeckung dieses Zusammenhanges ist volkspsychologisch, literar-geschichtlich und historisch nicht weniger wichtig und interessant als methodologisch. Wie im Nibelungenliede sehen wir Ereignisse, die viele Generationen auseinanderliegen, von 1386 bis nach dem Durchdringen der Reformation, mit einander verschmolzen. In welche Verwirrung aber gerät die Geschichte des Kriegswesens, wenn man sich solchen Überlieferungen vertrauensvoll überläßt? Die Legende überträgt die Taktik der Landsknechte auf die Ritter, die das gerade Gegenteil von ihnen sind. Noch mehr, die Taktik der Landsknechte ist keine andere, als die Taktik der Schweizer; die Schweizer Legende selber also weist die eigene Taktik dem Gegner zu. Dazu kommt dann noch das Geschützfeuer und die dem Geist der Sempacher Zeit ganz ebenso sehr widersprechende Form des Gebets.

Da es nicht die Ritter, sondern die Schweizer waren, die in der Form des festgeschlossenen Haufens mit vorgestreckten Spießen fochten, so sind auch die Winkelrieds-Taten, die mehr oder weniger sicher beglaubigt von der Geschichte vermeldet werden, von Rittern ausgeführt worden. Die erste erzählt Johann von Winterthur zum Jahre 1271 von einem habsburgischen Ritter, der einen bernischen[604] Haufen zu sprengen versuchte und dabei umkam.555 Ähnliches wird erzählt von dem Gefecht auf der Schoßhalde im Jahre 1289, wo ein Sohn König Rudolfs von Habsburg die Berner überfiel und schlug; hier wird als der Held Graf Ludwig von Homberg-Rapperswyl genannt. 1332 vollführte dieselbe Heldentat der österreichische Ritter Stülinger von Regensberg wieder in einem Gefecht gegen die Berner und Solothurner, deren Haufen er sprengte, selbst dabei fiel, aber den Seien den Sieg gab.556 In der Schlacht bei Granson (1476) unternahm dasselbe ein Burgunder, der Ritter von Chateauguyon, der auch mit seinem Roß in den Gewalthaufen eindrang, aber getötet wurde, ohne ihn sprengen zu können. Tschättegü nennen ihn die Schweizer Berichte, die uns nicht ohne Bewunderung mehrfach die Tat des Gegners berichten. Der einzige Eidgenosse, dem sie nachgerühmt wird, ist neben dem Arnold Winkelried von Bicocca ein Urner Söldnerführer Heini Wolleben, der in der Schlacht von Frastenz (1499) nach einer Erzählung Pirkheimers die Spieße des kaiserlichen Haufens niederdrückte, indem er den seinen quer überlegte und so den Seinen einen Zugang eröffnete, selber aber in dem Augenblick durch ein Büchsenschuß hingestreckt wurde.

Daß auch Mitglieder der Unterwaldener Ritterfamilie Winkelried bei Sempach gefochten, ist als sicher anzunehmen, wennschon nicht direkt nachzuweisen. Ein Versuch,557 wenigstens den Namen Arnold Winkelrieds als eines bei Sempach Gefallenen zu retten, weil er in dem Jahrzeitbuch von Stans tatsächlich an der Spitze der Liste der Umgekommenen stehe, erweist sich als hinfällig, da die Liste nur in Abschriften erhalten ist, die um 1560 angefertigt sind, also zu einer Zeit, wo die wundervollen Strophen des Schlachtliedes von Winkelrieds »Frevel« längst Gemeingut aller Schweizer waren, und jeder Kopist sich berechtigt fühlte, den Namen der Totenliste, auf der er doch nur zufällig ausgelassen sein konnte, zuzusetzen.[605]

Die Grundlage für die richtige kriegsgeschichtliche Behandlung der Schlacht bei Sempach hat BÜRKLI geschaffen, seine eigene Rekonstruktion litt jedoch noch an einigen so offenbaren Fehlern, daß sie nicht nur nicht durchdringen konnte, sondern auch das Richtige darin nicht zur Anerkennung gelangte. Das Verdienst, das Problem nach allen Seiten gelöst zu haben, gebührt deshalb der Untersuchung von ERICH STÖSSEL (Berliner Dissertation 1905. Verl. v. Georg Nauck) gegen die HÄNE in der D. Lit. Zeit. 1906 Nr. 17 (Sp. 1063) zwar noch angekämpft hat, aber ohne etwas Durchgreifendes einwenden zu können.

BÜRKLI fand das Entscheidende, daß die Schlacht nicht mit der Front nach Süden, sondern mit der Front nach Osten geschlagen sein müsse, aber er erklärte das Absitzen der Ritter so, daß sie während des Lagerns von den Eidgenossen, deren Nähe sie nicht ahnten, überfallen worden seien. Zu dem Zweck nahm er an, daß das eidgenössische Kontingent bei Zürich in einem nächtlichen Gewaltmarsch herangerückt sei. Alles das ließ sich mit den Quellen nicht vereinigen. Es ließ sich aus den Eidgenössischen Abschieden nachweisen, daß die Waldstätter spätestens am 7. von Zürich abmarschiert sind, und die Quellen stimmen darin alle überein, daß die Ritter nicht ursprünglich zu Fuß gewesen, sondern zum Zweck des Gefechts abgesessen seien. Unvermutet sei man auf den Feind gestoßen, sagt Suchenwirt; »nicht orndlich geordnet zum Streit«, sagt Hagen; »ungeordnet, unfürsichtiglich« sagt Königshofen. Dann lassen die Quellen die Ritter ausdrücklich absitzen:

»Die piderben helt, die vielen ab

Und traten zu dem Hawffen«

sagt Suchenwirt, und »abfallen« in diesem Zusammenhang bedeutet nichts anderes als absitzen. Ebenso Haben, Königshofen und die sog. Klingenberger Chronik.

Von den beiden Versionen, daß Leopold selbst abgestiegen sei, um sein Leben teuer zu verkaufen (Haben u. Suchenwirt) und um den Kampf gegen die schweizer Vorhut zu unterstützen (Königshofen), verdient die letztere den Vorzug. Denn wenn die erstere gut bezeugt gewesen wäre, wäre sie auch an Königshofen gelangt, der sie dann schwerlich, obgleich Österreich nicht freundlich gewinnt, unterdrückt hätte. Nicht unmöglich ist es auch, daß die Sitte, vom Pferd zu steigen, um den gemeinen Kriegern Mut zu machen, die eben damals in Frankreich aufgekommen war, auf den tapferen Habsburger Einfluß gehabt hat. Als sein Hauptzeugnis benutzt BÜRKLI die Konstanzer Chronik Gebhard Dachers, in der stehen sollte, daß die Pferde der Ritter »ungezäumt« gewesen seien. Es fragte sich aber, ob der Ausdruck nicht »ungezähmt« gleich »unbändig« bedeutet. Ich wandte mich deshalb an den Stiftsarchivar von St. Gallen, Herrn JOHANN MÜLLER, der die Freundlichkeit hatte, mir die ganze Stelle aus der dort vorhandenen Handschrift philologisch genau abzuschreiben. Sie lautet:[606]

»Und in dem jar do man von der gepurt Cristi unsers herrn zalt tusend drühundert achtzig und sechs jare, an dem nünden tag des höwatz in der zwölfften stund des selben tags, do hüb sich der stryt zu Cempach zwüschen hertzog Lüpolten und vil edler lüt, die er by im hett und och von sinen stetten und ab dem land, und den von Lucern, Underwalden, den von Urach und den von Schwytz, wan der hertzog maint und klegt sich wie im die Walenstader im innhettend wol uff zwölff schloß und bettend die zu iren Landen gezogen. Das aber sy gar erberclich veranttwurttend mit der aidgenossen hilff. Und nach vil worten und briefen und altem herkomen kam es zu diesem strit.«

»Und do hubend sy an ze vechtend, und verlurend die von Lucern und die aidgenossen wol uff drühundert man, wan der hertzog hett gar vil volcks und vast volbezügdt in dem veld. Und in dem was ainer von Hennenberg wol mit fünff hundert mannen die under in horrttend mit sinem banier fliehen mit ainem grülichen erschrokenlichen geschray. Und also kam ain schreck in des hertzogen volk und yltend zu den rossen welhe mochtend und wondend dem volk zu hilff ze komend mit den rossen. Da wurdend inen die ungerschan ungezämpten rosß unsinnig und kundend nichtes mit inen geschaffen dann das sy das volk groslich und vast wüstend und niderstießend und ertrattend mit den rossen, und wurdent unbesint und verlürend ir kry, und wyst niemant warnach er sich halten solt. In dem schlugend, schachend und schussend die aidgenossen mit guter ordnung und mit starken krefften in sy und laitend ir gar vil uff die waltstat und sunder die edlen die dann da belibend und gern bestanden wärend und nit wychen woltend und das volk gern in dem veld behabt hettend, und die wurdent erschlagen und belibend in dem velde.«

Herr MÜLLER fügte noch hinzu, daß die Schreibung »ungezämpten« ganz deutlich sei: Überdies fand ich in einem Schreiben des Rats von Bern an seine Hauptleute vom Oktober 1474 (Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrh. Bd. 49, S. 217) »lediglich etlich ungezämpt lut« hätten sich schuldig gemacht. Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß der Sinn des Wortes »unbändig« ist.

Damit ist BÜRKLIS Konstruktion widerlegt, und es bleibt die oben gegebene Darstellung, die sich in erster Linie auf den vortrefflichen ziemlich gleichzeitigen Bericht über die Schlacht in der Chronik des Lesemeisters Detmar in Lübeck stützt. Der Wert dieses Berichts wird nicht etwa dadurch beeinträchtigt, daß wir ihn so weit vom Orte der Tat finden. Über die Schlachten von Granson und Murten sind direkte schriftliche Berichte an mancherlei Stellen im Reich, unter andrem auch nach Lübeck gegangen, und wenn wir auch nicht wissen, ob Detmar für seinen Sempacher Bericht etwas Schriftliches aus erster Hand vorgelegen hat, so ist es doch klar, daß wir kein bloßes Hörensagen, sondern die Erzählung eines Augenzeugen auf österreichischer Seite ohne viele Zwischenglieder vor uns haben. Der einzige wesentliche Fehler, den er macht, ist, daß er die[607] Zahl der Schweizer viel zu hoch schätzt (33000), aber wenn wir wegen zu hoher Zahlenangaben einen Schriftsteller überhaupt als Zeugen verwerfen wollten, so würden im Altertum und Mittelalter wenig übrigbleiben. Mit Detmars Bericht aber, ausgelegt gemäß dem Zeugnis, welches das Schlachtfeld selbst darstellt, sind alle anderen Berichte, so groß auf den ersten Blick die Widersprüche zu sein scheinen, doch in voller Übereinstimmung, sobald man jeden einzelnen auf seine Natur und Herkunft prüft und die daraus entspringenden Trübungen und Störungen beseitigt. Das ist alles bis ins Einzelne überzeugend von Stößel dargelegt.

Als besondere Merkwürdigkeit in dem Quellenbestande ist noch hervorzuheben, daß die Züricher Aufzeichnung nicht die Eidgenossen, sondern die Ritter Steine werfend mit großem Geschrei angreifen läßt. Das ist also ein Seitenstück zu dem Bericht Froissarts über den Kriegsrat von Seclin vor der Schlacht bei Rosebeke, wo auch die beiden Parteien verwechselt sind, und ein drittes Beispiel derselben Verwechselung wird uns noch die Schlacht bei Murten bringen. Die Tatsache selbst, daß der Züricher Chronist die Erzählung, die zu seinen Ohren gekommen ist, in der angegebenen Weise mißverstanden hat, ist von Stößel unwiderleglich dargetan worden.

Als besonders verfehlt bei BÜRKLI ist noch hervorzuheben, daß er glaubt, Leopold habe auf Luzern marschieren wollen und die Straße über Hildisrieden eingeschlagen, weil er nur weit unterhalb bei Gislikon über die Reuß kommen konnte. Schon von vornherein halte ich die Annahme, von der auch nirgends etwas in den Quellen steht, daß Leopold habe auf Luzern marschieren wollen, für unmöglich. Wie die Befestigung Luzern damals aussah, wissen wir freilich nicht, aber es ist doch ganz ausgeschlossen, daß die Bürger, indem sie den Kampf mit dem mächtigen Österreich aufnahmen, sich nicht unter allen Umständen gegen einen Handstreich gesichert haben sollen. Auf keinen Fall konnte Leopold auf eine Überrumpelung rechnen. Wenn er aber belagerte, mußte er auf eine Entsatzschlacht gefaßt sein, und für diese hätte er zwischen dem See, der Stadt und der Reuß einen so ungünstigen Platz ausgesucht, wie er ungünstiger gar nicht denkbar war. Das ist schon so einleuchtend, daß es gar nicht nötig ist, alle die andern Gründe, die noch gegen diese Vorstellung sprechen, aufzuführen. Man darf es als völlig sicher hinstellen, daß, als Leopold auf Hildisrieden marschierte, er nicht nach Luzern gewollt hat. Dann aber bleibt kein anderes Motiv, als daß er dem eidgenössischen Heer, das er durch die Berennung Sempachs herbeigelockt hatte, entgegenziehen wollte.

Hieraus wieder ergibt sich, daß er die Schlacht mit der Front nach Hildisrieden und nicht, wie ausgenommen BÜRKLI, allgemein angenommen ist, mit der Front nach Süden geschlagen hat; wäre das eidgenössische Heer von Süden, von Luzern her, zum Entsatz Sempachs angerückt,[608] so sieht man nicht, weder weshalb der Herzog, noch weshalb die Schweizer auf die Höhen gestiegen sind. Überdies wissen wir quellenmäßig, daß ein Teil des schweizer Heeres von Zürich marschiert kam. Je weniger die Schweizer wissen konnten, wohin der Herzog seinen Angriff richten würde, desto ratsamer war es für sie, den eigenen Sammelpunkt nicht etwa bei Luzern, sondern weiter ostwärts, in der Richtung nach Zürich zu bestimmen. Die Reußbrücke bei Gislikon war der gegebene Punkt. Von hier konnte man sich schnell, sowohl nach Zürich, wie nach Luzern, wie nach Sempach zu bewegen, und hier konnten sich am schnellsten die Luzerner mit den Unterwaldnern von der einen, die Schwyzer mit den Urnern von der anderen, die Waldstätter, die bei Zürich fochten, von der dritten Seite vereinigen.

FRITZ JACOBSOHN, Der Darstellungsstil der historischen Volkslieder des 14. und 15. Jahrhunderts und die Lieder von der Schlacht bei Sempach, Berliner Dissertation 1914, kommt zu einem anderen Ergebnis. Er meint zwar auch, daß die Winkelried-Strophen nicht auf historischer Grundlage beruhten, setzt aber ihre Entstehung in die Jahre 1512 bis 1516, also vor die Schlacht bei Bicocca, aber doch in Rücksicht auf den Winkelried, der nachher bei Bicocca viel, aber schon vorher ein hoch berühmter Führer war. Die Beweisführung ist jedoch nicht schlüssig, und der Verf. geht auch von falschen militärischen Voraussetzungen aus. Er nimmt an (S. 85), daß in jener Zeit beide Heere die Spieße nach vorn gestreckt aufeinander losgerückt seien, und daß dann im Grunde immer ein Einzelner den Kampf dadurch zur Entscheidung gebracht habe, daß er an einer Stelle eine Lücke in den vordersten geschlossenen Reihen des Gegners geschaffen habe. Auf die Schlacht bei Sempach bezogen ist es unrichtig, und darauf kommt gerade alles an. Die Ritter hatten keine geschlossenen Reihen, in die man hätte eine Lücke brechen müssen oder können.[609]

Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 602-610.
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