Fußnoten

1 Curt. X 5, wohl nach Kleitarch. Trogus (Justin XIII 1) hat eine sehr andere Auffassung der Situation, auf Grund, wie es scheint, der Darstellung des Duris. Eine dritte, die man in den Auszügen aus Arrians τὰ μετὰ Ἀλέξανδρον, und Diod. XVIII von c. 2, in Plut. Eum. von c. 3 anerkennt, geht auf Hieronymos von Kardia zurück.

2 Arrian, de reb. succ. I 2 nennt als anwesend Perdikkas, Leonnatos, Ptolemaios, Lysimachos, Peithon, Aristonus. Er läßt Peukestas aus, der nach den Ephemeriden in diesen Tagen in Babylon war; mit Recht, wenn Peukestas mit der Übernahme der Satrapie Persis aufhörte, Somatophylax zu sein, wie Balakros, als er 333 Satrap von Kilikien, Menes, als er 331 Hyparch der syrischen Küstenlande wurde (Arrian II 12,2; II 16, 9). Vielleicht war statt Peukestas Arrhidaios (Arrhabaios) zum Leibwächter bestellt oder bestimmt; s.u. S. 8, Anm. 3.

3 Nach dem Ehrendekret für Thersippos [OGI I 4 = Michel 363] kann es kein Zweifel sein, daß er vielmehr Arrhabaios heißt; und wenigstens in Polyaen VII 30 – ein Strategem, das man unbedenklich auf Kyzikos bezieht – ist Ἀριβαίου und Ἀριββαίου die Lesung der Handschriften. Bei Diodor (XVIII 3, 26, 39, 51 usw.) ist der Name immer Ἀῤῥιδαῖος. Aus Justin XIII 4, 6: iubetur Arrhidaeus rex corpus Alexandri in Ammonis templum deducere sieht man, wie alt die Korruption des Namens ist. Eben darum habe ich nicht gewagt, die handschriftliche Überlieferung aufzugeben, um so weniger, da nie der Name des Vaters oder sonst etwas zur Bezeichnung der Herkunft des Mannes erwähnt wird. Natürlich ist er einer der Großen, und der echte Name würde auf das Geschlecht der Lynkestier deuten; vielleicht ist er ein Sohn des Hipparchen Amyntas, Enkel des Arrhabaios, Urenkel des Königs Äeropos. Der Auftrag, die Leiche des Königs zu geleiten, sowie die spätere Stellung des Bezeichneten lassen vermuten, daß er des Peukestas Stelle unter den Somatophylakes erhalten hatte. [Arrhidaios jedoch im Marmor Parium, ed. P. Jacoby, 1904.]

4 * Nach Curt. X 10, 9 hat die Leiche sieben Tage unbeachtet gelegen, nach Aelian V. H. XII 64 dreißig Tage.

5 Von diesem Kompromiß, von dieser Änderung des Systems sagen die Quellen nichts; daß demnächst sich die letztere tatsächlich vorfindet, läßt auf ersteren mit einiger Sicherheit schließen.

6 Athen. I 18 erzählt nach Hegesandros, daß er, 35 Jahre alt, noch beim Mahl an des Vaters Seite haben sitzen müssen statt zu liegen, da er noch kein Wildschwein erlegt habe.

7 Namentlich wäre es interessant, zu wissen, in welcher Weise sich das Institut der Leibwächter fortgesetzt hat; indessen ist hierüber wie über die ganze militärische Organisation der nächsten Jahre nichts Deutliches zu ermitteln. Nur Aristonus, der mit Perdikkas besonders befreundet gewesen zu sein scheint, blieb von den Leibwächtern, und wohl in derselben Qualität, in der Nähe des Königs.

8 Es ist nach Boeckhs Mitteilungen (C I, Nr. 105) wohl als ausgemacht anzusehen, daß der Name des Satrapen mit Dexippos so und nicht Kassandros zu schreiben ist, obschon Arrian, Diodor, Curtius, Justin diesen Namen geben.

9 Ich wage bei dem Schweigen der Quellen nicht, schon jetzt das späterhin so stark hervortretende Korps der Argyraspiden, von dem eine Zeitlang die Stimmung des makedonischen Heeres geleitet wurde, besonders hervorzuheben. Es ist wohl sicher, daß in allen bisher erzählten Bewegungen die makedonischen Truppen, und nur diese, eine Rolle spielten; die große Zahl von Barbaren, deren noch vor kurzem neue Haufen angekommen waren, tritt nirgend erkennbar hervor. Aus den vorhandenen Nachrichten ist es unmöglich, von der Stärke der Armee, die dem Reichsverweser zur Verfügung stand, von ihrer Organisation, von der Truppenmacht in den einzelnen Satrapien usw. auch nur annähernd eine Vorstellung zu gewinnen. Die Politik der folgenden Jahre, in denen die Armeen die entscheidende Rolle spielen, ist darum für uns ungefähr die Rechnung mit unbenannten Zahlen.

10 Diod. XVIII 4. Es ist kein Grund, diese Angaben zu bezweifeln; Pläne von Bauwerken jeder Art, Maßregeln wie das Übersiedeln aus Asien und Europa, endlich die ungeheuren Rüstungen zum Feldzug gen Abend sind ganz im Sinne Alexanders, durch frühere Analogien bestätigt, in mehrfachen politischen und militärischen Dingen, die in der Geschichte Alexanders angegeben sind, auf das bestimmteste vorgedeutet.

11 Es ist der Ausdruck einer Inschrift der Nasioten: ὅτε Ἀλέξανδρος διάλλαξεν τὸν ἐξ ἀνϑρώπων βίον.

12 Bezeichnend ist, wenn der Tyrann von Herakleia am Pontos, wie Memnon [FHGr. II, p. 529] erzählt, bei der Nachricht vom Tode Alexanders vor Freude fast den Tod hatte und ein Weihbild der Εὐϑυμία stiftete; nun endlich konnte er guten Mutes sein.

13 Diod. XVIII 10 hat dies Dekret mit ziemlich offizieller Sprache.

14 Diod. XVIII 11; Paus. I 25, 4. Alexander hatte Plataiai »aus Dankbarkeit gegen die Stadt für ihre Teilnahme an dem Kriege der Athener gegen die Perser« befestigen lassen; Plut. Arist. 11.

15 Wann Antipatros die Nachricht von dem Erkranken, vom Tode Alexanders erhielt, ist nicht überliefert. Hatte Alexander, wie nicht zu bezweifeln, die altpersische Institution der Reichspost (Herod. V 52) mit ihren bereitstellenden Stafetten auf jeder der etwa drei Meilen voneinander entfernten Stationen beibehalten und weiter ausgebildet, so konnte eine Depesche von Babylon in etwa sechs Tagen in Sardeis sein und brauchte, wenn der Postendienst von da bis Pella in gleicher Weise organisiert war, wohl wenig über zehn Tage. Wie viele Tage Vorsprung vor den Rüstungen in Hellas Antipatros damit gewann, ist nicht mehr zu ersehen; aber daß er die Nachricht vom Tode Alexanders hatte, bevor sie nach Athen kam, ist mit Sicherheit anzunehmen.

16 Diese Nachweisung aus Hieronymus adv. Jovin. I, p. 35 (ed. Francof. 1684) verdanke ich Grauert, Analekt., S. 259. Er fügt hinzu: »der alte Heroismus war in Athen nicht erstorben«; doch scheint dieser Selbstmord, falls er keine Fiktion ist, mehr von der Art Affektation und Überspanntheit zu zeugen, die in solchen Zeiten nachträglicher Freiheitsenthusiasterei bewundert wird. Übrigens war Leosthenes Witwer und Vater (Paus. I 1, 3).

17 Athen scheint, trotz des Synhedrions der Bundesgenossen, die Ernennung des obersten Feldherrn gehabt zu haben (πόλεως ἀξιώματι bei Paus. I 25, 3). Ob der Neugewählte, wie Phokion, einer der regelmäßigen zehn Strategen des Jahres war, aus denen man die Kommandierenden erlas, oder ob eigens für diese Stellung gewählt wurde, ist nicht klar.

18 Diodor, der diese Schlacht allein näher erzählt (XVIII 15), sagt das erstere; aber es wäre unter den vorliegenden Umständen nicht rätlich gewesen, die ganze Kraft des Heeres auf ein Gefecht zu verwenden, das nur defensiver Natur sein durfte; die Vereinigung mit den Makedonen vor Lamia mußte der Hauptzweck bleiben, und dieser war, wie der nächste Tag lehrt, ohne weiteren Kampf zu erreichen. – Die Stelle des Gefechtes, die kein älterer Schriftsteller angibt, dürfte einige Meilen nordostwärts von Lamia auf dem Wege nach dem phthiotischen Theben zu suchen sein.

19 [Plut.] de fort. Alex. II 5. Kleitos hat eine zweite Seeschlacht 318 geschlagen, aber in einer andern Gegend des Meeres, und da ist er besiegt worden und gefallen. Zwischen den Kykladen und Sporaden ist ein breiter und freier Meerarm, der natürliche Weg für die Fahrt von Rhodos nach den attischen Küsten; an der Westseite dieser Straße liegt Amorgos, die südöstlichste der Kykladen.

20 Plut. Phoc. 25. Unmittelbar vorher, zwischen der Wahl des Antiphilos und den Vorgängen bei Rhamnus gibt Plutarch an, daß die Athener einen Feldzug gegen die Boioter hätten unternehmen wollen, daß Phokion dem entgegen gewesen sei, und daß er, als alle seine Gegenvorstellungen nichts gefruchtet hätten, befohlen habe, alle Altersklassen bis zu der von 60 Jahren sollten sich mit Proviant auf fünf Tage versehen, um nach Boiotien mit auszurücken. Auf den Lärm der Alten, daß sie hinaus sollten, habe er er erwidert, daß er trotz seiner 80 Jahre mit ausziehen werde; das Volk aber habe beschlossen, den Feldzug aufzugeben. Ebenso Polyaen. III 12, 2. Man könnte vermuten, daß ein solcher Zug nach Boiotien als Gegenzug gegen das Anrücken des Leonnatos in Antrag gekommen sei.

21 [Die Seeschlacht bei Abydos, Frühjahr 322, ging der entscheidenden Schlacht bei Amorgos voraus, vgl. K. J. Beloch, Griech. Gesch. IV 12, S. 72.]

22 Himeraios ist der Bruder des Demetrios von Phaleron, der mit in der Gesandtschaft war, Plut. Demetr. 28; Athen. XIII, p. 542.

23 Paus. VII 10 sagt: Antipatros hätte gern den Athenern und dem ganzen Hellas seine Selbständigkeit gegönnt, weil er möglichst schnell den Krieg beendigen mußte wegen des asiatischen Feldzugs; aber Demades und die übrigen Verräter widerrieten ihm jede Milde gegen die Hellenen, stellten ihm das Volk der Athener im gehässigsten Lichte dar und beredeten ihn, in Athen und die meisten griechischen Städte Besatzungen zu legen.

24 Plut. Dem. 29. Der Tod des Demosthenes wird vielfach abweichend erzählt, und mehrere dieser abweichenden Erzählungen führt Plutarch an; die obige bestätigt Strabo VIII, p. 375. Die Darstellung in dem lukianischen Encomium Dem., die aus den Denkschriften des makedonischen Königshauses geschöpft zu sein vorgibt, ist voller Tiraden. Daß er Gift genommen, sagen alle mit Ausnahme seines Neffen Demochares, der angab, ϑεῶν τιμῇ καὶ προνοίᾳ sei er, der Roheit entzogen, schnell und sanft entschlafen.

25 Plut. Phoc. 29: Viele entriß er durch seine Fürbitte der Verbannung; den Geflüchteten wirkte er die Erlaubnis aus, nicht wie die übrigen jenseits der Keraunischen Berge und Tainarons Sicherheit suchen zu müssen, sondern sich in der Peloponnes ansiedeln zu dürfen.

26 Arrian. ap. Phot., p. 70 a. 33; schwerlich der Thurier Archias, der φυγαδοϑήρας, es würde sonst ein Moment mehr für die Sicherstellung der Chronologie sein. Ob auch Archias ein Bruder der Nikaia, ob er der bei Arrian. Ind. 18 unter den Trierarchen der Indusflotte erwähnte Pellaier ist, muß dahingestellt bleiben.

27 Daß schon der Satrap Aryandes von Ägypten Münzen geprägt hat, ist aus Herodot bekannt; aber die Stücke mit AV PA und gar AP VAN [Head, Hist. Num.2 p. 845] sind mehr als zweifelhaft.

28 Der Zug »in das Gebiet der Bewohner der Marmarika«, nach der hieroglyphischen Inschrift, die später besprochen werden wird.

29 Ophellas, wohl der Pellaier, des Silanos Sohn, der nach Arrian. Ind. I 18 unter den Trierarchen der Indusflotte war.

30 Daß diese Erklärung der Vorgänge etwas Gezwungenes hat, liegt auf der Hand. Es wäre möglich, daß Pausanias' Angabe, die Königsleiche habe nach Aigai in Makedonien geführt werden sollen, einen richtigen Kern hat. Perdikkas konnte, abweichend von dem früheren Beschluß, diesen Befehl erwirkt haben, um den Vorwand zu einem Zug nach Makedonien zu haben usw.

31 Paus. I 6, 3 sagt ausdrücklich, daß die Leiche zuerst nach Memphis geführt wurde; erst Philadelphos brachte sie nach Alexandrien (Paus. I 7, 1) und ließ sie dort in dem Sema beisetzen.

32 Die Übertragung der kleinphrygischen Satrapie wird zwar nicht ausdrücklich erwähnt, scheint sich aber aus der Natur der Sache zu ergeben.

33 [Philotas, ein Freund des Krateros, wurde abgesetzt. Dies und weitere Einzelheiten ergeben sich aus den vatikanischen Fragmenten der Diadochengeschichte Arrians, die R. Reitzenstein im Jahre 1888 publizierte. Breslauer Philol. Abh. III 3; vgl. K. J. Beloch, Griech. Gesch. IV 12, S. 88, Anm. 1.]

34 Es ist bemerkenswert, daß Diodor und Cornel von der Sache so sprechen, als ob der ganze Krieg zwischen Eumenes und Krateros in der Nähe des Hellesponts geführt worden wäre; ein ausdrückliches Zeugnis gegen sie gibt es nicht; doch ergibt der Zusammenhang der Sache auf das deutlichste, daß der Krieg im Innern Kleinasiens spielt [so die Arrianfragmente, vgl. Anm. 33].

35 Es scheint, daß Antipatros sofort im Namen der beiden Könige verfuhr, d.h. Perdikkas als Reichsverweser nicht mehr anerkannte; das wird das Programm der Koalition gewesen sein. Das ergibt das Dekret der Nasioten zu Ehren des Thersippos [OGI I 4 = Michel 363]. Die Worte, auf die sich der Text bezieht, lauten: Ἀ[ν|τιπ]άτρω γάρ ἐπιτάξαντος χρήματα εἰς | τόμ πόλεμον εἰσφέρην, πάντων τῶν ἄλλων | εἰσφερόντων Θέρσιππος παραγενομένος | πρὸς τοὶς βασίληας καὶ Ἀντίπατρον ἐκο[ύ]φισσε τὰμ πόλιν. ἕπραξε δὲ καὶ πρὸς Κλεῖ[τ]ον περὶ τὰς εἰς Κύπρον στρατείας καὶ ἐ[κ] μεγάλας δαπάνας εἰς μῖκρον συνάγαγε. Der weitere Inhalt des Ehrendekreteds reicht bis 318 hinab.

36 Dieser Pharnabazos ist wohl der Sohn des Artabazos, derselbe, welcher von 333 bis 331 Admiral der persischen Flotte gewesen war; seine Schwester Artonis war seit 324 des Eumenes Gemahlin.

37 Die Zeit des Kampfes ergibt sich aus der Angabe, daß sich Eumenes' Heer mit Ähren schmückte, und auch der sonstige Synchronismus bestätigt, daß die beiden Schlachten in Kappadokien im Monat Juli geliefert wurden.

38 Corn. Nep. Eum. 4; Diod. XIX 59; seine Gemahlin war Phila, des Antipatros' Tochter, die Vermählung im Herbst 322, so daß ihr Sohn Krateros (der Sammler der Dokumente) kaum noch geboren sein konnte; von anderen Kindern des Krateros wissen wir nicht.

39 Arrian [FGr Hist II 156 F 9, 28], gewiß nach Hieronymos, sagt nur im allgemeinen von einem Gericht; aus Strabo XVII, p. 794 glaube ich zu entnehmen, daß ein Hauptklagepunkt Alexanders Leiche war; einen zweiten in der Unterwerfung der Kyrenaika zu finden, dürfte im Charakter der Partei sein. Diodor hat diesen bedeutsamen Vorgang übergangen; er legt statt dessen XVIII 26-29 die ausführliche Schilderung des prunkhaften Leichenzuges ein, ein Stück, das schwerlich aus Hieronymos stammt, wie u.a. der Schluß zeigt, wo es von Ptolemaios heißt: οὐ παρ᾽ ἀνϑρώπων μόνον, ἀλλὰ καὶ παρὰ ϑεῶν καλὰς ἀμοιβὰς ἔλαβεν, und weiter: οἱ δὲ ϑεοὶ διὰ τὴν ἀρετὴν καὶ εἰς πάντας τοὺς φίλους ἐπιείκειαν ἐκ τῶν μεγίστων κινδύνων παραδόξως αὐτὸν (den Ptolemaios) διέσωσαν. Man könnte vermuten, daß diese Kapitel mittelbar aus der Schrift des Olynthiers Ephippos stammen, περὶ τῆς Ἀλεξάνδρον καὶ Ἡφαιστίωνος ταφῆς, und Ephippos der Chalkidier (Arrian. III 5, 4) war von Alexander als ἐπίσκοπος in Ägypten eingesetzt und wohl in des Lagiden Dienst geblieben; könnte man nur erkennen, wie vermittelt dies Stück in Diodors Auszüge gekommen ist.

40 Dieser Attalos, der Gemahl von Perdikkas' Schwester Atalante (Diod. XVIII 37), ist der in der Geschichte Alexanders mehrfach erwähnte Sohn des Tymphaiers Andromenes, der später mit Polemon, seinem Bruder, so tapfer der Sache des Perdikkas anhing; er führte bereits in Baktrien 330 eine Phalanx (Arrian. IV 22, l); er war unter den Trierarchen der Indusflotte (Arrian. Ind. 18); er galt dafür, Alexander ähnlich zu sehen (Curt. VIII 13, 21).

41 Diod. XVII 33. Dieser erzählt allein das Nähere des ägyptischen Feldzugs, aber so, daß man mit Mühe irgendeinen strategischen Plan in den Bewegungen des Perdikkas errät.

42 Polyaen IV 38 und Frontin IV 7, 20 erwähnen eine Kriegslist, die nur hierher gehören kann, daß Ptolemaios, als er sah, daß Perdikkas bei Memphis mit überlegener Streitmacht durch den Fluß zog, große Viehherden mit Strohbündeln über die staubigen Straßentreiben ließ, damit sein kleines Heer wer weiß wie groß erscheinen möge, und daß die Gegner aus Furcht vor so ungeheuren Heeresmassen die Flucht ergriffen hätten.

43 Zuerst bei der Teilung von Triparadeisos braucht Diod. XVIII 43 (also Hieronymos) das bedeutsame Wort δορίκτητος in Betreff Ägyptens: In diesem Zusammenhang erhält es seine Bedeutung, wenn Diod. XVII 17, also die kleitarchische Tradition, erzählt, Alexander habe, nachdem er über den Hellespont fahrend dem Ufer genaht sei, seine Lanze auf das asiatische Land geschleudert: πήξας δὲ εἰς τὴν γῆν καὶ αὐτὸς ἀπὸ τῆς νεὼς ἀφαλλόμενος παρὰ τῶν ϑεῶν ἀπεφαίνετο τὴν Ἀσίαν δέχεσϑαι δορίκτητον.

44 Diese Strategie des Antigonos ist bemerkenswert. Man möchte sagen, sie gleicht der Karanie, wie sie etwa der jüngere Kyros einst mit den Satrapien von Lydien, Phrygien und Kappadokien zugleich besessen hatte. Alexander scheint nichts dem Ähnliches angeordnet zu haben. Etwas sehr anderes ist es, wenn nach Arrian III 16, 10 Menes zum Hyparchen der Landschaften von Babylon bis zum Meere (ὁ ὕπαρχος Συρίας καὶ Φοινίκης καὶ Κιλικίας) bestellt wurde. Mehrere Strategen beieinander blieben in Ägypten, in Medien (Arrian III 5; VI 27), je einer in Babylon, in Susiana (Arrian III 16); der ἐπίσκοπος σὺν στρατιᾷ am Paropamisos scheint nichts anderes zu sein (Arrian III 28, 4). In der Teilung vom Jahre 323 wurde dies Institut der Strategie (mit Ausnahme von Europa) aufgegeben; der Reichsverweser war, da das Heer nicht weiter zu Eroberungen verwandt wurde, fortan der eigentliche Stratege; offenbar wurde den verschiedenen Satrapen die Befugnis der Strategie in ihren Territorien mit übertragen, doch so, daß sich der Reichsverweser die Befugnis über ihre Streitkräfte vorbehielt (Leonnatos, Antigonos) oder gar auch einen Strategen bestellte, unter dessen Befehl sie ihre Truppen stellen sollten (Peithon, Eumenes). Die Übertragung der Strategie an Antigonos war etwas anderes, als was bereits von Perdikkas dem Satrapen Eumenes übergeben worden war; denn Antigonos erhielt einen großen Teil des Reichsheeres zu seiner Verfügung und damit eigentlich die militärische Gewalt in Asien; es war die größte Schwächung der Reichsverweserwürde, daß sie sich so der Militärhoheit entäußerte.

45 An einen Sohn des Lagiden, etwa den Keraunos, ist nicht zu denken, da er um diese Zeit wohl noch gar nicht geboren war; desto wahrscheinlicher ist es, daß ein Sohn jenes Ptolemaios gemeint ist, der im Jahre 334 Leibwächter war, mit den Neuvermählten nach Makedonien ging und bei Issos fiel; der ist ein Sohn des Seleukos. Es ist nicht undenkbar, daß dieser Seleukos des berühmten Seleukos Großvater, dieser also der rechte Vetter des oben genannten Ptolemaios ist; denn dieser Name ist im Hause der Seleukiden vor der Verschwägerung mit Ägypten üblich.

46 Plut. Eum. 8; Arrian [F Gr Hist II 156 F 11, 40]. Bei der Unzulänglichkeit unserer Nachrichten über diese Bewegungen ist es schwer, ihren strategischen Zusammenhang zu bestimmen; Obiges schien das Wahrscheinlichste.

47 Dies und anderes muß in der Sammlung der Briefe des Antipatros an Kassandros, die noch Cicero (de off. II 14) las, mit zur Sprache gekommen sein, falls sie echt war.

48 Arrian [FGr Hist II 156 F 9, 43] ἐλέφαντας δὲ τῶν πάντων τοὺς ἡμίσεας ο'. Danach wäre in dieser Zeit die Gesamtzahl der Elefanten 140 gewesen, während Alexander (Arrian. VI 2, 2) beim Marsch am Indus hinab »schon 200« hatte; schwerlich hatte sich ihre Zahl in so wenigen Jahren so gemindert. Arrian ist nicht ganz deutlich darin, ob nicht das Reichsheer bei Antigonos geblieben. Ich habe das Entgegengesetzte annehmen zu müssen geglaubt, da nur vom Reichsheer der Aufstand wegen der Geldgeschenke (αἰτῶν τὰ χρήματα) gemacht werden konnte, dies also mußte mit Antipatros gehen. Arrian sagt, 8500 Mann Fußvolk καὶ ἱππέας τῶν ἑτέρων ἴσους seien bei Antigonos geblieben, wofür τῶν ἑταίρων wohl sicher zu lesen ist, doch bleibt die Stelle auch so schwierig, und gegen die oben genommene Erklärung wäre manches einzuwenden.

49 Dies sind viel weniger Truppen, als Antipatros dem Strategen ließ; es fehlen mindestens 500 Makedonen und vielleicht der größere Teil der Reiterei. Es scheint, daß diese inzwischen anderweitig detachiert waren; wir erfahren von keinem alten Schriftsteller, was während dieses Jahres 320 gegen Alketas und Attalos geschehen; nur von 3000 Mann in Lykaonien, die sich später im Winter empörten, spricht Polyaen IV 6, 6.

50 Diese und ähnliche Anekdoten hat Plutarch im Leben des Phokion und nach seiner Weise auch sonst erzählt. Man wird ihnen nicht zu großes Gewicht beilegen wollen.

51 Arrian [FGr Hist II 156 F 9, 14]; Plut. Demosth. 31 berichtet, daß Deinarchos der Korinther des Demades Ankläger gewesen sei; dies ist entweder der bekannte Redner oder der Verweser der Peloponnes, der 318, als er, um Fürsprache für die verklagten Oligarchen Athens einzulegen, zu Polyperchon kam, hingerichtet wurde. [Demades war im Mai 319 noch in Athen, vgl. IG II2, 383 b; Dinsmoor, Archons of Athens, S. 27, n. 6].

Quelle:
Johann Gustav Droysen: Geschichte des Hellenismus. Tübingen 1952/1953, Band 2.
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