Vorwort zur ersten Auflage.

Gegen meine Absicht bin ich genöthigt, vor der Vollendung des Werkes ein Wort an meine Leser und zwar zur captatio benevolentiae zu richten. Der zweite Band, welcher das Ganze abschließen soll, würde zu voluminös und unhandlich ausfallen, wenn ich den ganzen Geschichtsstoff von mehr als acht Jahrhunderten hineinpressen wollte. Denn durch neue Entdeckungen und Forschungen auf diesem Gebiete in den letzten Jahrzehnten hat das Material eine früher ungeahnte Ausdehnung erhalten, und um dieses zu berücksichtigen, das Haltbare aufzunehmen und zu verarbeiten und das Gehaltlose mit Gründen abzuweisen, ist die Bogenzahl des zweiten Bandes so angewachsen, daß es unumgänglich nöthig wurde, denselben in zwei Hälften zu theilen. Die Theilung ist auch nicht willkürlich gemacht, sondern vom Geschichtsverlauf selbst gegeben. Denn das babylonische Exil bildet ebenso einen Knotenpunkt in der judäischen Geschichtsperiode, wie der Tod Salomo's und der Beginn der Reichsspaltung in der älteren israelitischen Geschichte. Die erste Hälfte, welche die Begebenheiten bis zum Untergange des judäischen Staates erzählt, übergebe ich hiermit dem Publikum; die zweite Hälfte, welche die Zeit vom babylonischen Exile bis zu den Makkabäerkämpfen und bis zum Tode der makkabäischen Helden umfaßt, wird unter Gottes Beistand binnen einigen Monaten nachfolgen. Ein Theil der auch zu dieser Hälfte gehörenden Noten werden der zweiten Hälfte beigegeben werden.

Breslau, im Februar 1875.

Graetz.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1902, Band 2.1, S. V5.
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