III. Die Torhüter oder Torwärter.

[360] Die Klasse der םירעש braucht nicht erst ermittelt zu werden, es liegen viele Data dafür vor. An einer Stelle (Neh. 12, 25) sind zwar nur drei Namen genannt בוקע ןומלט םלשמ; es hat aber nach dem Hauptverzeichnis sechs gegeben: redo) אטיטח בוקע ןומלט רטא םולש ינב יבש (היבוט – יבוט. Im Verzeichnis derer, welche sich in Jerusalem niedergelassen haben, werden vier Häuser aufgezählt: ןמיחאו ןומלטו בוקעו םולש (w.u.); in dem Parallel-Verzeichnis stehen nur zwei ןומלט בוקע; es fehlen also offenbar die Hauptfamilie םולש und auch ןמיחא. Der letzte Name scheint ein Lapsus der Reminiszenz zu sein für אטיטח. Es hat also sechs Torwärterfamilien gegeben, von denen sich vier für beständig zur Zeit Nehemias in Jerusalem niedergelassen haben, die übrigen zwei dagegen wohnten außerhalb Jerusalems und pflegten von Zeit zu Zeit für eine ganze Woche zum Pförtnerdienste nach Jerusalem zu kommen. Auf diese bezieht sich nämlich der Vers (Chronik I, 9, 25): םע תע לא תעמ םימיה תעבשל אובל םהירצחב םהיחאו הלא. Der Schluß הלא םע bezieht sich auf die vier in Jerusalem ansässigen Familien, sie werden (das. V. 26) genannt: םירעשה ירבג תעברא. Wenn es also im ganzen sechs [360] Torwärterfamilien gegeben hat, von denen vier in Jerusalem wohnten, so muß man in dem Verzeichnis (Neh. 12) eine Lücke von drei Namen annehmen. Von diesen sechs werden drei in dem Verzeichnis derer, welche fremde Frauen heimgeführt hatten (Esra 10, 24) genannt ירואו םלטו םלש. Nun םלט ist gleich ןומלט, dagegen ist ירוא wohl verschrieben für רטא. – Die Familie Schallum wird auch unter dem Namen םלשמ und הימלש aufgeführt, was Bertheau (zu Chronik I, 9, 17 f.) richtig auseinandergesetzt hat. Sie war die erste der Torwärterfamilien שארה םולש. Sie existierte bereits vor dem Exil, wie aus Jerem. 35, 4 hervorgeht: ףסה רמש םלש ןב והישעמ תכשל.

Aus der bisherigen Untersuchung ergibt es sich zwar von selbst, daß die oft wiederkehrenden Namen der Sänger oder Torwärter nicht Individuen, sondern Familien oder Vaterhäusern angehören. Unter םולש בוקע ist zu verstehen, בוקע ינב םולש ינב usw., was ausdrücklich vorkommt. Da dasselbe von den Sängern gilt, so bedeutet הינתמ ebenfalls הינתמ ינב, eben so היקובקב und הידבוע gleich היקובקב ינב usw. Solche Eigennamen dagegen, welche nicht patronymische Bedeutung haben, müssen als individuell angesehen werden. In dem Verzeichnis der Einwohner Jerusalems kommen einige Eigennamen vor, die auf Mathanja genealogisch zurückgeführt werden. Diese sind jedenfalls individuell (Neh. 11, 22): םיולה דיקפו םיררשמה ףסא ינבמ... הינתמ ןב היבשח ןב ינב ןב יזע םילשוריב םיהלא תיב דגנל. Freilich muß der Vers erst berichtigt werden. Ein Abkömmling der Sänger kann unmöglich Vorsteher über die Leviten im engeren Sinne, nämlich über die Liturgen, gewesen sein. Der Vers enthält also offenbar zweierlei Angaben, den Namen dessen, der die Aufsicht über die Leviten und dessen, der sie über die Sänger hatte. Man muß ihn also teilen: דיקפו ינב ןב יזע םילשוריב םיולה, d.h. von der liturgischen Familie Bani (o. S. 356); das folgende ןב ist dittographiert, also: תכאלמ [לע] דיגנל ףסא ינבמ... הינתמ ןב הינשח םיהלא . Das Wort דיגנ kommt in der Chronik oft als gleichbedeutend mit דיקפ vor, und vor תכאלמ muß לע ergänzt werden (wie Chr. I, 9, 19). Chaschabja oder ein anderer, dessen Name vorher ausgefallen sein kann, von der assaphidischen Familie Mathanja, war zur Zeit Nehemias Aufseher über die Sänger. Ebenso müssen wir V. 12, 35 f. teilen: תורצצחב םינהכה ינבמו ילכב... ויחאו ףסא ןב .הינתמ ןב היעמש ןב... ןתנוי ןב הירכז דוד ריש

Ein Glied der Sängerfamilie Mathanja, dessen Genealogie bis auf Assaph hier wie oben (S. 357) aufgezählt wird, hat zur Zeit der Einweihung der Mauer unter Nehemia das Saitenspiel choragiert, und seine Brüder haben ihn begleitet. Das wollen die Verse 35-36 aussagen. Bertheau hat bereits die richtige Konstruktion dieser Verse angegeben (Comment. S. 257 f.). Bei jedem Zug הדות (vergl. Note 12) bliesen sieben Ahroniden die Trompeten und acht Leviten handhabten das Saitenspiel. Den Leviten ging ein Choragos voran, beim zweiten Zug דיקפה היחרזו (das. Vers 42); dem ersten Zug muß also ebenfalls einer vorangegangen sein. Dieser wird Vers 35 genannt: ... ףסא ןב הינתמ ןב..ןתנוי ןב הירכז . Es fehlen also die Namen der sieben Priester, entsprechend denen des zweiten Chors (Vers 41). Nur die Einleitung dazu ist geblieben: תורצצחב םינהכה ינבמו; die Eigennamen dagegen sind ausgefallen. Nur auf diese Weise, wenn man das anderweitig Gesicherte zusammenstellt, kann der dunkle und defekte Text in Esra-Nehemia-Chronik berichtigt und historisch verwertet werden.

Zum Schlusse nur noch zwei Bemerkungen. – Im Verzeichnis der Rückkehrenden sind bloß die ףסא ינב angeführt. Wir haben aber gefunden, daß [361] neben dieser Sängerfamilie sich in der nachexilischen Zeit noch andere erhalten haben, mindestens die ןותודי ינב, wahrscheinlich auch die ןמיה ינב, zu denen היקבקב gehörte, und auch die םיחרק oder חרק ינב haben noch fortexistiert. Diese Familien fehlen also unstreitig im Verzeichnisse der Rückkehrenden. Ohnehin ist dessen Lückenhaftigkeit bemerklich, da die Gesamtsumme mit den Zahlen der einzelnen Posten nicht stimmt. – Unter den Torwärterfamilien der nachexilischen Zeit finden sich nicht die Namen םודא־דבע und הסוה, von denen die Chronik I, 26 so viel zu erzählen weiß. Hätten sie in dieser Zeit existiert, so müßten sie in den genannten Quellen einmal wenigstens aufgeführt oder angedeutet sein. Wenn die Namen historisch sind, so gehörten sie jedenfalls nur der vorexilischen Zeit an.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1902], Band 2.2, S. 360-362.
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360 | 361 | 362
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