17. Kapitel. Die Nachwehen des Krieges. 70-73.

[543] Die Gefangenen und ihr Leid. Die Tierkämpfe. Titus' Unmenschlichkeit. Judenhaß der Antiochenser. Triumph der Kaiser über den Fall Judäas. Das Ende von Simon bar Giora und Johannes von Gischala. Die Münzen über das besiegte Judäa. Titus' Triumphbogen. Der judäische Fiskus. Fall der letzten Festungen Herodium, Masada und Machärus. Zelotenaufstände in Alexandrien und Kyrene. Das Ende des Oniastempels. Der letzte Zelote. Das Ende Berenices und Agrippas. Flavius Josephus und seine Schriften.


Wer ist imstande, die Leiden zu schildern, welche die in die Gefangenschaft der Römer Geratenen getroffen haben! Über 900 000 waren in diesem Kriege zu Gefangenen gemacht worden. Die aus Jerusalem ließ Titus auf der Tempelstätte zusammenpferchen und überließ es einem freigelassenen Sklaven, sie zu bewachen, und einem Freunde, Fronto, über sie zu verfügen1. Nur die adiabenischen Prinzen verschonte Titus, er schickte sie aber in Fesseln nach Rom2, um an ihnen Geiseln für die Treue des adiabenischen Königs zu haben. Auch zwei Tempelbeamte erhielten Gnade, obwohl sie bewaffnet aufgegriffen waren, weil sie die Tempelgeräte, hohenpriesterlichen Ornate und Spezereien auslieferten3. Fronto ließ alle diejenigen, welche als Kämpfer erkannt oder verraten wurden, auf der Stelle ans Kreuz nageln. Die Übrigen beneideten sie um das schnelle Ende; denn viele Tausende von ihnen kamen vor Hunger um, indem die Aufseher ihnen nur schmale Bissen reichten. Ein Teil der Gefangenen weigerte sich Speisen von den Römern anzunehmen und verschmachtete lieber. Von den Überlebenden wählte Fronto die schönsten und kräftigsten Jünglinge für den Triumphzug aus; von denen, welche über siebzehn Jahre alt waren, wurde ein Teil in die Bergwerke Ägyptens gesandt, um dort lebenslänglich als Arbeitskräfte der Römer zu dienen, wie früher die galiläischen Gefangenen zur Fronarbeit für die korinthische Landenge verurteilt worden waren. Die meisten Jünglinge wurden an die Provinzen verschenkt, um sie zu Tierkämpfen zu gebrauchen. Die [543] übrigen unter siebzehn Jahr alten und die weiblichen Gefangenen wurden an die Meistbietenden verkauft. Wegen ihrer Menge mußten sie den Sklavenhändlern um einen Spottpreis überlassen werden. Von den zuletzt zu den Römern Übergelaufenen wurden nicht alle, sondern nur vierzigtausend begnadigt4. Auch Josephus erhielt als Gnade oder als Belohnung für seinen Verrat die Erlaubnis, sich Gefangene auszuwählen. Er befreite zuerst seinen Bruder und fünfzig Befreundete, dann suchte er sich unter den Söhnen und Töchtern seiner Bekannten hundertundneunzig aus, denen er, wie er sich rühmend hervorhebt, ohne Lösegeld die Freiheit schenkte. Auch heilige Schriften rettete er und nahm sie in seinen Besitz5. So wurden die Söhne und Töchter Zions als Sklaven im römischen Reich umhergeschleudert. Wie viele Jammerszenen mögen die Unglücklichen durchgemacht haben! Eine Szene, welche den Spätern in Erinnerung geblieben ist, mag als Probe dienen. Ein Jüngling und ein Mädchen von edler Abkunft waren zwei Herren als Sklaven zugefallen, und da beide von strahlender Schönheit waren, so beschlossen die beiden Eigentümer, sie mit einander zu verheiraten. Nachts in eine Kammer zusammengeführt, weinte der Jüngling und weinte die Jungfrau im Stillen über ihr trauriges Los, daß sie, edelgeborene Judäer, eine Sklavenehe eingehen sollten. Als die Dunkelheit schwand, erkannten beide einander als Bruder und Schwester, sanken einander in die Arme und gaben unter Freude und Schmerz ihren Geist auf6. Wie viele solche herzzerbrechende Schmerzen haben keinen Griffel gefunden, der sie der Nachwelt erzählte! Nur den Trost gab es noch für die Unglücklichen, nach einer Stadt verkauft zu werden, wo eine judäische Gemeinde bestand. Da konnten sie mit Gewißheit darauf rechnen, daß sie von ihren Religionsgenossen um jeden Preis losgekauft werden und brüderliche Teilnahme finden würden.

Als Titus den Schauplatz der Zerstörung verließ, blieb die zehnte Legion mit einem Anführer, wie es scheint, Sextus Cerealis, dem Verwüster von Sichem und Idumäa, zurück7. Zur Überwachung des Landes oder vielmehr des geringen Restes der Judäer sollte ein Lagerplatz für ausgediente Soldaten angelegt werden. Zuerst wurde Thekoa dazu in Aussicht genommen, dann wurde ein Ort sechzig Stadien (12 Kilometer) nordwestlich von Jerusalem dazu ausersehen, Ammaus (ha-Moza). Dort wurden achthundert ausgediente Soldaten zurückgelassen; das Städtchen erhielt römisches Bürgerrecht und wurde [544] in der Folge Colonia genannt (jetzt Kulonieh8). Vespasian erklärte ganz Judäa für sein Eigentum und befahl den römischen Beamten, es stückweise an Meistbietende zu verkaufen9. Warum denn nicht? Er hatte es ja mit Blut gedüngt. Auch war dieser Verkauf einträglich, und Vespasian war noch mehr geldgierig als ehrgeizig. Aber um wieviel niedriger erscheint der römische Eroberer als der chaldäische! Nebukadnezar hat nur sehr wenige der Gefangenen umbringen lassen, viele im Lande gelassen und ihnen das Land zum Bebauen eingeräumt und einen judäischen Statthalter darüber gesetzt; die Gefangenen, die er nach Babylonien transportierte, hat er milde behandelt. Wie verfuhr der »gütige« Titus, nachdem er Tausende hatte hinrichten und Abertausende zu Sklaven verkaufen lassen? Auf seinem Zuge nach Syrien wurden ihm kräftige judäische Jünglinge in Fesseln nachgeschickt. In Cäsarea hielt er Hof und veranstaltete Belustigungen in römischem Geschmack für seine Freunde. Wilde Tiere wurden in in einen geschlossenen Raum geführt, und die judäischen Gefangenen mußten so lange mit ihnen kämpfen, bis sie überwältigt und von ihnen zerfleischt waren. Zuweilen wechselte auch das Schauspiel. Die judäischen Gefangenen mußten gegeneinander anrennen, um einander zu durchbohren. So kamen in Cäsarea bei der Feier des Geburtstages seines Bruders, des saubern Domitian, 2500 jugendlich kräftige Judäer um (24. Oktober). Von hier begab er sich nach dem andern Cäsarea (Philippi) am Hermon, der Residenz des judäischen Königs Agrippa, und veranstaltete auch hier Tier- und Zweikämpfe, und abermals verröchelten viele Judäer unter den Augen Agrippas und Berenices. In Berytus entfaltete Titus zum Geburtstag seines Vaters (17. Nov.) einen verschwenderischen Glanz; dabei durften Tierkämpfe nicht fehlen, und wieder färbte eine Menge Judäer den Sand des Kampfplatzes mit ihrem Blute10. In allen Städten gewährte [545] Titus dem Judenhasse der Syrer die Schadenfreude, sich an dem Todesröcheln der Unglücklichen zu weiden. Das war Titus' Milde und Menschenfreundlichkeit.

Wie viel fehlte, daß sämtliche Judäer im römischen Reiche, besonders die in Syrien, Kleinasien, Alexandrien und Rom das traurige Geschick ihrer Brüder in Judäa geteilt hätten! Denn die heidnische Bevölkerung war infolge des judäisch-römischen Krieges gegen die Söhne Jakobs auf das tiefste erbittert, ihr Judenhaß war bis zum Fanatismus gesteigert11, und sie machte keinen Hehl daraus, daß deren Vertilgung ihr Herzenswunsch war. Titus' Herz hätte sich nicht dagegen gesträubt. War es ein Zufall oder ein Werk der Vorsehung, daß Berenices Bild in diesem Herzen thronte und es milde gegen ihre Stammesgenossen stimmte? Sie war damals in dem traurigen Geschichtsgang ihres Volkes seine Beschützerin. Diesen Schutz genossen zunächst die Judäer der syrischen Großstadt Antiochien. Hier wurde der glühende Judenhaß noch durch einen ruchlosen abtrünnigen Judäer gesteigert. Jener Antiochos, der Sohn des Vorstehers der antiochensich-judäischen Gemeinde, der aus irgend einem Grunde oder aus Herzensverdorbenheit ein Feind seiner Glaubensgenossen und seines Glaubens geworden war, hatte zur Zeit, als Vespasian den Feldzug gegen Galiläa eröffnete, in einer großen Volksversammlung diese und sogar seinen eigenen Vater angeklagt, daß sie eine heimliche Verschwörung angezettelt hätten, um in einer Nacht die Stadt in Brand zu stecken (o. S. 464). Einige Zeit später, als Mucianus nach Rom gezogen war, um Vespasians Sache gegen Vitellius durchzusetzen, und ein Teil von Antiochien in Flammen aufgegangen war, klagte abermals der Abtrünnige die Judäer der Brandstiftung an, und nur mit Mühe gelang es dem Stellvertreter des Statthalters, namens Collega, die Wut der Antiochenser gegen sie zu dämpfen. Die Untersuchung ergab die Unschuld der Judäer12. Indessen war ein fanatischer Haß gegen sie in Antiochien geschürt.

[546] Als daher Titus sich dieser Stadt näherte, ging ihm die ganze Bevölkerung entgegen, und unter Schmeichelreden verlangte sie nichts weniger als die Ausweisung der Judäer aus ihrer Mitte. Da er darauf keine Antwort erteilte, sondern ohne Aufenthalt weiter zog, um die Huldigung des Partherkönigs entgegenzunehmen, schwebten die Judäer in peinlicher Angst. Auf seiner Rückkehr bestürmten ihn abermals Rat und Volk um die Verbannung der Judäer aus Antiochien. Da antwortete Titus, es wäre eine Ungerechtigkeit, sie auszuweisen, da sie kein Vaterland mehr hätten, das sie aufnehmen könnte. Nicht einmal die Bitte, den Judäern mindestens die Gleichstellung zu entziehen und die ehernen Tafeln zerbrechen zu lassen, worin deren Gerechtsame eingetragen waren, bewilligte er13. Diese für die Judäer so günstige Stimmung wird ihm seine Liebe zu Berenice eingeflößt haben. Auch die Alexandriner bestürmten Titus vergebens, den unter ihnen wohnenden Judäern ihre Freiheit und Gleichstellung zu nehmen14.

In Ägypten betrug sich Titus wie ein selbständiger Herrscher und setzte sich an einem Apisfeste eine Krone auf, und da die zur Zerstörung Jerusalems gebrauchten Legionen ihn fast mit Drohungen gedrängt hatten, bei ihnen zu bleiben, so war die Meinung verbreitet, er ginge damit um, den Kaisermantel an sich zu reißen und seinen Vater zu entthronen. Vespasian zitterte. Aber plötzlich traf Titus in Rom ein und sprach zur Beruhigung: »Ich bin da, Vater, bin da!«15. Er verlor nichts dabei; denn er war tatsächlich der Herrscher und galt als Vormund des alternden Kaisers16. War er doch ebenfalls von den Legionen zum Imperator ausgerufen worden. Er führte daher diesen Titel neben seinem Vater. In Rom sollte bei seinem Einzuge ein Triumph über Judäa gefeiert werden. Zu diesem Zwecke wurden siebenhundert judäische Gefangene von schönem Schlage und auch die beiden Zelotenführer Johannes von Gischala und Simon bar Giora vorausgeschickt17. Der erstere, kränklich und vor Hunger verschmachtet, hatte sich mit seinen Brüdern den Römern ergeben18, Simon aber hatte sich mit einigen Trabanten in die unterirdischen Gänge Jerusalems begeben, und hoffte, mit Werkzeugen versehen, sich einen Ausweg ins Freie zu bahnen, um an einem andern Orte die Römer zu befehden. Aber die Zeloten stießen an einen harten Felsen, an dem ihre Anstrengung scheiterte. Die knappen Nahrungsmittel gingen ihnen aus, und so entschloß sich bar Giora als Held zu sterben. In ein weißes Unterkleid und in einen Purpurmantel gehüllt, trat er[547] plötzlich aus der Erde an der ehemaligen Tempelstätte hervor und setzte die römische Schildwache durch seine ungewöhnliche Erscheinung in Schrecken. Als sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte und ihn fragte, wer er sei, antwortete er ihr: »Führt mich zu eurem Hauptmann.« Als dieser, Rufus, herbeigerufen war, sprach der Zelotenführer: »Ich bin Simon bar Giora« und wurde sofort in Fesseln geschlagen19. Er kannte das Loos, das ihn erwartete und sah ihm ruhig entgegen. Was aus dem dritten Zelotenführer Eleasar ben Simon geworden ist, ist nicht bekannt, wahrscheinlich hat er seine Heldenseele in der Schlacht ausgehaucht, und der hämische Geschichtsschreiber gönnte ihm die Unsterblichkeit nicht. Diese beiden Helden, Johannes und bar Giora, sollten auch Titus' Einzug in Rom verherrlichen.

Der Vater mit den zwei Söhnen Titus und Domitian feierte den Triumph über Judäa. Vor ihnen her wurden die Tempelgefäße, der goldene Leuchter, der goldene Tisch und eine Gesetzrolle, wahrscheinlich die im Tempel erbeutete, getragen und die Gefangenen in Fesseln geführt. Zugleich wurden Abbildungen der Schlachten und der Zerstörung der schaulustigen Menge gezeigt. Simon bar Giora wurde an einem Stricke durch die Straßen geschleift und endlich nach römischem Brauch, der ein Menschenopfer verlangte, vom tarpejischen Felsen geschleudert. Johannes von Gischala starb im Kerker20. Tiberius Alexander, der eigentliche Sieger über seine Stammesgenossen, machte den Triumph mit und erhielt eine Statue auf dem Forum Roms21. Josephus war nur Zuschauer desselben. Dieser großartige Triumph, wie ihn Rom schon lange nicht gesehen hatte, bezeichnete die große Freude am Siege über Judäa. Denn einen so hartnäckigen Feind hatten die römischen Legionen schon lange nicht bekämpft. Während Titus Jerusalem belagerte, hatten die Gallier, Germanen und Bataver ebenfalls einen Aufstand gegen die Römer versucht und für ihre Freiheit kämpfen wollen. Aber das Erscheinen eines römischen Führers und Domitians auf den Sammelplätzen des Aufstandes genügte, um diese für kriegerisch gehaltenen Völker zu zerstreuen22. Und [548] dieses Häuflein judäischer Kämpfer hatte den Römern vier volle Jahre zu schaffen gemacht. Sollten diese da nicht einen glänzenden Triumph begehen? Vespasian konnte nach Unterbrechung etwa eines Jahrhunderts abermals den Janustempel schließen; er ließ einen Friedenstempel bauen. So groß war die Freude über die Besiegung Judäas, daß mehrere Jahre hindurch Denkmünzen aus Gold, Silber und Erz zum Andenken daran geprägt wurden. Diese Münzen stellen das unglückliche Judäa im Bilde eines zerknirschten Weibes unter einem Palmbaum in Stellungen der Verzweiflung dar, bald auf der Erde sitzend, bald stehend mit gebundenen Händen. Manche derselben tragen noch das Bild eines judäischen Kriegers mit seinem Schilde und mit gefesselten Händen. Die Inschrift auf diesen Münzen lautet stets »das besiegte« oder »das gefangene Judäa« (Judaea devicta, Judaea capta, Ἰουδαίας ἑαλωκυίας 23). Später wurde ein Triumphbogen für Titus erbaut, auf welchem noch heute die erbeuteten Tempelgefäße zu sehen sind (Arco di Tito). Die römischen Judäer sollen lange Zeit, um diesen Bogen nicht sehen zu müssen, lieber einen Umweg gemacht haben. Den Siegesnamen Judäus mochten indessen Vespasian und Titus nicht annehmen, weil dieser Name schon damals eine unliebsame Nebenbedeutung hatte24. Die Tempelbeute blieb lange Zeit in Rom im Friedenstempel und die Gesetzrolle im kaiserlichen Palaste25. Von hier aus wurden diese Überbleibsel des judäischen Heiligtums später, als Rom für seine schweren Sünden büßte, in andere Länder verschleppt.

Noch war indessen Judäa nicht vollständig unterworfen, drei Festungen hatten sich noch behauptet: Herodium, Machärus und Masada. Der Landpfleger Bassus, den Vespasian nach Judäa sandte, hatte den Auftrag, sie zu erobern26. Die Besatzung von Herodium, aus Simons Parteigängern und Idumäern bestehend, ergab sich bei der ersten Aufforderung27. Schwerer fiel es Bassus, [549] Meister von Machärus zu werden. Diese von Alexander Jannaï angelegte und von Herodes gegen die Nabatäer verstärkte Bergfestung war von allen Seiten durch tiefe und breite Schluchten und steile Zugänge uneinnehmbar. Die judäische Besatzung war mit Mundvorrat und Wasser versehen, welches Felsenquellen reichlich spendeten. Aus einer Höhle flossen zwei Wasserstrahlen, ein kalter und ein warmer. Die judäischen Zeloten fühlten sich unter einem tapfern Jüngling Eleasar durch die natürliche und künstliche Befestigung so stark, daß sie Ausfälle gegen die belagernden Römer machten und ihre Werke zerstörten. Aber eines Tages, als Eleasar, von einem Ausfall sich zurückziehend, in der Nähe des Feindes trotzig stehen blieb, wurde er von einem Römer ergriffen und gefesselt. Bassus ließ ihn foltern und machte Miene ihn zu kreuzigen. Von diesem Anblicke wurden die Belagerten so gerührt, daß sie ihre Unterwerfung zusagten, wenn ihr Anführer verschont würde. So hatte eine Unvorsichtigkeit Machärus in die Gewalt der Römer gebracht. Bassus hielt zwar gegen diejenigen Wort, mit denen er kapituliert hatte; von der Bevölkerung aber, die an einem tiefer gelegenen Teile des Berges wohnte und in den Vertrag nicht mit eingeschlossen war, ließ er 170 Männer und Jünglinge über die Klinge springen, Frauen und Kinder in die Sklaverei verkaufen.

Dreitausend Zeloten, die unter dem Anführer Juda ben Jaïr, der, glücklicher als bar Giora, einen unterirdischen Ausgang gefunden hatte, in einem Walde in der Nähe des Jordans ihren Schlupfwinkel hatten und zu den Flüchtlingen aus Machärus gestoßen waren, wurden von den Römern umzingelt und nach heißem Kampfe niedergemacht28. Masada einzunehmen verhinderte Bassus der Tod; sein Nachfolger Silva übernahm die schwere Aufgabe. Diese von dem Makkabäer Jonathan angelegte und ebenfalls von Herodes widerstandsfähig gemachte Bergfestung am toten Meere war womöglich noch unzugänglicher als Machärus. Der steile Fels, auf dem sie gebaut war, hatte nur zwei Steigen, die nur mit Gefahr betreten werden konnten. Die Besatzung, aus tausend Zeloten mit Weibern und Kindern bestehend, welche Eleasar ben Jaïr, ein Nachkomme des Zelotenstifters Juda, befehligte, hatte Überfluß an Mundvorrat, Wasser und Waffen. Auch kämpfte sie mit dem dieser Truppe eigenen Todesmute. Aber die römische Belagerungskunst erschütterte eine Mauer; die andere Holzmauer, welche die Besatzung gebaut hatte, geriet in Brand durch die brennbaren Stoffe, welche die Römer hineingeschleudert hatten. Die Hoffnungslosigkeit, mit so geringer Mannschaft Widerstand zu leisten, [550] gab Eleasar den Gedanken ein, die Besatzung zu überreden, sich selbst den Tod zu geben, um nicht in die Hand der Römer zu fallen. Alle stimmten freudig bei, und am ersten Passahtag (73) töteten die Männer ihre Frauen und Kinder und dann sich selbst. Die Römer, die auf einen Kampf gerüstet waren, gewahrten beim Eindringen in Masada eine unheimliche Todesstille, nur zwei Frauen und fünf Knaben kamen ihnen auf ihren Ruf entgegen. Das war das Ende der letzten Zeloten auf judäischem Boden29.

Vespasian nahm schwere Rache an den Judäern, die gewagt hatten, das römische Joch abzuschütteln. Ganz Judäa eignete er sich als Privatbesitzung an und verkaufte die Ländereien (o. S. 545). Die zurückgebliebenen begnadigten Judäer mußten das Erbe ihrer Väter käuflich an sich bringen. Nur seinem Günstling Josephus schenkte er einige Ländereien steuerfrei in der Ebene Saron30. Aber nicht nur die Bewohner Judäas, sondern auch sämtliche Judäer des römischen Reiches wurden für den Aufstand verantwortlich gemacht und bestraft. Die zwei Drachmen (2 Denare, etwa 1 1/2 M.), die sie jährlich für das Heiligtum spendeten, sollten sie nunmehr für den kapitolinischen Jupiter liefern, und was früher freiwillige Gabe der Frömmigkeit war, wurde jetzt in eine Zwangsabgabe mit Gewissensverletzung umgewandelt. Vespasians Habgier eignete sich die Gelder für seinen Privatschatz an, und diese erste von ihm eingeführte Judensteuer erhielt den Namen: »der judäische Fiskus« (fiscus judaïcus31). Seine judäischen Freunde und Helfer belohnte Vespasian mit Reichtümern und Ehren. Berenice, die früher so fromme, die sich zur Erfüllung eines Nasiräergelübdes die Haare hatte abschneiden lassen, wurde als die künftige Kaiserin angesehen; sie wohnte in Titus' Palaste, als wäre sie schon seine Gattin32. Er war so eifersüchtig auf sie, daß er einen römischen Konsularen Cäcina, seinen Tafelgenossen, aus Verdacht eines geheimen Liebesverhältnisses mit Berenice erdrosseln ließ33. Um Titus zu schmeicheln, ließen der Rat des Areopag und der Rat der Sechshundert und das Volk von Athen eine Statue für Berenice setzen und widmeten ihr eine pomphafte Inschrift, worin sie sie die »große Königin, [551] Tochter des großen Königs Julius Agrippa« nannten34. Titus scheint ernstlich daran gedacht zu haben, sie zu heiraten. Aber der Haß der Römer gegen die Judäer gab eine solche Ehe nicht zu. Es zeigte sich im Volke ein lautes Mißvergnügen darüber, und auch Vespasian scheint unzufrieden damit gewesen zu sein. Titus mußte sie entlassen; er mag ihr den Rat gegeben haben, Rom bis auf eine günstigere Zeit zu verlassen35. Als Vespasian gestorben und Titus Alleinherrscher geworden war (79), kam Berenice zum zweiten mal nach Rom und erinnerte ihn an sein Versprechen; aber sie kam zu früh oder zu spät. Titus begann gerade damals seine Tugendrolle zu spielen und wollte den Römern zeigen, daß er mit seiner Vergangenheit zu brechen und seine früheren Liebschaften aufzugeben gedachte. Er ließ sie aus Rom bringen, und zwar, wie man sich in höheren Kreisen zuraunte, mit gebrochenem Herzen36. Berenice personifiziert Roms Verhältnis zum judäischen Volke. Es hat zuerst mit Judäa geliebäugelt und es zuletzt in elende Verbannung geschickt. Wohin die letzte judäische Fürstin mit ihrem Jammer gewandert, und wann sie gestorben ist, wird nicht erzählt (wahrscheinlich vor 93). Nicht besser scheint es ihrem Bruder Agrippa ergangen zu sein. Von Vespasian geehrt, belohnt und ausgezeichnet, weilte er anfangs ebenfalls in Rom und erhielt Prätorenrang, wahrscheinlich auch den Landesteil Galiläa oder einen Teil davon. Aber unter Titus teilte er die Ungnade seiner Schwester und mag sich in sein zweifelhaftes Königreich zurückgezogen haben37.

[552] Glücklicher als beide war Josephus. Vespasian und Titus behandelten ihn mit solcher Aufmerksamkeit, als wenn sie ihn für geleistete Dienste belohnen wollten. Titus hatte ihm erlaubt, unter den Gefangenen seine Verwandten und Freunde auszusuchen und ihnen die Freiheit zu geben. Er begleitete Titus zum Triumphzuge nach Rom, sah die Demütigung seiner Nation mit empörender Ruhe an und empfand Schadenfreude über den schimpflichen Tod ihrer Helden. Vespasian schenkte ihm nicht nur ausgedehnte Ländereien in Judäa, sondern räumte ihm auch seinen Privatpalast in Rom zur Wohnung ein und erhob ihn zum römischen Bürger38. Josephus heiratete zum drittenmal, nachdem er sich von der zweiten Frau getrennt hatte, und zwar, wie er rühmend hervorhebt, aus einer der edelsten judäischen Familien der Insel Kreta. So hoch stand er in der Gunst des flavianischen Kaiserhauses, daß er dessen Familiennamen annahm und der Nachwelt unter dem Namen Flavius Josephus bekannt geworden ist. Aber dafür haßten ihn die judäischen Patrioten mit solchem Ingrimm, daß sie ihm den ruhigen Genuß seines Lebens zu stören versuchten. Vergebens gab er sich Mühe, sein Andenken durch Beschreibung des Krieges gegen die Römer für die Judäer in hebräischer Sprache zu erhalten39. Seine hebräische Schrift verfiel der Vergessenheit, sein Name wird in der Nationalliteratur nicht genannt.

Mit der Einnahme der letzten Festungen in Judäa war der Kampf der Zeloten noch immer nicht beendet. Sie verpflanzten ihren Römerhaß in diejenigen Länder, wohin sie ihr flüchtiger Fuß getragen hatte. Diejenigen, die so glücklich waren, durch die unterirdischen Gänge aus dem brennenden Jerusalem ins Freie zu gelangen, zerstreuten sich und suchten Schutz bei ihren Brüdern in der Euphratgegend, in Arabien, Ägypten und Kyrene. Die Zeloten, die nach Alexandrien geflohen waren, überredeten ihre Stammesgenossen, einen Aufstand gegen die Römer zu machen, und da die alexandrinischen Judäer das Blutbad noch in Erinnerung hatten, das die römischen Legionäre einige Jahre vorher unter ihnen angerichtet hatten, so waren sie bereit dazu. Nur die Reichen und die Glieder des Rates widersetzten sich diesem wahnsinnigen Unternehmen; da sie aber die aufgeregten Gemüter nicht beschwichtigen [553] konnten, so machten sie eine Hetzjagd gegen sie. Darauf wurden 600 Zeloten gefangen, dem Statthalter Lupus überliefert und von diesem hingerichtet; die übrigen zerstreuten sich über Ägypten bis nach Theben. Sie wurden allmählich ergriffen und schwer gefoltert, damit sie den Kaiser als ihren Herrn anerkennen sollten. Aber sie erduldeten die grausamsten Qualen, Knaben und Männer um die Wette, ohne ihren zelotischen Grundsätzen untreu zu werden und starben lieber unter der Folter. Vespasian, der fürchtete, Ägypten könnte ein Herd für neue Aufstände der Judäer werden, befahl, den Oniastempel zu schließen, um sie des religiösen Mittelpunktes zu berauben. Die Weihgeschenke des Oniastempels wanderten wie die des jerusalemischen Heiligtumes in die kaiserliche Schatzkammer, und das heliopolitanische Heiligtum wurde, nachdem es 243 Jahre bestanden hatte, für immer geschlossen (73-74)40.

Der Teil der Zeloten, der nach den Städten von Kyrenaïka geflohen war, erregte unter den dortigen Judäern ebenfalls einen Aufstand und hatte kein besseres Ende. Ein Zelot Jonathan sammelte viele kyrenäische Judäer um sich, führte sie in die libysche Wüste und verhieß ihnen Wunderzeichen. Auch hier zeigten die angesehenen Judäer den Aufstandsversuch dem römischen Statthalter, Catullus, an, der die Aufständischen ergreifen und zum Teil hinrichten ließ. Jonathan fiel erst nach großer Mühe in die Hände der Römer und rächte sich an den reichen Judäern von Kyrene dadurch, daß er sie als Mitschuldige angab. Catullus ließ 3000 (?) von ihnen hinrichten, darunter auch den Angesehensten von ihnen, Alexander und seine Gattin Berenice, konfiszierte ihr Vermögen und stellte es dem Kaiser zu. Jonathan und seine Mitgefangenen wurden in Fesseln nach Rom gebracht und wollten aus Rachegefühl Josephus und einige römische Judäer in ihre Mitschuld hineinziehen; Titus aber kannte Josephus' treue Gesinnung gegen die Römer zu gut, als daß er der Anklage Gehör geschenkt hätte. Er verwendete sich für ihn, und so wurden er und seine Mitangeklagten freigesprochen. Jonathan wurde zuerst ausgepeitscht und dann lebendig verbrannt41. Das war[554] das Ende der zelotischen Bewegung, die einen großen Teil der Judenschaft im römischen Reiche schmerzlich durchzuckt hat. Der Zelotenaufstand in Judäa scheiterte durch Verrat der Römlinge, durch die Uneinigkeit unter den Führern und deren Unbesonnenheit, die zwar eine Revolution hervorzurufen, nicht aber sie zum Ziele zu führen verstanden. Am glücklichsten waren noch die Zeloten, die nach Nordarabien in die Gegend von Jathrib (Medina) entkommen waren. Es gelang ihnen, sich dort ein eigenes Gemeinwesen zu gründen und bis ins siebente Jahrhundert zu behaupten. Sie haben unter andern Verhältnissen eine nicht geringe Rolle gespielt.

Der hartnäckige Krieg gegen die Römer hat in der römischen Welt ein solches Aufsehen erregt, daß sich einige Schriftsteller angeregt fühlten, ihn zu beschreiben. Daß die heidnischen Schriftsteller dabei parteiisch zu Werke gingen und aus Schmeichelei gegen die Sieger die Heldentaten der Judäer zu verkleinern suchten, ist nicht befremdlich. Diese Parteilichkeit empörte aber Josephus, so sehr er auch Römling war; der Rest seines patriotischen Gefühls konnte es nicht ertragen, seine Nation der Feigheit beschuldigt zu sehen. Er sammelte daher seine Erlebnisse und Erinnerungen und beschrieb den judäischen Krieg mit den vorangegangenen Veranlassungen in sieben Büchern (um 75 bis 79). Aber auch seine Darstellung konnte nicht unparteiisch ausfallen, er selbst war zu tief dabei interessiert, er hatte darin als galiläischer Statthalter eine nicht ganz saubere Rolle gespielt und stand unter dem Einflusse des Kaiserhauses, der ihn befangen machte. Er legte seine Geschichte den Kaisern vor, und Titus gab ihm die Erlaubnis zu ihrer Veröffentlichung; sie war also darauf angelegt, von ihnen gelesen und gutgeheißen zu werden42. Justus von Tiberias hatte aber bereits einige Jahre vorher eine Geschichte des judäischen Krieges verfaßt (um 73), worin er Josephus als einen Römerfeind anklagte, ihm Schuld an dem Aufstande in Galiläa gab und auch seine angebliche Abkunft von der hasmonäischen Familie Lügen strafte43. Die beiden Führer der feindlichen Parteien setzten nach Beendigung des Waffenkrieges einen Federkrieg fort. Justus war gerade auch kein Tugendmuster. Nachdem er in Galiläa die Revolution geleitet und einen Rachezug gegen die benachbarten Griechen angeführt hatte [555] (o. S. 479), war er zu Agrippa übergegangen. Von diesem auf Verwendung der Berenice begnadigt und noch dazu reichlich beschenkt, trat er in dessen Dienst, wurde aber zweimal von ihm in den Kerker geworfen und verbannt. Ein unaufgeklärtes und unaufklärbares Verhältnis muß zwischen Justus und dem König Agrippa bestanden haben. Obwohl Agrippa so aufgebracht gegen ihn war, daß er ihn hinrichten lassen wollte und nur auf Berenices wiederholte Verwendung ihn begnadigt hatte, stellte er ihn doch als seinen Geheimschreiber an, und zwar darum, um ihn wiederum aus seinem Gesichte zu verbannen44. Justus besaß eine gründliche griechische Bildung, wie ihm selbst sein Feind Josephus einräumte45, und war außerordentlich in der griechischen Literatur bewandert46. In griechischer Sprache verfaßte er auch eine »Geschichte der judäischen Fürsten, welche die Krone getragen haben«, deren Verlust bedauerlich ist. Er begann mit Mose und führte die Erzählung bis in das dritte Jahr Trajans (bis 100), in welchem er das Zeitliche segnete47. Seine Geschichte des judäischen Krieges ließ aber Justus zwanzig Jahre unveröffentlicht48 und trat erst damit hervor, [556] als er mit verbittertem, patriotischem Gefühle sah, wie sein Feind Josephus auch nach Titus' Tode bei dessen Nachfolger, dem verworfenen Domitian, und bei der nicht minder verworfenen Kaiserin Domitia in Gunst geblieben war.

Dieser hatte sich in seiner Muße, die er unter Titus' und Domitians Regierung genoß, mit einem umfassenden Werke über die judäische Geschichte von Beginn an bis auf die, dem Kriege vorangegangene Zeit beschäftigt. Sein Freund Epaphroditos, ein Mann von Geist und Kenntnissen, der eine Zuneigung zum Judentum hatte, ermunterte ihn dazu und half ihm dabei den griechischen Stil verbessern49. Erst im dreizehnten Jahre von Domitians Regierung (93) vollendete Josephus dieses Werk in zwanzig Büchern unter dem Titel »Altertümer« (Ἀρχαιολογία), das ihn mit Recht unsterblich gemacht hat. Mit vielem Fleiße und vielen Kosten hat er die außerjudäischen Quellen gesammelt und benutzt, sie mit den geschichtlichen Berichten der heiligen Schriften in Einklang gebracht und ein Nationaldenkmal geschaffen, das die Taten und Gedanken des judäischen Volkes dem Kreise der gebildeten Völker bekannt gemacht hat. Bald darauf aber setzte er sich ein Denkmal der Schande. Justus' Geschichte des judäischen Krieges war ihm inzwischen zugekommen und hatte ihn in leidenschaftliche Aufregung versetzt. Er fühlte sich nicht bloß an seiner Ehre angegriffen, sondern auch an seinem Leben bedroht. Es war in der Tat außerordentlich gefahrvoll für ihn, sich als Römerfeind angeklagt zu sehen. Wie viel bedurfte es bei dem argwöhnischen Tyrannen Domitian, um von der Stufe der höchsten Gunst in den Abgrund schmählichen Untergangs geschleudert zu werden! Judäer, die ihn als Römling aus dem Grunde ihrer Seele haßten, versuchten öfter ihn bei Domitian anzuklagen und ihn zu verderben. Sein eigener Haussklave, der Erzieher seines Sohnes, war als Ankläger gegen ihn aufgetreten50. Es war aber Josephus bis dahin gelungen, wer weiß durch welche schlauen Mittel, sich nicht bloß zu rechtfertigen, sondern auch seine Ankläger gezüchtigt zu sehen! Und nun trat Justus mit einer Schrift auf, die ihn als verkappten Römerfeind und als warmen Beförderer des Krieges gegen die Römer schilderte. Um sich gegen die Anklagen des Justus von Tiberias zu rechtfertigen, schilderte er als Anhang zu [557] den Büchern der Altertümer sein eigenes Leben (Βίος 51) und sein Verhalten im Kriege. Um sich von dem Verdachte zu reinigen, als habe er aus eigenem Antriebe gegen die Römer gehandelt, stellt er sich in ein noch ungünstigeres Licht, als habe er von Anfang an es verräterisch mit den Römern gehalten. Durch sein viertes und letztes Werk hat er indessen wieder manches gut gemacht. Es ist eine »Entgegnung gegen Griechen«52, die das Judentum und die judäische Nation verunglimpften und ihr hohes Alter leugneten; Josephus hat sich damit den Dank seiner Stammesgenossen erworben. Mit vielem Freimute und warmer Überzeugung widerlegte er in zwei Büchern die falschen Anschuldigungen und hob die religiösen und sittlichen Vorzüge des Judentums hervor. Hätte Josephus nur die Altertümer und die Schrift gegen die Griechen oder gegen Apion hinterlassen, so würde er gleich Philo eine hohe Verehrung genießen. Als Schriftsteller gebührt ihm jedenfalls der Lorbeerkranz, aber die Bürgerkrone des Patrioten hat er verwirkt. Jeremias, der in Fesseln auf den Trümmern Jerusalems seine Klagelieder aushaucht, bildet den Schluß des ersten Zeitraumes; Josephus, der in den Gemächern der Cäsaren in behaglicher Ruhe die Geschichte seines Volkes schreibt, bildet den Schluß des zweiten Zeitraumes.


Fußnoten

1 Josephus, jüd. Kr. VI, 9, 2-3.


2 Das. 6, 4.


3 Das. 8, 3. Vergl. Monatsschrift Jahrg. 1885, 195 f.


4 Josephus, jüd. Kr. VI, 8, 2; 9, 2.


5 Vita 75.


6 Gittin 58 a. und a. St.


7 Folgt aus jüd. Kr. VII, 6, 1. Vergl. Vita 75.


8 Über Thekoa Vita 75. Über Ammaus jüd. Kr. VII, 6, 6. ὀκτακοσίοις δὲ μόνοις, ἀπὸ τῆς στρατιᾶς διαφιεμένοις χωρίον ἔδωκεν εἰς κατοίκƞσιν, ὁ καλεῖται μὲν Ἀμμαοῠς, ἀπέχει δὲ τῶν Ιεοροσολύμων σταδίους ἑξἠκοντα [τριάκοντα liest Niese a.a.O. und notiert ἑξἠκοντα nur als L. A. einer einzigen H S.]. Dieses Ammaus ist zweifellos identisch mit dem in Succa p. 45 (auch jer. 54 b) genannten הטמל היה םוקמ אצומ ארקנו םלשורימ, wozu weiter bemerkt ist: םוקמ היה אינלק, d.h. dieses Moza wurde Colonia genannt; diesen Namen hatte es von Colonia veteranorum. Der gegenwärtige Name Kulonieh stammt unstreitig davon. Wahrscheinlich ist dieses אצומ identisch mit הצומה Josua 18, 26, wie Sepp kombiniert hat, und mit Emmaus (Lukas 24, 13) 60 Stadien von Jerusalem. [Vgl. hierzu Buhl a.a. O, S. 167 und 186 und Schürer I3, S. 640, Anm. 142].


9 Josephus jüd. Kr. VII, 6, 6. [Vgl. dazu die Bemerkung Schürers I3, 640, Anm. 141].


10 Das. 2, 1; 3, 1; 5, 1.


11 Jos. jüd. Krieg VII, 3, 3: Καϑ᾽ ὃν δὲ καιρὸν ὁ πόλεμος ἀνεκεκἠρυκτο ... τὸ δὲ κατὰ τῶν Ἰουδαίων παρὰ πᾶσιν ἤκμαζε μῖσος.


12 Das. 3, 3-4. Die Zeit der ersten Anschuldigung durch Antiochos fiel (das. 3) in die Zeit, als Vespasian in Syrien landete, d.h. in das Frühjahr 67. Beim Sabbatzwang ist angegeben, στρατιώτας παρὰ τοῠ Ρωμαίων ἡγεμόνος λαβών. Das kann nur Mucian gewesen sein, welcher zu gleicher Zeit mit Vespasian die Hegemonie über Syrien erhielt (o. S. 495). Die zweite Anklage muß später erfolgt sein, da Jos. (das. 4) bemerkt: Cäsennius Pätus, von Vespasian zum Statthalter von Syrien designiert, war noch nicht eingetroffen, daher nur ein Legat, Ναῖος Κολλἠγας, die Untersuchung geführt habe. Sie muß also nach Mucians Abreise erfolgt sein 69-70.


13 Jos. jüd. Kr. VII, 5, 1. Altert. XII, 3, 2.


14 Altert. das.

15 Sueton, Titus 6.


16 Das.


17 Josephus jüd. Kr. VII, 5, 3.


18 Das. VI, 9, 4.


19 Jüd. Kr. VII, 2, 2.


20 Das. 5, 4-6.


21 Folgt aus Juvenal Sat. I, 124-131, vergl. Note 4.


22 Das. 7, 2. Tacitus hist. 4, 54 ff. Das Urteil eines Generals, wie des Herrn de Saulcy, über die Heldentaten der Judäer verdient gegenüber den wegwerfenden Urteilen von Federhelden, welche den Judäern auch in der Vergangenheit den Heldenmut mißgönnen, besonders hervorgehoben zu werden. »Jamais en aucun temps«, sagt er, »nation n'a tant souffert, et ne s'est jetée si bravement et toute entière entre les bras de la mort, pour échapper au plus poignant des malheurs, à l'envahissement par la force brutale des armées étrangères. Honneur donc aux illustres martyrs du patriotisme judaïque; car ils ont payé de leur sang le droit de transmettre à leur descendance le souvenir de la plus belle résistance qui ait jamais été faite par les faibles contre les horreurs de la conquête. (de Saulcy, les derniers jours de Jérusalem, p. 437.) So ein französischer General. Hermann Schiller dagegen hat in seiner Geschichte der römischen Kaiser kein Wort der Anerkennung für den erstaunlichen Heroismus der judäischen Krieger.


23 Die zahlreichen Münzen dieser Gattung sind zusammengestellt bei Madden, jewish coinage, 183 ff. Vgl. dess. the international numismata orientalia II. p. 207 ff. [und Schürer I3, S. 636, Anm. 128].


24 Dio Cassius 66. 7.


25 Josephus jüd. Krieg VII, 5, 7.


26 Das. 6, 1.


27 Das. 6, 1.


28 Über Juda b. Jaïr s. Jos. jüd. Kr. VII, 6, 5.


29 Jos. jüd. Kr. VII, c. 8 u. c. 9.


30 Josephus Vita 76.


31 Jüd. Kr. VII, 6, 6. Dio Cassius 66, 7. Der Name bei Sueton, Domitian c. 12.


32 Dio Cassius 66, 15.


33 Aurelius Victor, epitome in Titum c. 9: Caecinam consularem, adhibitum coenae, vixdum triclinio egressum, ob suspicionem stupratae Berenices, uxoris suae, jugulari jussit. Auch bei Sueton (Titus 6), aber ohne das Motiv.

34 Corpus Inscr. Graec. I, No. 361; vergl. o. S. 351, N. 1. Diese Statue können die Athener ihr nur bei ihrer Anwesenheit in Athen gesetzt haben. In Athen kann sie aber nur zur Zeit ihrer Reise nach Rom gewesen sein. Die Athener haben weder Herodes, noch Agrippa I. eine Statue gesetzt, obgleich sie beide als ihre Wohltäter priesen. Von Berenice sagt die Inschrift nichts von einer Wohltat gegen sie. Folglich [?] kann die Statue nur gesetzt sein, als sie als Titus' Gemahlin galt.


35 Dio Cassius das.


36 Das. 66, 18. Aus dem Ausdruck: ὁ δὲ Τίτος ... μοιαρχἠσας ... χρƞστὸς ... καὶ σώφρων, καίτοι καὶ τῆς Βερενίκƞς ἐς Ρώμƞν αὖϑις ἐλϑούσƞς, folgt, daß Berenice zum zweiten mal nach Rom gekommen war, und zwar als Titus Alleinherrscher war: μοναρχἠσας. Zum erstenmal war sie gleich nach Titus' Eintreffen in Rom nach der Zerstörung Jerusalems gekommen. Auf ihr zweites Eintreffen bezieht sich Sueton (Titus 7): Berenicen statim ab urbe dimisit, invitus invitam. Das Wort statim will wohl sagen, sobald Titus Alleinherrscher geworden war.


37 Über Agrippa und sein Ende ausführlich Monatsschr. Jahrgang 1877. S. 337 ff. Hier nur so viel: als Josephus die Altertümer zugleich mit seiner Vita im Jahre 93 beendete (weiter unten), war Agrippa nicht mehr am Leben. Die Agrippa-Münzen reichen nur bis 90. Die Notiz bei Photius, woraus hervorgehen soll, daß er im 3. Jahre Trajans gestorben sei, ist mißverstanden worden. Aus dieser Notiz, worin der Relativsatz lautet: τελευτῆς Ἀγρίππα ... ὅς παρέλαβε μὲν τὴν ἀρχὴν ἐπὶ Κλαυδίου, ἠυξἠϑƞ δὲ ἐπὶ Νέρωνος καὶ ἔτι μᾶλλον ὑπὸ Οὐεσπασιανοῠ, folgt, daß Vespasian dessen Gebiet vergrößert haben muß. [Das Todesjahr ist doch wohl das Jahr 100 n. Chr. Schürers (I3, S. 599, Anm. 47) Darlegungen scheinen mir durchschlagend zu sein.]


38 Josephus vita 75-76


39 Das. jüd. Krieg, Einleitung 1.


40 Das. VII. 10, 1-4; vergl. o. S. 31 N.


41 Das. 11, 1-3; vita 76. Ob Josephus die Sache wahrheitsgemäß dargestellt hat, ist fraglich. Denn im jüd. Kr. VI, 2, 2 deutet er etwas an, was er zum Schluß nicht erzählt, nämlich, daß der Hohepriester Ismaël in Kyrene enthauptet wurde. Die Worte lauten: ὧν (τῶν καταφυγόντων) ἦσαν ἀρχιερεῖς μὲν.. υἱοί δ᾽ ἀρχιερέων, τρεῖς μὲν Ἰσμαἠλου τοῠ καρατομƞϑέντος ἐν Κυρἠνς. In Kyrene sind aber Aufständische und Beteiligte oder Verdächtige hingerichtet worden. Wie kam der Hohepriester Ismaël nach Kyrene? Vielleicht ist Κυρἠνƞ eine Korruptel.

42 Vita 65; contra Apionem I, 9.


43 Das. Der Hauptanklagepunkt, den Josephus nicht verschmerzen zu können schien, lautet [ed. Niese § 340]: αἴτιοι γεγόναμεν ἐγώ τε καὶ Γαλιλαῖοι ... τῆς πρὸς Ρωμαίους. ... στάσεως und dann weiter: Οὐκ ἐγὼ τοίνυν αἴτιος.. ἀλλὰ.. [das. § 352]. Auch die ausführliche Aufzählung seiner Genealogie mit der Abfertigung τοῖς διαβάλλειν ἡμᾶς πειρωμένοις χαίρειν φράσας das. 1 [§ 6 N.] ist wohl gegen Justus gerichtet.


44 Das. 65, ed Haverc. II, p. 32 unten [ed Niese § 356]. Die Stelle ist wegen des eigenartigen Verhältnisses Agrippas und Justus' zu einander beachtenswert.


45 Das. 9.


46 Diogenes Laertius II, 41 zitiert von Ἰοῠστος ὁ Τιβεριεὺς aus der Schrift ἐν τῷ στέμματι eine Anekdote über Plato bei Sokrates' Prozeß. Sie stand also in Justus' Schrift über »die judäischen Fürsten mit Kronen«, wovon folgende Note.


47 Photius Codex 33 zitiert von Justus: χρονικόν, οὗ ἡ ἐπιγραφὴ: Ἰούστου Τιβερέως Ἰουδαίων βασιλέων τῶν ἐν τοῖς στέμμασιν. Photius sagt dann weiter: ἄρχεται δὲ τῆς ἱστορίας ἀπὸ Μωυσέως, und schließt τελευτ' δὲ ἔτει τρίτῳ Τραϊανοῠ, nämlich Justus ist in diesem Jahre gestorben [Die Beziehung dieser Worte auf Justus ist, wie Schürer (I3, S. 88, Anm. 20) mit Recht hervorhebt, ganz unmöglich.], und nicht etwa Agrippa. Diese Chronik über »die gekrönten Fürsten« ist durchaus verschieden von der Geschichte des judäischen Krieges, gegen welche Josephus in der Vita polemisiert, wie C. Müller richtig vermutet hat (Fragmm. historicc. Graecc. III, p. 523). Denn Josephus nennt nur diese Geschichte Vita 9: ἧ ϑοῤῥῶν ἐπεχείρƞσεν (ὁ Ἰοῠστος) κοὶ τὴν ἱστορίαν τῶν πραγμάτων τούτων. d.h. dieser Zeit, auch das. 65. Diese Geschichte über den jüdäischen Krieg zitiert auch Eusebius (histor. eccl. III. 10): Διαβάλλων δῆτα (Ἰώσƞπος) Ἰοῠστον..; ὁμοίως αὐτῷ τὰ κατὰ τοὺς αὐτοὺς ἱστορῆσαι χρόνους πεπειραμένον. Aus Eusebius zitiert Stephanus Byzantinus Justus' Ἰουδαϊκὸς πόλεμος.


48 Josephus Vita 65, Haverc. II, p. 33 [Niese § 359 f.]: διὰ τί ... τὴν ἱστορίαν οὐκ ἔφερες εἰς μέσον: πρὸ γὰρ εἴκοσιν ἐτῶν εἶχες γεγραμμέ$ƞν. Da Josephus die Vita zugleich mit den Altertümern geschrieben hat (wovon weiter), d.h. 93, so muß Justus seine Geschichte des judäischen Krieges um 73 verfaßt haben.


49 Das. contra Apionem I, 9: χρƞσάμενός τισι πρὸς τὴν Ελλƞνίδα φωνὴν συνεργοῖς. Dazu gehörte wohl Epaphroditos, von dem er mit großer Emphase spricht, Einleit. zu den Altert. 2, und dem er diese und die Schrift contra Apionem gewidmet hat, Vita Schluß u. c. Apionem Ende. Welcher unter den historisch bekannten Epaphroditos Josephus' Freund war, kann nicht ermittelt werden [Vergl. Schürer I3, S. 80, Anm. 8].


50 Das. Vita Schluß.


51 Die Vita bildet den Schluß zu den Altert. wie Josephus zu Ende der Altert. angibt. So bezeichnet sie richtig Eusebius (histor. eccl. a.a.O.): τῆς ἀρχαιολογίας τὸ τέλος. Sie ist also ebenfalls 93 verfaßt worden. Falsch daher bei Paret (Einleitung zur Übersetzung des jüd. Kr.) und bei Schürer (L.-B. der neutestam. Zeitgeschichte S. 21 [jetzt I3, S. 88]), als wenn die Vita erst nach dem Jahre 100 verfaßt wäre. Diese und andere Historiker sind von der falschen Voraussetzung verleitet worden, als wenn Agrippa erst in diesem Jahre gestorben wäre [vergl. jedoch Schürer a.a.O. Anm. 20, der offenbar im Rechte ist].


52 Eusebius zitiert die in den Ausgaben contra Apionem betitelte Schrift unter dem Titel: περὶ ἀρχαιότƞτος Καϑ᾽ Ελλἠνων. Praeparatio evangel. X, 13, p. 500 [Über den Titel der Schrift vgl. Schürer I3, S 89].


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1906, Band 3.2, S. 559.
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