Etzel

[164] Etzel, eine bekannte Person der deutschen Heldensage. Die Grundzüge seiner Sage sind folgende: Etzel, Botelungs Sohn, erobert sich Hünenland und überlässt seinem ältern Bruder das väterliche Reich. Dann wirbt er um Herche, Oserichs Tochter. Sie wird ihm versagt, aber Markgraf Rüdiger kommt in einer Verkleidung an ihres Vaters Hof und entführt sie zu Etzel, der nun in fortwährender Feindschaft mit Oserich lebt. – Etzels Zug gegen Waldemar, Oserichs Bruder. Dietrich, Waldemars Sohn, wird vom Berner gefangen, Herche heilt seine Wunden. Er entflieht, aber der Berner holt ihn ein und haut ihn nieder. Grosse Schlacht zwischen den Hünen und Russen, völliger Untergang Waldemars und Eroberung von Russland. – Etzel hat nach dem Tode der Herche um Kriemhild geworben, und diese hat in der Hoffnung, dadurch an den Feinden Siegfrieds Rache nehmen zu können, eingewilligt. Siehe Nibelungenlied. Es lag von jeher auf der Hand, den Held der Sage mit dem historischen Hunnenkönig Attila zu identifizieren, und es ist kein Zweifel, dass der historische Attila zur Ausbildung der Sagengestalt Etzels beigetragen hat; ob aber der sagenhafte Etzel aus der historischen Person Attilas hervorgegangen, ist sehr zweifelhaft. Der dem deutschen Etzel entsprechende nordische Held Atli stimmt in vielen Beziehungen gar nicht zum historischen Hunnenkönig.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 164.
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