Hofnarren

[421] Hofnarren sind seit dem 15. Jahrhundert mit den Hofpoeten und Hofzwergen an Stelle der früheren ständischen Sänger, Poeten und Spielleute[421] getreten. Die Hof- oder Schalksnarren waren in Frankreich und Deutschland an den Höfen der Reichsfürsten und der grösseren Grundherren eigentliche Beamte; Fürstinnen hielten ihre Hofnärrinnen; sie erhielten ausser Kost und Wohnung noch Hofkleider. Ihre Tracht ist die Schellentracht, die ursprünglich von christlichen Priestern sowohl als von weltlichen Grossen, fürstlichen Gesandten u. dgl. bis ins 15. Jahrhundert zur Auszeichnung getragen worden war. Dazu kam der beschorene Kopf, die Narrenkappe mit Eselsohren oder dem Hahnenkamm, der breite Halskragen und der Narrenkolben. Dem Zuge der Zeit gemäss traten diese Leute zu Heckengesellschaften zusammen, die als Heckengerichte, z.B. zu Donaueschingen, bis in die neuere Zeit fortdauerten. Die berühmtesten Hofnarren sind: Kunz von der Rosen, lustiger Rat Maximilians I. und Klaus Narr oder Klaus von Ranstatt, Hofnarr Kurfürst Friedrichs des Weisen, dessen lustige Einfälle und Schwänke siebenmal (1551–1600) aufgelegt wurden. Flögel, Geschichte der Hofnarren, 1784. Vgl. Ebeling, Zur Geschichte der Hofnarren. Friedrich Taubmann. Leipzig 1883.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 421-422.
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