Schachspiel

Fig. 153. Schachspiel, aus Ingolds goldenem Spiel.
Fig. 153. Schachspiel, aus Ingolds goldenem Spiel.

[895] Schachspiel. Dasselbe war als Kriegsspiel in Indien im 6. Jahrhundert erfunden, von da nach Persien gekommen und hatte in Arabien seine Ausbildung gefunden. Von hier kam es nach dem Abendlande, wo es Peter Damani, der Freund Gregor VII., als leidenschaftliches Spiel der Priester verklagt, Mitte des 11. Jahrhunderts. Seit dem 13. Jahrhundert findet man die Spuren des Spiels in den Dichtungen der höfischen Periode weit verbreitet; sein mhd. Name ist schâchzabel, dessen zabel das lat. tabula = Tafel, Brett ist; entstellte Formen sind schâfzabel, schâfzapel, schachttapel; Schach spielen heisst schâchzabel ziehen, spilen, sich daran setzen; der und das schâch bedeutet den König im Schachspiel, das Brett und das Spiel. Die ältesten erhaltenen Schachfiguren gehören dem 12. Jahrhundert an, schwere faustgrosse Stücke aus Elfenbein, Hirschhorn oder Holz. Die mittellateinischen Namen der schâchzabelgesteine sind rex, domina oder femina oder regina, eques, alficus oder senex, rochus, pedites, die altfranzösischen roy, roine oder fierge, chevalier, dauphin, roch, péons, die deutschen künec, küneginne, ritter, [895] alte, roch, venden oder vuozgengen. Der Dominikaner Jakobus de Cessoles, 1250–300, hielt eine Reihe Predigten über das Schachspiel, worin er dasselbe symbolisch-allegorisch auslegte; dieselben fanden lateinisch und übertragen die weiteste Verbreitung; auch ms Deutsche waren sie übersetzt. Ausserdem giebt es in deutscher Sprache vier zum Teil von Cessoles abhängige allegorische Schachgedichte, deren bekanntestes von Konrad von Ammenhusen, Leutpriester zu Stein am Rhein, stammt. Dazu Fig. 153 aus Ingolds goldenem Spiel, Augsburg 1472. Weinhold, deutsche Frauen. 2. Auflage I, 116 ff.; Schultz, höfisches Leben, I, 415.; Massmann, Geschichte des mittelalterlichen Schachspieles, Quedlinburg 1839. A.v.d. Linde, Geschichte und Litteratur des Schachspieles, Berlin 1874. Ebenderselbe, Quellenstudien zur Geschichte des Schachspieles, Berlin 1881.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 895-896.
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