Aesymnétes

[124] AESYMNÉTES, æ, Gr. Ἀισυμνήτης, ου, ein Beynamen des Bacchus, welcher so viel, als ein König oder Vorsteher bedeutet. Als Troja übergieng, so bekam Eurypylus unter andern ein Kästchen mit zur Beute, welches, nach einigen, Aeneas vergessen; nach andern aber Cassandra weggeworfen hatte. Da er es nun aufmachete, so fand er des Bacchus Bildniß darinnen, worüber er, so bald er solches erblickete, unsinnig wurde. Weil er indessen doch ruckweise wieder zu sich kam, so fuhr er damit nach Delphis, und fragete das Orakel um Rath, welches ihm befahl, solches Kästchen an einem Orte zu lassen, auch selbst da zu bleiben, wo er die Menschen auf eine barbarische Art würde opfern sehen. Er wurde darauf durch die Winde nach Aroen getrieben; und als er an das Ufer trat, so sollte eben ein Knabe und Mägdchen der Diana geopfert werden. Wie er nun glaubete, daß das der Ort sey, welchen das Orakel gemeynet: so schlossen die Einwohner nach einem andern Ausspruche desselben, daß solches der fremde König mit dem besondern Kästchen wäre, der sie von dem grausamen jährlichen Opfer befreyen sollte; wie denn auch geschah, als sie sahen, daß er zugleich von seiner Raserey befreyet wurde. Das eingeschlossene Bild soll Vulcan verfertiget und Jupiter dem Dardanus gegeben haben. Es haben auch schon ehedessen einige gewollt, daß es bey der Eroberung der Stadt Troja durch den Herkules mit gefunden worden, und also besagter Eurypylus, nicht der aus Thessalien, sondern des Königes von Olenus, Dexameni, Sohn, gewesen sey. Pausan. Ach. c. 19. p. 435. Cf. Gyrald. Syntagm. VIII. p. 275.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 124.
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