Amphitryo

[239] AMPHITRỸO, ónis, Gr. Ἀμφιτρύων, ( Tab. XXI.) des Alcäus und der Hipponome Sohn, Apollod. lib. II. c. 4. §. 5. lösete die Rinder wieder von dem Polyenus ein, welche des Pterelaus Söhne dem Elektryon geraubet, und brachte sie nach Mycene, worauf ihm Elektryon seine Tochter, Alkmene, nebst dem Königreiche übergab, ihn aber auch durch einen Eid verband, die Alkmene in ihrem damaligen Zustande zu lassen, bis er seiner Söhne Tod würde gerochen haben. Als er nun die besagten Rinder forttrieb, und eines derselben durchgehen wollte, so warf er mit der Keule nach demselbigen, die er ungefähr in der Hand hatte, welche von des Ochsen Hörnern wieder zurück prallete, und dem Elektryon dergestalt auf den Kopf fiel, daß er sogleich davon starb. Sthenelus nahm daher Gelegenheit, und vertrieb ihn von Argos, da er sich denn mit der Alkmene nach Theben wendete, und daselbst von dem Kreon, wegen des begangenen Todtschlages, ausgesöhnet wurde. Weil nun Alkmene darauf bestund, ihn nicht zu heurathen, [239] er habe denn ihrer Brüder Tod an den obbemeldeten Räubern und ihrem untergebenen Volke, den Teleboern, gerächet, so ersuchte er den besagten Kreon zugleich um Hülfe. Dieser versprach ihm solche, wenn er die kadmeische Gegend von einem Fuchse befreyen würde, der selbige sehr verwüstete. Id. ib. §. 6. Sieh Alopex. Da nun solches geschehen war, so gieng Kreon, nebst andern mit ihm wider die Teleboer: allein, sie konnten deren Inseln nicht erobern, so lange Pterelaus lebete. Es verliebete sich aber dessen Tochter Komätho in den Amphitryo, und schnitt ihrem Vater sein goldnes Haar ab, da denn solcher starb, und Amphitryo alle dessen Inseln eroberte. Allein, nachdem er die Komätho hatte hinrichten lassen, so überließ er solche seinen Bundesgenossen, und gieng wieder zu seiner Alkmene nach Theben. Id. ib. §. 7. Ehe er aber daselbst ankam, fand sich Jupiter in seiner Gestalt bey derselben ein. Weil sie ihn nun für den wahren Amphitryo hielt, auch alles von ihm erfuhr, was mit den Teleboern vorgegangen war, so verstattete sie ihm das, was allein dem Amphitryo gehörete. Als aber dieser nachher auch kam, und sie ganz gleichgültig gegen ihn that, so wunderte er sich darüber, und erhielt endlich auf sein Befragen von ihr die Antwort, er wäre ja schon die vorige Nacht bey ihr gewesen. Amphitryo gerieth dadurch auf argwöhnische Gedanken, und befragte sich deswegen bey dem Wahrsager, Tiresias, der ihm denn sagete, daß es Jupiter selbst gewesen, der ihm zuvor gekommen wäre. Weil er aber indessen doch bey der Alkmene auch das Seinige gethan hatte, so bekam solche Zwillinge; von dem Jupiter den Herkules, von ihm aber einen Tag später den Iphikles. Id. ib. §. 8. Hygin. Fab. 29. Diod. Sic. lib. IV. c. 9. & Tzetz. ad Lycophr. v. 33. Indem aber Amphitryo dennoch auch gern gewiß versichert seyn wollte, welches sein, oder des Jupiters Sohn wäre, so warf er, als beyde Kinder acht Monate alt waren, zwo große Schlangen in [240] deren Wiege. Iphikles bemühete sich, denselben zu entkommen, Herkules aber blieb dagegen unbeweglich; und daraus erkannte er leicht jenen für seinen, diesen aber für des Jupiters Sohn. Pherecydes ap. Apollod. l. c. Nach der Zeit unterwies er den Herkules im Wagenrennen, und trug alle nöthige Vorsorge für dessen Auferziehung, kam aber auch endlich in der Schlacht mit den Minyern um, als Herkules nicht leiden wollte, daß die Thebaner denselben ferner zinsbar seyn sollten. Apollod. l. c. §. 11. Die Tragödien, welche Aeschylus, Fabric. Biblioth. Gr. lib. II. c. 16. §. 7. Sophokles, Id. ibid. c. 17. §. 3. und Accius von ihm verfertiget, sind verloren gegangen; hingegen ist des Plautus lustige Komödie von ihm noch vorhanden. Id. Biblioth. Lat. lib. IV. c. 1. §. 4.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 239-241.
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