Calliópe

[605] CALLIÓPE, es, Gr. Καλλιόπη, ης, ( Tab. X.) des Jupiters und der Mnemosyne Tochter, eine von den neun Musen, Apollod. lib. I. c. 3. §. 1. welche den Namen von καλὸς, schön, und ὂψ, die Stimme, hat, weil sie einen schönen Klang der Stimme hören lasse, Macrob. in Somn. Scip. II. 3. d.i. sich durch die Vortrefflichkeit ihrer Reden und Gedichte den rühmlichen Beyfall der Zuhörer erwerbe. Diod. Sic. l. IV. c. 7. p. 151. Sie soll daher die Beredsamkeit vorstellen, durch deren Beyhülfe ganze Republiken regieret, und gesammte Völker mit guten Worten, ohne alle Gewalt, dahin gebracht werden, wozu man sie haben will, Phurnut. de N.D. c. 15. sonst aber soll sie die älteste, Aristarch. ap. Gyrald. Synt. de Musis p. 565. oder vielmehr die vortrefflichste unter ihren Schwestern seyn, als welche auch die Könige selbst zu begleiten pflege. Hesiod. Theog. v. 79. & Phurnut. l. c. Hieraus haben einige geschlossen, daß die ganze Regierungs-und Staatskunst unter ihr stünde. Plutarch. Sympos. L. IX. qu. 13. & 14. Es läßt sich aber vielleicht mehr auf das Heldengedicht ziehen, welches ihr besonders zugeschrieben wird, und dessen Vorsteherinn sie ist. Auson. Id. XX. 7. Virg. Aen. IX. 525. Anthol. I. 67. Wie aber solche Musen sonst zwar insgesammt für Jungfern angegeben werden; Diod.[605] Sic. l. c. indessen aber doch insgesammt ihre Söhne gehabt haben sollen: also soll auch diese Kalliope mit dem Oeagrus den Linus, Apollod. l. c. §. 2. mit dem Strymo den Rhesus, Id. ib. §. 4. mit dem Apollo den Jalemus, Orpheus und Hymenäus, Asclepiades ap. Gyrald l. c. wiederum mit dem Oeagrus den Cymothous, Schol. Gr. ap. eumd. l. c. und mit dem Achelous die Sirenen, Serv. ad Virgil. Aen. V. v. 864. gezeuget haben. Einige machen sie insonderheit zur Erfinderinn der Poesie, Schol. Apollon. ad lib. III. v. 1. und wird sie dabey für Calliope auch dann und wann Colliopea genannt. Virgil. Eclog. IV. v. 57. Ihr Kennzeichen ist gemeiniglich ein zusammengerolltes Pergament in den Händen. Mit solchem wird sie auch auf einem herkulanischen Gemälde geschildert, wo sie dasselbe gleichsam mit beyden Händen erst zusammen gewickelt zu haben scheint. Sie ist mit einer grünen Kleidung und einem weißen Ueberkleide abgebildet, hat das Haupt mit Epheue umkränzet, und zwo große Perlen in den Ohren. Le pitture ant. d'Ercol. T. II. tav. 9.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 605-606.
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