Ctesylla

[804] CTESYLLA, æ, Gr. Κτήσυλλα, ης, des Alcidamas Tochter von Julis, aus der Insel Cea, wurde von dem Hermochares bey einem Tanze an den pythischen Spielen erblicket; und, weil sie ihn ganz einnahm, so schrieb er einen Eydschwur auf einen Apfel, daß sie ihn nehmen wolle, und warf solchen in der Diana Tempel, als Ktesylla den Gottesdienst darinnen verrichtete. Da sie nun solchen Apfel aufhub, und die Schrift darauf las, so that sie damit auch den darauf stehenden Schwur. Hermochares hielt darauf bey ihrem Vater um sie an, und dieser versprach sie ihm auch. Nach der Zeit aber, da sich noch ein reicherer Freyer meldete, verhieß er sie diesem. Allein; Hermochares [804] gefiel Ktesyllen besser, und sie gieng ohne Vorwissen ihres Vaters mit ihrer Amme zu demselben nach Athen. Als sie darauf niederkam, so starb sie um ihres Vaters Meyneides willen, weil er seinen Schwur dem Hermochares nicht gehalten hatte. Da man sie nun zu Grabe trug, so flog eine Taube aus dem Sarge heraus, und von der Ktesylla war nirgends mehr etwas zu sehen. Hermochares befragete das Orakel deswegen und bekam den Befehl, man sollte der Venus unter ihrem Namen zu Julis einen Tempel erbauen; und es brachten die aus Cea solcher Göttinn unter dieser Benennung ihres Opfer lange Zeit. Nicand. ap. Anton. Liberal. Metam. c. 1.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 804-805.
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