Dithyrambvs

[950] DITHYRAMBVS, i, Gr. Διθύραμβος, ου, ein gemeiner Beynamen des Bacchus, welchen er von δὶς, zweymal, θύρα, die Thüre, und ἀμείβω, ich verändere, hat, entweder, weil er zweymal gebohren worden, als einmal von seiner Mutter, der Semele, und sodann wiederum von dem Jupiter, und also gleichsam durch doppelte Thüren in die Welt eingetreten ist; Schol. Pindar. & Tzetz. ap. Voss. Inst. Poet. l. III. c. 16. §. 2. oder auch, weil er in einer Höhle auferzogen worden, die zwo Thüren oder Oeffnungen gehabt; Proclus ap. eumd. l. c. oder, weil er, wie der Wein, den Mund gleichsam δίθυρον, d.i. [950] mit zweyen Thüren, machet, das ist, dergestalt öffnet, daß man oft heraus plaudert, was man doch verschwiegen halten sollte. Phurnut. de N.D. c. 30. Jedoch finden auch einige in diesem Namen eine Versetzung und Verwechselung der Buchstaben, und wollen, daß er so viel als Λυθίραμβος, von λύω, ich löse auf, und ῥάμμα, die Naht, heiße; weil die Nymphen, als sie gesehen, was für Pein Jupiter von dem Bacchus erlitten, als er wieder aus dessen Hüfte, wo er ihn hinein genähet hatte, heraus gewollt, solchem zugerufen: Λῦθι ῥάμμα, λῦθι ῥάμμα, trenne die Naht, trenne die Naht. Proclus ap. Voss. l. c. Andere schreiben diese Worte dem Jupiter selbst zu, als womit er den Vulcan, um Abhelfung seines Schmerzens, und also um Auflösung erwähnter Naht gebeten. Erasm. Schmid. Orat. de Dithyrambis, Pindaro in fine addita p. 251. Noch andere bleiben zwar bey dem δὶ oder δὶς, zweymal, ungeachtet solches sonst in den mit ihm zusammen gesetzten Wörtern allemal kurz, in Dithyrambus aber lang ist, und θύρα, die Thüre: sie nehmen aber noch das Wort ἀναβαίνω zu Hülfe, und gehen denn mit ihren Absichten auf die Historie, da Bacchus von den Titanen in kleine Stücken zerrissen, von seiner Mutter, der Ceres, aber wieder zusammen gesetzet und lebendig gemacht worden seyn soll. Gyrald. Synt. VIII. p. 273.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 950-951.
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