Mezentivs

[1613] MEZENTIVS, i, König, oder vielmehr ein Tyrann, zu Agylla, welches nach der Zeit Cäre hieß. Er ließ sehr viel Menschen hinrichten, und zwar band er insgemein einen lebendigen und todten also zusammen, daß Hand auf Hand, Mund auf Mund u.s.f. kam, da denn, wenn der Todte verfaulete, der lebendige auch elendiglich mit verderben mußte. Weil aber seine Unterthanen endlich dessen überdrüssig wurden, so machten sie einen Aufstand, schlugen seinen besten Vertrauten todt, steckten das Schloß an, und zwangen ihn, sich mit der Flucht zu dem Turnus zu retten, von dem sie ihn zu seiner verdienten Strafe, wiewohl vergeblich, abforderten. Virg. Aen. VIII. v. 482. & ad eum Serv. l. c. Als darauf Turnus und Aeneas mit einander in Krieg geriethen, so leistete er ersterm tapfere Hülfe, und erlegete unter andern den Hebrus, Latagus und Palmus, ferner den Evathes, Mimas, Akron und Orodes. Virg. ib. X. v. 689–735. Allein, da er endlich mit dem Aeneas selbst zusammen [1613] gerieth, so verfehlete er dessen mit seinem Wurfspieße, und traf dargegen den Antor, da im Gegentheile Aeneas ihm den Schild durchwarf, daß der Spieß im Unterleibe stecken blieb. Indem er aber darauf mit dem Schwerte über ihn her seyn wollte, so setzete sich ihm dessen Sohn, Lausus, entgegen, hielt ihn auch so lange auf, daß immittelst Mezentius aus der Schlacht hinweg gebracht werden konnte. Dagegen stieß ihm Aeneas das Schwert durch den Leib, bedaurete ihn aber zugleich wegen seiner sonst guten Art und kindlichen Liebe gegen seinen auch so unartigen Vater, und ließ ihn von seinen eigenen Leuten, mit sammt seinen Waffen, hinweg bringen. Indessen suchte Mezentius seiner Wunde Rath zu schaffen, und war zum höchsten für den Lausus bekümmert. Wie er ihn aber todt daher bringen sah, so streuete er sich häufig Erde auf den Kopf, und that ganz ungemein kläglich über ihn, setzete sich aber doch, ungeachtet seiner Wunde, wieder zu Pferde, rannte damit in die Schlacht und forderte den Aeneas mit lautem Rufen heraus, der sich denn auch nicht faul finden ließ, ungeachtet er nur zu Fuße gegen ihn focht, und erst nichts thun, als dessen Wurfspieße auffangen konnte. Endlich aber versetzete er des Mezentius Pferde eins zwischen die Ohren, daß es sich erst in die Höhe bäumete, sodann aber nebst dem Mezentius nieder stürzete. Hier bath er den Aeneas nur noch, daß er seinen Körper begraben, und nicht von den erbitterten Tyrrhenern, die ihn ins Elend vertrieben hatten, und sich mit in des Aeneas Partey befanden, mishandeln lassen wolle. Id. ib. v. 768. usque ad finem. Ob nun gleich die Poeten dieses alles so vorgeben; so wollen doch sichere Autores, daß solcher Mezentius den Rutulern, erst nach des Turnus Tode zu Hülfe gekommen. Nachdem nun Aeneas in der Schlacht mit ihm verloren gegangen, so habe sein Sohn Lausus den Ascanius, des Aeneas Sohn, zu Lavinium belagert. Da er aber den Vergleich allzu hoch gespannet, so habe Ascanius des Nachts[1614] unversehens einen Ausfall gethan, und den Lausus, nebst vielen Leuten desselben erleget. Hierauf habe Mezentius selbst um Friede gebeten, ihn auch erlanget, und so dann beständig mit dem Ascanius in gutem Vornehmen gelebet. Dion. Halicarn. l. I. c. 7. Cf. Livius l. I. c. 2. & Aur. Victor de O. G. R. c. 14. 15. Jedoch wollen auch einige, daß eben bemeldeter Ascanius selbst noch den Mezentius in einem ordentlichen Zweykampfe erleget habe. Cato ap. Servium laudante Fabra ad Victor. l. c. c. 15.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1613-1615.
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