Omphale

[1785] OMPHĂLE, es, Gr. Ὀμφάλη, ης, Jardans, Königs in Mäonien, oder Lydien, Tochter, folgete ihrem Gemahl, dem Tmolus, in der Regierung. Als Herkules, wegen des an dem Eurytus verübeten Mordes, sich zum Knechte mußte verkaufen lassen, so überbrachte Mercurius ihr denselben. Er verhielt sich auch in ihrem Dienste so wohl, daß er die Cerkopen, eine Bande böser Räuber, den Syleus, einen schnöden Tyrannen, Apollod. l. II. c. 6. §. 3. und die Itonen, welche einen großen Theil des Reichs der Omphale verwüsteten, insgesammt aus dem Wege räumete. Diese Thaten gefielen der Omphale so sehr, daß sie ihn, zumal da sie erfuhr, wer er war, in Freyheit setzete, zu ihrem Bettgenossen machte, und nach einigen den Lamon, Diod. Sic. l. IV. [1785] c. 31. p. 165. oder, wie ihn andere nennen, den Lamedes, Palæph. de Incred. c. 45. oder auch Agelaus, Apollod. l. II. c. 7. §. ult. mit ihm zeugete. Nach einigen erlegete er bey ihr eine ungeheure Schlange an dem Flusse Sagaris, welche alles da herum verwüstete, wes wegen sie ihn denn insonderheit nachher mit großen Geschenken beehrete und wieder nach Argos zurück gehen ließ, Jupiter aber nebst solcher Schlange an den Himmel versetzete, woselbst er der Ophiuchus seyn soll. Hygin. Astron. Poet. l. II. c. 14. Seine Liebe gegen sie soll so heftig gewesen seyn, daß er viele unanständige Dinge vorgenommen, die Finger mit goldenen Ringen bestecket, die Haare sich in Locken legen lassen, mit Golde gezierte hohe Schuhe angezogen, Frauenkleider angeleget, und sich endlich gar an den Rocken gesetzet, und mit gesponnen habe. Senec. Hippol. v. 317. Dagegen soll Omphale seine Löwenhaut umgethan und seine Keule in die Hand genommen haben. Id. Herc. Fur. v. 464. & Ovid. Heroid. IX. v. 53. Fulgent. Mythol. l. II. c. 5. Es können also die Abbildungen, die man auf einigen Gemmen und Münzen von der Iole ausleget, vielmehr auf sie, oder doch wenigstens eben so gut, gedeutet werden. Maffei gem. antiche P. II. p. 215. Sieh Iole. Dergleichen Wechsel trafen sie einst bey dem Bacchusfeste, und legeten sich auch in den vertauschten Kleidern auf dem Tmolus, in einer Höhle, nieder. Weil nun Pan sich auf das heftigste in die Omphale verliebet hatte, und ihr solche Nacht beyzukommen gedachte, so schlich er sich heimlich an den Ort, wo sie lagen, traf auch der Königinn rechtes Bette, weil er aber die Löwenhaut fühlete, so glaubte er, es wäre Herkules, schlich also sachte wieder von dar hinweg, nach dem andern Bette. Weil nun Herkules in der Königinn Kleidern lag, so vermeynte er recht angekommen zu seyn. Allein, Herkules stieß ihn mit solcher Gewalt von sich, daß er mit großem Gepolter auf den Boden fiel. Omphale rief indessen nach richte, und sie sahen insgesammt den albernen Liedhaber, der sich [1786] von seinem Falle kaum wieder aufrichten konnte, und mit dem größten Gelächter wieder fort gelassen wurde. Ovid. Fa st. II. v. 305. Einige ziehen dieses alles in Zweifel, und wollen nur, Omphale habe sich in den Herkules verliebet, weil sie so viel von dessen sonderbaren Thaten gehöret, weswegen sie ihn denn zu sich kommen lassen. Weil dieser sie nun eben so schön, als sie ihn tapfer befunden, so habe er sich von ihr so fern bemeistern lassen, daß er gethan, was er gemerket, das ihr angenehm sey, ohne daß er deswegen jemals in ihren Diensten gestanden, oder ihr Sclav gewesen. Palæph. l. c. Dem sey aber, wie ihm wolle, so soll doch von ihr und dem Herkules, durch den obbemeldeten Agelaus, Krösus abgestammet seyn. Apollod. l. c. Einige halten sie mir der Iole für einerley Person. Gyral Hercul. p. 591. Sie soll sonst eine scharfe Herrschaft über die Lydier geführet und die Vornehmen gezwungen haben, ihre Töchter an ihre Knechte zu verheurathen; ja sie sperrete auch deren Weiber selbst mit den Knechten ein und nöthigte sie, mit solchen zu thun zu haben. Außerdem soll sie gewohnt gewesen seyn, diejenigen Fremden und Gäste, denen sie sich erst überlassen hatte, nachher hinzurichten. Athen. Dipnos. l. XI. c. 3. p. 515.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1785-1787.
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