Ïole

[1355] ÏŎLE, es, Gr. Ἰόλη, ης, des Eurytus, Königs zu Oechalia, Tochter, wurde von dem Herkules zur Gemahlinn verlanget. Weil aber ihr Vater sich an dessen Betragen gegen die Megara stieß, so trug er Bedenken, sie ihm zu geben. Diod. Sic. l. IV. c. 33. p. 165. Hierüber kam es zu Feindseligkeiten. wobey Herkules die Iole gefangen mit sich hinweg [1355] führete. Sieh Eurytus. Sie veranlassete aber auch des Herkules Tod, weil Dejanira eifersüchtig über sie wurde und ihm die vergiftete Kleidung schickete. Sieh Deianira und Hercules. Man glaubet, sie beyde noch auf geschnittenen Steinen zu erblicken, wo die weibliche Gestalt in einer schamhaften und widerstrebenden, oder auch demüthigen Stellung steht. Herkules aber sie gleichsam zu trösten scheint, da er sie mit seiner rechten Hand berühret. Lipperts Dactyl. I Taus. 601, 602. N. So will man auch beyder Köpfe auf andern Steinen erkennen, wie wohl andere des Herkules und Hyllus seinen daraus machen; Ebend. 565 N. oder ihn mit der Deianira oder Hebe gepaaret zu seyn glauben. Begeri Thes. Brand. T. I. p. 30. Nach einigen wollte Iole selbst den Herkules durchaus nicht haben; und, da er schon Oechalien erobert hatte, und drohete, ihre Aeltern nieder zu machen, so ließ sie solches eher geschehen, als daß sie in sein Verlangen willigte Hygin. Fab. 35. Immittelst befahl er doch, da er sterben mußte, es sollte sein ältester mit der Deianira erzeugeter Sohn, Hyllus, diese Iole nehmen, so bald er erwachsen seyn würde. Apollod. l. II. c. 7. §. 7. Dieß geschah auch hernachmals. Ovid. Metam. IX. 279. Gleichwohl soll doch Herkules mit ihr den Lamius, Kamirus und Lydus, Nat. Com. l. VII. c. 1. p. 692. oder doch den Lydius und Kamirus gezeuget haben. Paullus ap. Boccacc. l. XIII. c. 18. Sie soll es seyn, die man auf einigen geschnittenen Steinen mit der Löwenhaut umgethan und der Keule auf ihrer linken Schulter, bald mit einer. Beschuhung, bald ohne dieselbe antrifft. Maffei gem. ant. T. II. t. 101, 102. Chauss. gem. ant. fig 115. Eben diese Vorstellung kömmt auch auf einer mäonischen Münze vor, wo man sie aber auf die Omphale deutet. Beger. Thes. Brand. T. I. p. 500. Ueberhaupt ist es schwer, diese beyden zu unterscheiden. Daher auch der schon geschnittene Kopf auf einem Cameo, der mit dem Löwenkopfe bedecket ist, so wie ein anderer auf einer Gemme, die man für der Iole [1356] ihren angiebt. Borioni collect. antiq. Roman. t. 46. & 45. p. 33. eben so gut der Omphale ihre seyn können, zumal man dergleichen auch findet. Maffei l. c. t. 103.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1355-1357.
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