Python

[2132] PYTHON, ónis, Gr. Πύθων, ωνος, des Demogorgons und der Erde, Hygin. Præf. p. 14. oder doch wenigstens dieser Sohn. Id. Fab. 140. Er war ein grausamer Drache, der, nach einigen, mit seinem besondern Namen Delphynes hieß, und eigentlich weibliches Geschlechtes gewesen seyn soll. Apollon. l. II. v. 708. & Schol. ad h. l. Den Namen Python oder Pytho, wie man ihn auch schreibt, soll er davon erhalten haben, daß er auf der Erde verfaulet sey. Πύθεσθαι Homer. Hymn. in Apoll. 371. Man machet ihn so ungeheuer groß, daß er mit seinen Krümmen die Berge bedeckte, mit seinem Rachen ganze Flüsse aussoff, und mit seiner Mähne, oder seinem Halse, die Sterne berührete. Claudian. Præf. adl. I. in Rufin. v. 3. Er hatte seinen Aufenthalt auf dem Berge Parnassus, und dienete den Menschen statt eines Orakels. Weil er aber wußte, daß er von der Latona Sohne werde hingerichtet werden, so verfolgete er diese aufs heftigste, als er hörete, daß sie schwanger wäre. Da sie ihm aber der Nordwind, auf Jupiters Geheiß, entrückete, so kehrete er wieder nach dem Parnasse zurück. Indessen kam Latona mit dem Apollo nieder, und den vierten Tag hernach erlegete derselbe den Python mit seinen Pfeilen, damit er seine Mutter rächete, warf dessen Gebeine in des Orakels Abgrund, und bemächtigte sich darauf dessen selbst, wovon er den Beynamen Pythius erhielt. Hygin. l. c. Cf. Serv. ad Virgil. Aen. III. 73. Nach einigen entstund dieser Drache, als die Erde nach Deukalions Wasserfluth wieder in etwas trocken wurde, aus dem zurückgebliebenen Schlamme; und Apollo leerete fast seinen ganzen Köcher mit den Pfeilen aus, da er ihn erlegete. Ovid. Met. I. v. 438. Nach andern veranlassete ihn Python selbst dazu, als er ihn nicht zu dem delphischen Orakel [2132] lassen wollte, dessen Hüter er war. Apollod. l. I. c. 4. §. 1. So wollen auch einige, er habe, da Latona mit ihrem Apollo auf dem Arme daselbst vorbey gegangen, einen Anfall auf sie gethan. Euripid. Iphig. in Taur. 1245. Athen. l. XV. c. 20. p. 701. Es soll ihn aber Juno selbst hervor gebracht haben, da sie in vollem Zorne mit der Hand auf die Erde geschlagen. Nicand. ap. Nat. Com. l. IV. c. 10. p. 357. Cf. Hom. Hymn. in Apoll. 340. Als ihn Apollo hinrichtete, so schrye das Volk zu Delph ihm immer zu: Ἰὴ, ὶὴ, παιῆον, ἵει βέλος Callim. Hymn. in Apoll. v. 104. Doch schreiben andere diesen Zuruf den korycischen Nymphen zu. Apollon. l. II. v. 714. Sieh Pæan. Nach diesen war also Apollo noch sehr jung, da er solches Unthier fällete. Gleichwohl scheint es aus andern, daß er schon erwachsen gewesen, da er dieses ausgeführet. Hom. l. c. 300. Ovid. l. c. Einige glaubeten, Pytho habe sich, nachdem sie verwundet worden, in das Thal Tempe geflüchtet, wo sie gestorben, und schon beerdiget gewesen, als Apollo dahin gekommen. Plutar. Quæst. gr. p. 293. T. II. Opp. Es mußte aber Apollo dieses erlegeten Drachens wegen neun Jahre ins Elend gehen, worauf er erst Vorsteher des Orakels wurde. Spanh. ad Callimach. l. c. ad v. 101. Indessen soll solcher Python eigentlich ein Sohn des Krius, eines Fürsten in Euböa, gewesen seyn, der viel Gewaltthätigkeiten ausgeübet, und den Tempel des Apollo, nebst den Häusern reicher Leute, beraubet hat. Pausan. Phoc. c. 6. p. 620. Sonst hält man ihn auch mit dem ägyptischen Typhon für einerley; und, weil Python, oder, durch Buchstabenwechsel, Typhon, im Phönicischen eine Schlange bedeutet, so soll man daher Gelegenheit genommen haben, ihn selbst zu dergleichen zu machen. Banier Entret. VI. ou P. I. p. 154. Dess. Erl. der Götterl. II B. 127 S. Es läßt sich aber dawider verschiedenes einwenden. Schlegel ama. O. N. 100.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2132-2133.
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