Abraames, S.

[8] S. Abraames (Abraam, Abraham), Ep. (14. Febr.) Der hl. Abraames, Bischof zu Carrä in Mesopotamien, war zuerst Einsiedler und führte als solcher eine sehr strenge Lebensweise. Voll des Eifers für die Ausbreitung des Reiches Jesu Christi ging er in ein Dorf des Berges Libanon, dessen Bewohner noch in den Finsternissen des Heidenthums versunken lagen, und predigte ihnen das Evangelium. Die ersten Tage seines Aufenthaltes daselbst lebte er als Kaufmann, mit Früchten handelnd; dann aber fing er an, Christum Jesum zu verkünden. Kaum hatten sie jedoch bemerkt, daß er wider die Götter lehre, so beschlossen sie ihn zu tödten. Allein die Sanftmuth und Geduld, womit der Heilige die härtesten Mißhandlungen von ihnen ertrug, rührte sie so sehr, daß sie ihm das Leben schenkten. Bald darauf kamen an diesen Ort Steuereinnehmer, welche die Leute arg mißhandelten, und die, welche nicht zahlen konnten, ins Gefängniß warfen. Gerührt durch das Loos dieser Unglücklichen, machte der hl. Abraames ein Anlehen und bezahlte für sie. Diese großmüthige Handlung gewann ihm Aller Herzen und machte sie zur Aufnahme des Christenthums noch bereiter. Drei Jahre blieb Abraames bei ihnen, sie im christl. Glauben unterrichtend, dann aber kehrte er wieder in die Einsamkeit zurück, die Sorge für ihr geistiges Heil einem gottesfürchtigen Priester anvertrauend. Allein nicht lange genoß er der Ruhe; denn bald darauf ward er auf den bischöfl. Stuhl zu Carrä, einer überaus lasterhaften Stadt, erhoben. Mit dem neuen Stande änderte er nichts in seiner frühern Lebensweise und starb i. J. 422 zu Constantinopel, wohin er vom Kaiser Theodosius dem Jüngern berufen worden war. Von da ward sein Leib unter den größten Feierlichkeiten in seinen Bischofssitz zurückgebracht. Der Kaiser hatte schon zu seinen Lebzeiten zu diesem hl. Manne eine überaus große Verehrung, und bewies dieselbe auch nach seinem Tode noch, indem er aus Ehrfurcht gegen dessen Andenken ein Kleid behielt, welches der Heilige an gewissen Tagen zu tragen pflegte.


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 8.
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