Abraham, S. (1)

[8] 1S. Abraham, Patriarcha (9. Okt.) Hebr. Abraham, d.i. Vater der Menge. – Der hl. Patriarch Abraham, früher Abram, d.h. erhabener Vater, später aber wegen seiner Berufung zum Stammvater eines großen Volkes von Gott Abraham genannt, war der Sohn des Thare und wurde i. J. 1996 vor Chr. zu Ur in Chaldäa geboren. Er hatte den Nachor und den Aran zu Brüdern, von denen der Letztere den Lot, die Melcha und die Sara hinterließ. Sara, früher Sarai, d.h. meine Fürstin, später aber von Gott Sarah, d.i. Fürstin genannt, wurde von Abraham zur Frau genommen, während Nachor [8] die Melcha heirathete (1. Mos. 11,26–29). Durch den hl. Abraham wollte Gott die wahre Religion mitten unter dem Heidenthume erhalten und verbreiten; daher gab er ihm den Befehl, Vaterland und Verwandte zu verlassen und nach Kanaan zu ziehen. Abraham gehorchte und errichtete daselbst einen Altar (1 Mos. 12,1–9). Eine Theurung im Lande war die Veranlassung, daß Abraham sich nach Aegypten begab, wo er sich jedoch nicht lange aufhielt, sondern bald wieder nach Kanaan zurückkehrte (1. Mos. 13,1–4). Hier war es nun, wo ihm der Herr erschien, die Geburt eines Sohnes aus der Sara ankündigte und ihm die Verheißung gab, es werden in ihm alle Völker der Erde gesegnet werden (1. Mos. 22,18). Seine Ehe mit Sara war kinderlos; daher gab ihm diese ihre Magd Agar zum Weibe, von welcher ihm Ismael geboren wurde. Als Abraham 100 Jahre alt war, kam der verheißene Isaak zur Welt und wurde am 8. Tage beschnitten. Um Abraham zu prüfen, verlangte Gott von ihm das Opfer seines Sohnes Isaak; begnügte sich aber mit seinem glaubensvollen Gehorsam und erneuerte die früher gemachten Verheißungen. Nach dem Tode der Sara nahm Abraham die Ketura zum Weibe, die ihm Zamran, Jeksan, Madan, Jesbok und Sue, die Stammväter morgenländischer Völker, gebar. Abraham starb 175 Jahre alt (1821 v. Chr.) und wurde neben Sara begraben. Die Verehrung des hl. Abraham war auch unter den Christen sehr groß; auf's wenigste wissen wir aus dem Geschichtschreiber Sozomenus, daß es unter ihnen Sitten war, alle Jahre in das Thal Mambre, wo dem Abraham der Allerhöchste in Gestalt eines Engels erschien, zu wallfahrten. Constantin d. Gr. ließ in diesem Thale eine Kirche bauen. Sein Fest findet sich in den Martyrologien sowohl der griech. als latein. Kirche; ja in einem alten Brevier des Carmelitenordens ist ein eigenes Officium aufdasselbe. Seines Opfers auf Moria (Morijah) wird noch jetzt in der hl. Messe gedacht, und kommt sein Name in der Litanei für Sterbende vor. Bei Abrahams künstlerischen Darstellung wird in der Regel auf das Opfer auf dem Berge Moria (1. Mos. 22, 1 ff.) Rücksicht genommen; wird er aber allein dargestellt, so hat er gewöhnlich einen Widder zur Seite und hält ein Opfermesser in der Hand.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 8-9.
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